Kolumne von Lucy Redler
Der offene Verrat Norbert Hansens sorgte für helle Empörung. Dass Hansen als Transnet-Chef in Sachen Bahnprivatisierung alle Register zog, um dann zur Deutschen Bahn zu wechseln und dort als Arbeitsdirektor die Ausgliederungen von Tausenden Beschäftigten, Stellenabbau und den Einsatz von Lokführern als Müllmänner durchzusetzen, hat zu Recht zu Wellen der Entrüstung geführt.
Und Hartmut Mehdorn sagt Danke: Hansens neues Gehalt könnte sich von bisher jährlichen 100.000 Gewerkschafts-Euro verzehnfachen.
Aber so dreist und widerlich Hansens Verrat ist – er ist keine Seltenheit. Der Einkauf von Betriebsräten oder Gewerkschaftsführern ist ein gewöhnliches Korruptions-Werkzeug im Baukasten der herrschenden Klasse.
So wurde auch Kurt Lange, früher Chef der Berliner ötv, vom BEWAG-Vorstand eingesackt. Herbert Mai, Ex-Vorsitzender der ötv, wechselte zum größten deutschen Flughafenkonzern Fraport. Vattenfall kaufte den IG BCE-Funktionär Alfred Geißler. Monika Wulf-Mathies wechselte von der ötv, deren Chefin sie war, zur EU-Kommission.
Es gibt unzählige weitere Beispiele. Aber warum ist das so? Weil Hansen, aber auch andere Gewerkschaftsführer mit einem Gehalt von 100.000 Euro den Vorständen der Konzerne näher sind als den Kollegen im Betrieb. Und weil sie ihren Frieden mit dem Kapitalismus geschlossen haben. Wer in Zeiten von Krise und leeren Kassen nicht bereit ist, für eine grundlegende Alternative zum Kapitalismus zu kämpfen, wird sehr schnell den kapitalistischen Sachzwängen erliegen. Wer einen Schritt weitergeht, wird eingekauft.
Hansen und Mehdorn muss der offene Kampf angesagt werden. Das wird jedoch nur möglich, wenn wir in den Gewerkschaften für eine politische Alternative zu Frank Bsirske, Berthold Huber und Neu-Transnet-Chef Lothar Krauß sowie für eine antikapitalistische Gewerkschaftspolitik kämpfen. Gewerkschaftsfunktionäre dürfen nicht mehr verdienen als einen durchschnittlichen Facharbeiterlohn.