Am 23. Dezember 2008 wurde auf die Gewerkschafterin Constantina Cuneva in Athen ein feiger Säureanschlag mit Vitriol verübt.
von Hubert Schönthaler , Köln
Sie ist eine von Hunderten von Migrantinnen — sie selbst stammt aus Bulgarien -, die seit vielen Jahren als Reinigungskraft arbeiten. Sie ist Generalsekretärin der Gewerkschaftsunion der Reinigungskräfte und des Haushaltspersonals der Region Attika — im Großraum Athen. Sie ist eine kämpferische Gewerkschafterin und für ihre Haltung bei vielen Chefs bekannt. Vor kurzem ist sie in eine Konfrontation mit dem Unternehmen OIKOMET geraten, da sie die Auszahlung des vollständigen Weihnachtsgeldes für sich und ihre Kolleginnen forderte und illegale Praktiken bei der Lohnauszahlung anklagte. Vorhergegangen war die aus Rache erfolgte Entlassung ihrer Mutter durch dasselbe Unternehmen und ihre eigene Strafversetzung auf eine ungünstigere Stelle im Athener Stadtteil Marousi. Dies obwohl ein Schiedstermin vor dem Athener Arbeitsgericht am 5.1. nach einer Beschwerde ihrerseits noch anstand. Constantina Cuneva liegt nach dem Anschlag mit der ätzenden Säure Vitriol im Krankenhaus Evangelismos in Athen in kritischem Zustand, da die Täter sie nicht nur mit Vitriol übergossen, sondern es ihr auch in den Mund spritzten. Dadurch wurden schwere Schädigungen an lebenswichtigen Organen hervorgerufen. Auf einem Auge hat sie ihre Sehkraft vollständig eingebüßt. Sie leidet darüberhinaus unter Atemnot. Doch ist sie mittlerweise außer Lebensgefahr. Obwohl die Identität der Täter unklar ist, deutet einiges auf die Arbeitgeberseite hin. Zahlreiche Gewerkschaften und Gewerkschaftsgliederungen solidarisierten sich mit ihr und protestierten. Dieser Mordanschlag richtet sich gegen eine widerständige Gewerkschaft. Gleichzeitig hat er auch eine rassistische Komponente und richtet sich gegen unter unwürdigen Verhältnissen arbeitende ausländische Arbeitskräfte.