Kein Platz für Nazis in Stolberg: Erfolgreiche Gegendemonstration

1.500 DemonstrantInnen stellen sich den 400 Nazis entgegen.


 

[Fotos der Demo auf der Website der belgischen Schwesterpartei der SAV]

Am heutigen Samstag, den 26. April 2008 haben Neonazis zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen einen als "Trauermarsch" getarnten Aufzug in Stolberg durchgeführt.

Der Anlass, diesmal für die NPD, war der Tod eines Jugendlichen, der bei einem Streit vor einigen Wochen getötet wurde. Die Strategie der Nazis scheint zu sein, dass sie aus diesem Todesfall einen Märtyrer zusammenstricken wollen, um aus Stolberg einen jährlichen Wallfahrtsort zu machen. Dies wurde heute durch eine laute, bunte und starke Gegendemonstration verhindert: Rund 1.500 Menschen aus Stolberg und der Region aber auch aus den Niederlanden und Belgien waren gekommen, um sich den Faschisten in den Weg zu stellen.

Nachdem vor zwei Wochen noch 800 Nazis aufmarschiert waren, kamen diesmal mit 400 nur noch die Hälfte, obwohl die Bundesvorsitzenden von NPD und JN als Redner auftraten.

Ein Bündnis aus verschiedenen Gruppen und Organisationen der antifaschistischen Linken hatte zur Demo aufgerufen. Maßgeblich beteiligt daran waren allerdings sowohl die Linksjugend [`solid] als auch die SAV.

Bereits in der Woche vor der Demo wurden in Stolberg tausende Flugblätter verteilt, Plakate geklebt und Infotische für die Demonstration am Samstag organisiert. Der Stolberger Bürgermeister und alle im Rat vertretenen Parteien hatten zu einer Kundgebung am Freitag aufgerufen. Ihr Ausweichen vor den Nazis begründeten sie damit, man wolle den Nazis Samstags "die kalte Schulter" zu zeigen.

Den Nazis entgegentreten war dagegen das Motto der heutigen Demo. Dass die Beteiligung an der Demo heute über den Kreis der Antifa-Szene hinausging, lag an der guten Mobilisierung und an dem politischen Druck, den diese entfachen konnte. Viele RednerInnen der LINKEN, von Linksjugend [`solid], der SAV, Gewerkschafter, aber auch der Grünen Jugend und Einwohner Stolbergers sprachen auf der Demonstration.

Marc Treude, SAV-Mitglied und Stadtratsmitglied für DIE LINKE in Aachen, hatte die Demonstration angemeldet. Er wies auf den politischen Skandal hin, dass Neonazis zum dritten Mal durch das von vielen MigrantInnen bewohnte Mühlenviertel marschieren konnten und forderte die Polizei auf, den Weg für die antifaschistische Demonstration freizumachen, damit diese in das Mühlenviertel ziehen und den AnwohnernInnen ihre Solidarität zeigen könne: "Wir kämpfen auch gegen jede Form von Rassismus. Wir fordern Gleiche Rechte für alle hier lebenden Menschen. Und wir fordern: Keinen Fußbreit den Faschisten. Keine Straßen, keine Plätze, keine Räume für Nazis." rief er unter großem Beifall.

Die Polizei stoppte den Demozug der Nazigegner kurz vor dem Aufmarschort der Faschisten.

Manfred Engelhardt, Vorsitzender der ArGe der Studentenwerkspersonalräte NRW, machte auf den Zusammenhang zwischen Kapitalismus, Rassismus und den Neonazis aufmerksam. Jörg Jörissen von der Linken Jugend Aachen wies dann nochmal deutlich auf die Notwendigkeit hin, sich zu organisieren, um gegen Rassismus und Sozialabbau zu kämpfen. Für de SAV sprach Lucy Redler aus Berlin, Sie unterstrich, dass es die großen Konzerne seien, die trotz Subventionen und Rekordgewinnen immer mehr Arbeitsplätze vernichten würden. Deshalb müsse man sich gemeinsam wehren, egal welcher Nationalität man angehöre. Den nationalen Phrasen der Nazis müsse man die internationale Idee des Sozialismus entgegensetzen.

Kämpferische Demo – sechs Stunden lang!

Nach einem lautstarken Zug durch die Stolberger Innenstadt zog die Demo dann bis zum Olof-Palme-Friedensplatz, wo in Sicht- und Hörweite der NPD-Kundgebung gerade begonnen hatte. Die Polizei hatte einen massiven Korridor gebildet, aber trotzdem wurde dort noch drei Stunden lang lautstark protestiert – bis auch die letzten Nazis abgezogen waren.

Bilanz: Es ist gelungen, mit einer guten Demonstration zu zeigen, dass man sich den Nazis in den Weg stellen kann und muss – zur gleichen Zeit, am gleichen Ort. Wenn beim nächsten Mal sich endlich auch die Gewerkschaften ihrer Verantwortung bewusst werden und mobilisieren kann ein weiterer Aufmarsch der Nazi komplett verhindert werden.