Nach der Wiedervereinigung – Was sich für Frauen änderte

Foto: https://www.flickr.com/photos/30963112@N02/ CC BY-SA 2.0
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Zehn Jahre nach der kapitalistischen Restauration haben sich die Chancen für Frauen massiv verschlechtert.

Zwar hat es in der DDR bei weitem keine wirkliche Gleichberechtigung von Frauen gegeben, aber es war für die allermeisten Frauen zumindest selbstverständlich einen Arbeitsplatz zu haben. Über 90 Prozent von ihnen arbeiteten oder machten gerade eine Ausbildung. Obwohl auch in der DDR Frauen im Durchschnitt etwa 30 Prozent weniger verdienten als die Männer, garantierte ihnen der Arbeitsplatz ökonomische Unabhängigkeit. Für viele bedeutete Arbeit auch Selbstbestätigung und Lebenssinn. Kaum eine Frau wollte nur „Hausfrau“ oder nach der Geburt eines Kindes länger als den zugestandenen Zeitraum von der Arbeit freigestellt sein. Durch ein Kindertagesstätten-Netz, dass den Bedarf zu 95 Prozent decken konnte, (zum Vergleich: 62 Prozent Bedarfsdeckung in der alten BRD), mehrwöchige Freistellung für die Betreuung erkrankter Kinder im Jahr und anderen Sozialleistungen, waren für Frauen Berufstätigkeit und Kinder miteinander vereinbar.
Heute sind über 60 Prozent, in manchen Städten sogar über 70 Prozent, aller Arbeitslosen Frauen. Während in der DDR junge Frauen zu etwa 10 Prozent der Ausbildungsberufe keinen Zugang hatten, werden heute etwa 40 Prozent aller Ausbildungsplätze nur jungen Männern angeboten.
Kinder zu bekommen bedeutet heute für viele Frauen einen sozialen Abstieg. Beispielsweise leben in Brandenburg 50 Prozent aller alleinerziehenden Frauen unterhalb der Armutsgrenze. Die Geburtenrate hat sich seit 1991 halbiert.
Die „Demokratie“ a la BRD hat aber auch zur Einschränkung des Selbstbestimmungsrechts von Frauen geführt. Während in der DDR jede Frau per Gesetz das Recht hatte, innerhalb der ersten 12 Wochen eine Schwangerschaft abzubrechen, sind Frauen jetzt nur unter bestimmten Voraussetzungen, (Zwangsberatung!), von einer Strafbarkeit bei Abbruch ausgenommen. Ein Indiz für weitere Beschränkungen von Frauen ist das Absinken der Scheidungsrate. Nicht, weil das Eheleben heute viel glücklicher ist, sondern vor allem, weil es Frauen auf Grund ökonomischer Abhängigkeiten viel schwerer gemacht wird, sich aus einer kaputten Ehe zu lösen.
Obwohl es auch in der DDR oft so war, dass ein großer Teil der Hausarbeit von Frauen erledigt wurde, hat sich das nach 1990 noch verstärkt. Frauen werden wieder mehr auf ihre Rolle als Hausfrau festgelegt. Beispielsweise waren sie 1988 für das Essenkochen in 57 Prozent aller Haushalte zuständig, 1991 aber schon in 73 Prozent der Haushalte.

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