Kampagne für gewerkschaftliche Rechte in Pakistan (TURC-P) setzt Erdbebenhilfe fort – Spenden weiter dringend benötigt
Rukhsana Manzoor, landesweite Koordinatorin der TURC-P, berichtet über aktuellen Stand der Arbeit
Die Kampagne für gewerkschaftliche Rechte in Pakistan (TURC-P) begann mit ihrer Unterstützungsarbeit am 9. Oktober 2005. Bereits einen Tag nach dem schrecklichen Beben wurde mit der Einrichtung von drei Hilfszentren in Lahore begonnen, um zunächst Lebensmittel, Decken, warme Kleidung und Geldspenden für die Erdbebenopfer in Kaschmir sowie der Region Hazara in der Nord-West-Grenzprovinz in Pakistan zu sammeln.
Unmittelbar danach folgten die Hilfsaktionen in Koti, Kaschmir. Von hier aus wurde Hilfe in die Städte Rawla, Kot und Bagh entsandt. Bis jetzt sind über 36t Lebensmittel und andere Hilfsgüter verteilt worden.
Azad Qadri, Sekretär der TURC-P, begab sich direkt nach dem verheerenden Beben in die Stadt Bagh. Gemeinsam mit der Kampagne für gewerkschaftliche Rechte in Kaschmir (TURC-K) wurde hier ein Camp errichtet, um die Hilfsarbeit zielgerichtet ausweiten zu können. Zu diesem Zwecke wurde auch ein Treffen von VertreterInnen aller größeren Gewerkschaften in Lahore einberufen, um die Hilfe untereinander zu koordinieren. 21 Einzelgewerkschaften waren hierbei vertreten, u.a. die der Telekombeschäftigten, der Post- und der Bankangestellten, die Eisenbahnergewerkschaft und die Gewerkschaft der medizinischen Berufe. Einstimmig wurde der Aufbau eines Camps unter der Flagge der TURCP beschlossen.
MitstreiterInnen der TURC-P stellten die Kampagnearbeit in ihren einzelnen Gewerkschaftsgliederungen vor und stießen nicht nur vor Ort am Arbeitsplatz, sondern auch in den Wohnvierteln auf große Resonanz: In nur zwei Tagen hatten die TURC-P-Aktiven bereits so viele Material- und/oder Geldspenden beisammen, dass die ersten beiden Container mit Hilfsgütern in die betroffenen Gebiete Kaschmirs und Hazaras geschickt werden konnten.
Insgesamt konnten bisher sieben LKW-Ladungen mit Lebensmitteln, Decken, Medikamenten, Zelten, warmer Kleidung, Trinkwasser und Hygieneartikeln in die Erdbebenregionen in Kaschmir und in der Nord-West-Grenzprovinz entsandt werden. Die Kampagne für gewerkschaftliche Rechte hat die Versorgung der Gebiete rund um die Stadt Bagh sicher gestellt. D.h., dass 10 Dörfern und rund 20.000 Menschen geholfen werden konnte. Schätzungsweise weitere 1.300 Menschen konnten darüber hinaus in der Nord-West-Grenzprovinz von der TURC-P mit Hilfsgütern beliefert werden. Fünf LKWs wurden nach Bagh entsandt und weitere zwei in die Hazara-Region rund um die Orte Bat Gram und Shangla.
Bedauerlicherweise kamen auch sieben Mitglieder der TURC-P in verschiedenen Gebieten in Hazara beim Beben ums Leben. Andere MitstreiterInnen haben Verwandte und Freunde verloren. Azad Qadri, einer der führenden Gewerkschafter im Streik der Telekombeschäftigten von Mai bis Juni diesen Jahres und gleichfalls Sekretär der TURC-P verlor durch das verheerende Beben 34 nahe Verwandte. Etliche TURC-P-Mitglieder haben herbe menschliche Verluste zu beklagen, vier von ihnen beklagen seither den Tod sämtlicher Familienangehöriger. Ungeachtet solcher menschlicher Tragödien oder vielleicht auch gerade deshalb haben die TURC-P-MitstreiterInnen eine entscheidende Rolle dabei gespielt, eine Hilfsaktion nach der anderen zu gewährleisten und etlichen Menschen direkte Hilfe zukommen zu lassen. Tagelang wurde ohne Unterbrechung, Schlaf oder Pausen gearbeitet, um sicher zu stellen, dass Hilfsgüter und Lebensmittel die Bedürftigen erreichen konnten.
Der Arbeitsschwerpunkt der TURC-P liegt in 10 Bergdörfern rund um die Stadt Bagh. Hier ist seit dem Beben nahezu die gesamte Infrastruktur nicht mehr funktionsfähig. 22 Schulen sind vollkommen zerstört und für insgesamt 13 Dörfer existieren lediglich noch drei medizinische Einrichtungen.
Neue Schulen und Krankenhäuser
Die Kampagne für gewerkschaftliche Rechte in Pakistan und in Kaschmir beschloss, fünf Schulen in den 10 Dörfern um Bagh zu errichten und somit für einen Neubeginn des Unterrichts zu sorgen. Die TURC will sich dafür einsetzen, dass dafür alle benötigten Resourcen und Materialien zur Verfügung gestellt werden. Die Einrichtung der Schulen unterliegt übrigens dem eigens dafür eingerichteten und demokratisch gewählten „Arbeiterkomitee für Hilfe und Wiederaufbau in Bagh“. Das Komitee wurde gebildet, um die Hilfsarbeit der TURC abstimmen zu können. Die TURC in Kaschmir setzt sich zudem dafür ein, dass Medikamente und medizinische Einrichtungen das Hospital in Bagh erreichen.
Die Vereinigung der Notärzte und Pflegekräfte arbeitet eng mit der TURC-K zusammen, um die Gesundheitsversorgung in den entlegenen Gebieten zu gewährleisten und gemeinsam drei Basislager zur medizinischen Versorgung in den Bergregionen einzurichten. Über 28.000 Menschen werden NutznießerInnen dieser Maßnahme sein.
Die TURC-P bedankt sich ausdrücklich bei allen Gewerkschaften, Einzelmitgliedern, Gewerkschaftsgliederungen und Fachbereichsgruppen, bei allen ArbeiterInnen und KollegInnen weltweit, die wertvolle Hilfe geleistet haben, indem sie bei der Beschaffung von Lebensmitteln, Kleidung, Decken, Zelten und Medikamenten geholfen haben, um den vom Erdbeben Betroffenen erste Hilfe zukommen zu lassen. Die Geldspenden haben die TURC dazu befähigt, sehr viele Menschenleben zu retten und die Not durch Lebensmittel und Schutzmaßnahmen zu lindern.
Eine Fortsetzung der finanziellen Hilfe würde der Kampagne für gewerkschaftliche Rechte erlauben, Schulen und medizinische Einrichtungen wieder aufzubauen. Weitere Unterstützung wird benötigt, um es den KollegInnen zu ermöglichen, die Hilfe auf die Region um Hazara auszuweiten und die geplanten fünf Schulen und drei Krankenstationen aufzubauen. Diese Projekte sind zeitlich auch dringend nötig, da der Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur – besonders von Krankenhäusern und Schulen – Jahre dauern wird.
Die weltweite Unterstützung zeigt, was internationale Solidarität in der Praxis bedeutet! Finanzielle Unterstützung bedeutet in diesem Fall auch einen entscheidenden Beitrag beim Wiederaufbau gewerkschaftlicher Strukturen in den vom Erdbeben heimgesuchten Regionen. Ihr könnt euch dessen sicher sein, dass die KollegInnen in Pakistan und Kaschmir diese globale Hilfe der internationalen Arbeiterbewegung niemals vergessen werden!