Im Krieg stirbt die Wahrheit bekanntlich zuerst
von Holger Dröge, Berlin
Auch beim Angriff auf den Irak war kurze Zeit nach dem Start der Operation „Iraqi Freedom“ die Wahrheit das erste Kriegsopfer.
Bereits wenige Stunden nach Beginn der Invasion meldeten alliierte Truppen die Einnahme der Hafenstadt Umm Kasr. Tatsächlich ist der strategisch wichtige Ort bis heute (Stand 25. März 03) heftig umkämpft. Auch in der bereits als „gefallen“ gemeldeten Stadt Basra dauert der irakische Widerstand an.
Um Iraks Verstöße gegen die UNO-Auflagen zu „beweisen“ wurde sofort nach Kriegsbeginn von Einschlägen der – dem Irak verbotenen – Scud-Raketen in Kuwait berichtet. Auch Bundesverteidigungsminister Peter Struck widerholte die Lüge: „Es ist eine Scud-Rakete, aber weder mit B- noch mit C-Waffen bestückt“, so Struck nach den ersten irakischen Gegenschlägen. Später musste das dementiert werden, selbst das US-Militär widersprach dann diesen ursprünglich kuwaitischen Angaben. Angeblich Chemiewaffen-Fabrik gefunden Auch Meldungen über angeblich gefundene chemische Waffen bleiben dubios.
Medienberichten zufolge sind US-Truppen bei ihrem Vormarsch im Irak auf eine vermutete Giftgas-Fabrik gestoßen. Soldaten hätten die Anlage bei Nadschaf 160 Kilometer südlich von Bagdad entdeckt. Dies berichteten Korrespondenten des US-Fernsehsenders Fox und der Zeitung „Jerusalem Post“ unter Berufung auf Kreise des US-Verteidigungsministeriums. Das US-Central Command bestätigte indes nicht, dass es sich bei dem fraglichen Komplex um eine Chemiewaffen-Fabrik handelt.
Das US-Außenministerium verwies dagegen auf Berichte, wonach der irakische Präsident Saddam Hussein den General Ali Hassan el Madschid zum Angriff mit Chemiewaffen ermächtigt habe. Madschid alias „Chemie-Ali“ wird für den Giftgas-Angriff auf die kurdische Stadt Halabdscha vor 15 Jahren verantwortlich gemacht – damals kein Grund für die westlichen Staaten, mit Hussein zu brechen. Bei dem Einsatz am 16. März 1988 starben Schätzungen zufolge mehr als 5000 EinwohnerInnen. Mit der Behauptung jetzt widerspricht das Außenministerium allerdings einer Erfolgsmeldung der CIA. Der US-Geheimdienst hatte in der vergangenen Woche behauptet, bei den ersten Luftangriffen auf Bagdad sei Madschid getötet worden.
Angaben nach tagesschau und ARD-Brennpunkt vom 25. März 2003