Bis zu 5.000 SchülerInnen und etwa 2.000 Studierende beteiligten sich in Essen am Bildungsstreik und legten stundenlang die Stadt lahm.
von Sönke Schröder, Essen
Am Morgen beteiligten sich SAV-Mitglieder an einer Aktion der Linksjugend Solid. Eigentlich sollte ein Streikposten vor einem Gymnasium gestellt werden, doch die mündlichen Abiprüfungen fanden am Streiktag statt und die SchülerInnen hatten deshalb schulfrei. Also entschloss sich die Gruppe, SchülerInnen aus der benachbarten Hauptschule an der Wächtlerstraße für den Streik zu gewinnen. Das Angebot wurde grundsätzlich positiv aufgenommen. Das Absperren des Schultores während der Pause erschwerte es den Jugendlichen jedoch, am Streik teilzunehmen. Als die Schulleitung, welche kurzfristig (schulrechtlich unzulässigerweise) Klausuren auf den Streiktag legte, per Lautsprecherdurchsage Schulverweise für Streikende androhte, scheuten sich viele SchülerInnen, mitzustreiken. Der Umstand, dass ein von der IG BAU zugesagtes Megafon nicht zur Verfügung stand, erschwerte es, Gegendarstellungen an die Menge der SchülerInnen zu geben. Jedoch gelang es, mit etwa dreißig SchülerInnen aller Alterstufen zur zentralen Streikdemo zu marschieren, an welcher sich schätzungsweise 3.000-5.000 SchülerInnen beteiligten.
Leider löste sich die Schülerdemonstration teilweise auf, als die Universität erreicht wurde und die Teilnahme der Studierenden zunächst ausblieb. Einige SchülerInnen stürmten Hörsäle und fanden solidarische DozentInnen vor, die teilweise ihre Vorlesungen zugunsten des Streiks beendeten und den SchülerInnen die Möglichkeit gaben, im Hörsaal zur Streikteilnahme aufzurufen.
Jedoch nahmen nur ca. 2.000 Studierende an der Demo teil. Dies ist darauf zurückzuführen, dass an der Uni Duisburg-Essen im Vorfeld des Streiks keine Vollversammlungen o. ä. stattfanden, durch die Studierende in die Streikvorbereitung und die inhaltliche Diskussion über Bildungspolitik und Kampfformen hätten einbezogen werden können. Die „AG Bildungsstreik“ tagte weitgehend unbemerkt von der Masse der Studierenden und begann erst ein bis zwei Wochen vor dem Streik, engagiert und offensiv dafür zu mobilisieren.
Die Erfahrungen des Bildungsstreiks in Essen zeigen Folgendes: Die große Wut über die Bedingungen im Bildungssystem brachte tausende Jugendliche auf die Straße. Das Potenzial wurde nur teilweise ausgeschöpft: Streikgruppen waren an einigen Schulen vorhanden, an anderen sorgte deren Fehlen für eine relativ geringe Streikbeteiligung, an der Universität fehlten lebendige Streikstrukturen.