„SS, SA, Bavaria“

Widerstand gegen Antisemitismus und Rassismus im Fußball ist nötig
 
„SS, SA, Bavaria“ war einer der Sprechchöre deutscher Fußballfans beim Spiel der deutschen Nationalmannschaft am 26. März in Slowenien. Hitlergruß und Absingen des Horst-Wessel-Liedes vervollständigten das Auftreten der Fußball-Nazis.
Rassistische Beleidigungen und offenes Auftreten von Neonazis in Fußballstadien sind keine Ausnahmen. Kürzlich wurden im Madrider Bernabeu-Stadion die schwarzen Spieler der englischen Nationalmannschaft beim Länderspiel von den spanischen Zuschauerrängen mit rassistischen Sprechchören und Affenlauten verhöhnt. In Italien und Spanien werden vermehrt Hakenkreuz-Fahnen bei Fußballspielen gezeigt. In den Niederlanden sind antisemitische Parolen im Stadion nicht selten. Auch in Deutschland hört man immer wieder das „U-Bahn-Lied“, das vom Bau einer U-Bahn nach Auschwitz für die Fans des gegnerischen Vereins handelt.
Bestärkt werden Neonazis und Rassisten durch Aussagen von Funktionären, Trainern und Spielern. Um einen seiner Spieler für die Begegnung mit dem französischen Stürmer Thierry Henry be-sonders zu motivieren, raunte der spanische Trainer Luis Aragones ihm zu: „Du musst dein Spiel machen. Sag’ dem Scheißneger, dass du besser bist als er.“ Der ehemalige Torhüter der deutschen Nationalelf, Toni Schumacher, erklärte auf die Frage, warum keine weißen Spieler mit Urwaldlauten konfrontiert werden würden: „Vielleicht weil die nicht aussehen wie Affen.“

„Ausländerbegrenzung“

Auch die seit Jahrzehnten andauernde Debatte über die Begrenzung der Anzahl von Ausländern in Fußballmannschaften stärkt Rassismus und Nationalismus. Ähnlich der Argumente, dass Ausländer den Deutschen angeblich die Arbeitsplätze wegnähmen, wird unermüdlich vor der angeblichen Gefährdung der Karriere junger deutscher Spieler durch ausländische Kicker gewarnt. So äußerte der DFB-Präsident Mayer-Vorfelder 1991: „Wenn beim Spiel Bayern gegen Cottbus nur zwei Germanen in den Anfangsformationen stehen, kann irgendetwas nicht stimmen.“

Rechte Fankultur

Neonazis im Stadion sind nichts Neues. Bereits in den achtziger Jahren hatte sich eine rechte Fankultur in deutschen Stadien gebildet. Neonazis sammelten sich in eigenen Fanklubs mit so aussagekräftigen Namen wie „Borussenfront“ in Dortmund oder „Endsieg“, „Wannseefront“ oder „Zyklon B“ als Fanklubs von Hertha BSC Berlin. Eine dauerhafte Verankerung in den jeweiligen Fanszenen gelang diesen Klubs aber nicht. Dies ist nicht zuletzt auch der Entstehung von antifaschistischen Faninitiativen in dieser Zeit zu verdanken. Einige rechte Fanklubs wie die Borussenfront bestehen aber weiterhin.

Vereine gegen Rechts?

Im Oktober 1998 hatte der Deutsche Fußballbund alle deutschen Vereine zur Umsetzung eines Maßnahmenpaketes aufgerufen. Es enthielt zehn Vorschläge zur Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus. Unter anderem wurde die Aufnahme eines Antirassismus-Paragrafen in die Vereinssatzungen angeregt. Passiert ist nicht viel. In den meisten Vereinen nahm dieser Plan den direkten Weg in die Schublade. In Vereinen, wie zum Beispiel beim FC Schalke 04, wo konkrete Maßnahmen beschlossen wurden, ist dies weniger auf die Vereinsführung als auf die Wirkung und den Druck jahrelanger Arbeit von antifaschistischen Fanclubs zurückzuführen. Auch die Angst vor dem Verlust von Werbekunden und Zuschauern treibt die Funktionäre an.
Aktiv werden gegen Nazis im Stadion
In den vergangenen Monaten ist ein verstärktes Bemühen der neofaschistischen NPD zu erkennen, in den Fankurven Fuß zu fassen. Sie tut dies weniger durch martialisches Auftreten oder offen durch Nazi-Parolen, sondern durch das Anknüpfen an der Unzufriedenheit vieler Fans über zunehmende Kommerzialisierung ihres Sports und die verstärkten Repressionen durch Ordnerdienste und Polizei. Faninitiativen wie das Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF) sehen deshalb die Notwendigkeit, die antifaschistische Arbeit im Stadion mit der gegen Kommerzialisierung und Kriminalisierung von Fußballfans zu verbinden. BAFF und andere Fanclubs rufen dazu auf, gerade auch zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland verstärkt gegen Rechts im Stadion aktiv zu werden und Neonazis aus den Stadien zu vertreiben.

von Jörn Kroppach, Hamburg

BAFF-Kongress
18./19. Juni 2006 in Hamburg
Infos und Anmeldung: www.aktive-fans.de