Britannien: Erfolgreicher Protest in Codnor gegen das „Red White & Blue Festival“ der rechtsextremen BNP

Die größte Demo, die der mittelenglische Ort Codnor in den letzten Jahren erlebt hat, marschierte am Samstag, 16. August, in Richtung des „Red White & Blue Festivals“ (RWB) der BNP. Die über 500 TeilnehmerInnen marschierten mit Gewerkschaftsbannern und -fahnen sowie Plakaten zum Anfang der Codnor Denby Lane, dem Platz, wo das Festival stattfand.


 

von einem Antifaschisten aus Nottinghamshire

Der Protesttag war der Höhepunkt monatelanger Aktivitäten des „Stop the BNP“-Netzwerkes in den East Midlands, einer vor Ort verankerten breioten Kampagne. Diese Kampagne, die rund 40.000 Flugblätter verteilt hatte, spielte eine Schlüsselrolle dabei, den Gemeinderat von Amber Valley Council davor zu bewahren, der BNP eine Musik- und Alkohollizenz auszustellen und ergriff die Initiative zur Mobilisierung gegen das BNP-Festival, ein Aufruf, der auch von Gewerkschaften, der Organisation „Unite Against Fascism“ (UAF) und anderen breit aufgenommen wurde.

Während der Vorbereitungen für die Proteste half die ursprüngliche Kampagne in Nottingham dabei, Gruppen in Amber Valley, wo das Camp der BNP stattfand, und in Derby wie auch Verbindungen zu „Lincoln against Racism and Fascism“, aufzubauen. Letztere hatte zuvor Demonstrationen durch Lincoln organisiert, die einen öffentlichen Verkaufsstand der BNP erfolgreich verhinderten, welcher örtliche sozialistische AktivistInnen einschüchtern sollte. Die „Stop the BNP“-Kampagne baute auch einen breiten Unterstützerkreis für die Proteste in den Gewerkschaften auf, wodurch man teilweise starken Support von der Bahnarbeitergewerkschaft RMT und ASLEF, der Gewerkschaft der Feuerwehrleute, erhielt.

Die „Stop the BNP“-Kampagne organisierte über zwei Stunden vor Demobeginn eine erfolgreiche mobile Zusammenkunft. RednerInnen von der Socialist Party (Schwesterorganisation der SAV und Sektion des CWI in England und Wales), den Gewerkschaften, von „Youth against Racism in Europe“ (YRE), der „Stop the BNP“-Kampagne in Nottingham und Amber Valley und weitere erklärten ihre Opposition gegen das „Red, White and Blue“-Camp. Mitglieder der Socialist Party und andere erklärten die Gründe für das Anwachsen der BNP mit dem Mangel einer grundlegenden Versorgung für weite Teile der Bevölkerung und dem nicht Vorhandensein einer wirklichen politischen Vertretung.

Die „Campaign for a New Workers Party“ (CNWP; Kampagne für eine neue Arbeiterpartei) wurde ins Leben gerufen, die dazu aufruft, allen Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund aus der Arbeiterklasse eine Stimme zu geben. Rob Windsor, Socialist Party-Stadtrat und Unterstützer der CNWP, gab ein Beispiel für die Arbeit, die er und Dave Nellist im Stadtrat von Coventry machen und wie es dies der BNP viel schwerer macht, in der Stadt eine Basis aufzubauen.

Danach marschierten Ortsansässige neben Menschen, die aus Nottinghamshire, Derby, Chesterfield, Sheffield, Leicester, Lincoln, Birmingham, Coventry, Reading, Wales und London angereist waren, um gegen das BNP-Festival zu protestieren.

Protest und Demozug wurden einer beispiellosen Kontrolle durch die Polizei unterzogen. Diese berief sich auf das Gesetz des „Public Order Act“, das Zusammenkünfte und Aktivitäten rund um das RWB-Festival auf ein kleines Gebiet in Codnor beschränkte. Die Demonstration ging von Codnor zu der Straße, an deren Ende das Camp lag. Die Polizei wollte nur 30 ProtestiererInnen erlauben, bis zum Festivalgelände vor zu gehen. Das wurde in Gesprächen zwischen Polizei und UAF festgelegt, die die Demo leider koordinierten ohne das „Stop the BNP“-Netzwerk zu konsultieren. Zum Zeitpunkt, da dieser Artikel entstand, wurde von 33 Personen berichtet, die um das RWB-Gelände herum in Gewahrsam genommen wurden und wir haben auch Berichte von Verletzungen gehört, die eine Gruppe von ProtestiererInnen in Polizeigewahrsam erlitt, obwohl die Demonstration selbst verhältnismäßig friedlich vonstatten ging. Die UAF hielt auf dem Weg zurück nach Codnor eine Kundgebung ab.

Die Aktionen waren ein großartiger Erfolg. Dennoch bleiben Fragen darüber offen, wie eine erfolgreiche Kampagne gegen die BNP geführt werden kann. Die UAF hatte es monatelang abgelehnt, mit der örtlichen Kampagne zu verhandeln und machte nur wenige Zugeständnisse, indem sie unter Druck in letzter Minute einen Redner zuließ. Die Polizei und UAF hatten sich darauf geeinigt, dass UAF die Demo leiten würde. Trotzdem brach UAF während der Rede eines Gewerkschafters aus Derby, der auf der „Stop the BNP“-Bühne seine Rede gerade erst begonnen hatte, auf. Dieser „Kotrollierungswahn“ ist nicht nur sektiererisch, er hat auch das Potenzial, die Proteste zu spalten und Menschen Risiken auszusetzen.

Die Parolen von SWP-Mitgliedern wie etwa "faschistischer Abschaum, raus aus unseren Straßen" gegenüber Ortsansässigen, die zweifellos nicht alle BNP-SympathisantInnen sind, kann auf die Menschen nur befremdlich wirken. Es kam auch zu ironischen Momenten. Die Parolen Skandierenden und UAF erlaubten einer neu gegründeten örtlichen Kampagnegruppe nicht, ein Front-Transpi zu tragen und Schilder der Kampagne aus Nottinghamshire waren dort auch nicht erlaubt. Diejenigen, die meinten, dass Codnor „unsere Straße“ sei, verschwanden flott in ihren Bussen und verließen die örtlichen Aktionen.

Ortsansässige, die gegen das BNP-Camp waren, fühlten sich ebenfalls provoziert. Zwei örtliche SympathisantInnen des „Stop the BNP“-Netzwerkes erzählten uns: „Als die Demo umkehrte und durch den Ort zurück ging, gingen wir an die Spitze des Zuges, um das örtliche Transpi zum Front-Transpi zu machen. Ich persönlich hatte das Gefühl, dass alle Straßen aufgehalten und die EinwohnerInnen außen vor gelassen wurden. Ich dachte, dass das sehr wichtig wäre als wir zurück marschierten, dass alle EinwohnerInnen, die draußen waren, sehen, dass es ein lokaler Protest mit landesweiter Unterstützung war, doch mit uns wurde grob umgegangen, physisch und verbal, und uns wurde gesagt, aus dem Weg zu gehen und dass wir nicht wichtig seien, dass es keine regionale sondern eine landesweite Sache sei. Es ist eine landesweite Angelegenheit, aber sie muss vor Ort geführt werden.“

Jemand anderes ergänzte: „Bei jeder Community brauchst du dessen lokales Gesicht aber du musst klar machen, dass sie eine landesweite Unterstützung hat. Die örtlichen KampagneführerInnen müssen sichtbar sein, um zu zeigen, dass es die Community ist, die vereint gegen Faschismus steht, nicht eine Busladung von Menschen aus London.“

Vom „East Midlands Stop the BNP“-Netzwerk wurde bereits zu einer Konferenz für den 27. September aufgerufen. Diese Konferenz wird grundlegende Fragen des wie weiter für eine erfolgreiche Kampagne gegen die BNP diskutieren und wie man auf bestehenden Verbindungen mit örtlichen Gewerkschaften und AktivistInnen aufbauen kann.

Homepage von „Stop the BNP“: www.stopthebnp.org.uk

Homepage der Socialist Party: www.socialistparty.org.uk