Betriebsbedingte Kündigungen nach der Wahl?
Wir dokumentieren hier einen Artikel von der Webseite des Netzwerks für eine kämpferische und demokratische ver.di:
Wie ein Theaterstück wirkt, was wieder im Telekom-Konzern abläuft. Der Arbeitgeber droht in der Lohnrunde mit Personalabbau und dem großen Pleitegeier. Verdi-Funktionäre reden von einer „unglaublichen Provokation“ und drohen mit Streik Hinterher wird aus der Streikdrohung ein für „beide Seiten akzeptables Ergebnis“ am Verhandlungstisch. Und für akzeptabel halten unsere Verhandlungsführer fortgesetzten Reallohnabbau. Nach dem Tarifabschluss kündigt der Arbeitgeber neuen Personalabbau an, ver.di protestiert verbal. Hinterher einigen sich alle auf einen „freiwilligen sozialverträglichen Abbau“ von etwas über der Hälfte der Arbeitgeberpläne… Alle Jahre wieder oder besser alle Monate wieder spielt es sich so oder so ähnlich in einem Teil des Telekom-Konzerns ab. Damit muss Schluss sein! Wir haben die Schnauze voll von Floskeln der Gewerkschaftsbosse und ihren „sozialverträglichen Lösungen“. Wir wollen für den Erhalt aller Arbeitsplätze kämpfen. Kein Stellenabbau ist sozialverträglich. Denn KollegInnen werden genötigt, „freiwillig“ zu gehen und die die bleiben, können vor lauter Arbeit nicht mehr geradeaus sehen. Wir wollen auch keine Nomaden sein, die Arbeitsplätzen – noch dazu unsicheren – hinterherziehen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2008 waren im ersten Halbjahr 2009 nur noch 130.500 oder 11.900 Kolleginnen und Kollegen weniger auf der Gehaltsliste des Telekom-Konzerns in Deutschland. Das ursprüngliche Ziel gegenüber 2005 4,7 Milliarden einzusparen wurde 18 Monate früher erreicht, als geplant.
T-Systems
Ort des Geschehens Mitte August 2009: T-Systems. Noch 24.000 Beschäftigte arbeiten hier. In den ersten acht Monaten diesen Jahres wurden bereits 1.200 Kolleginnen und Kollegen gegangen. Und jetzt sollen bis Ende 2010 nochmal 3.000 gehen. Berücksichtigt man, dass freie Mitarbeiter auch gehen müssen und die Fremdvergabe reduziert werden soll, wird insgesamt wohl die von der Konzernführung verlangte Stellenvernichtung von 5.400 bis Ende 2010 erreicht, wenn nicht sogar überschritten werden. In einigen Bereichen wie Systems Integration mit etwas über 8000 Beschäftigten und ICT-Operations drohen Ende 2009 betriebsbedingte Kündigungen, wenn bis dahin nicht genug freiwillig gegangen sind bzw. Verhandlungen über Arbeitszeitreduzierung gescheitert sind. Einen besseren Boden für die Verschärfung des Drucks auf jeden einzelnen, sei es durch Arbeitshetze oder immer wieder nahegelegte Angebote, das Unternehmen zu verlassen bis hin zu Mobbing gibt es wohl nur noch dort, wo Standorte geschlossen werden wie bei der DT KS. Der Bereich Systems Integration erabeitet komplexe IT-Software und IT-Prozesse für Großkunden. Die Konkurrenz wie IBM und HP haben ihr Systemsintegrationsgeschäft bereits in Billiglohnländer wie Indien oder Rumänien ausgelagert und drücken nun die Preise. Der Telekom-Konzern hat 2008 eine Partnerschaft mit der amerikanisch-indischen IT-Firma Cognizant vereinbart, wonach personalintensive Softwarearbeiten langfristig ausgelagert werden sollen. Auch im Telekom-Konzern wird weiter abgebaut, sei es durch Standortschließungen wie bei der DT Kundenservice oder durch freiwilligen Abbau bei der DT Geschäftskunden um nur zwei zu nennen.
Alle gemeinsam
Es wird Zeit, dass wir nicht länger nur die Akteure in einem endlosen Trauerspiel sind, sondern dass wir anfangen, die Regie selbst in die Hand zu nehmen. Offensive Forderungen müssen auf den Tisch und alle Beschäftigten des gesamten Konzerns dafür gemeinsam kämpfen. Eine konzernweite Forderung nach einem Tarifvertrag Überlastungsschutz wäre ein Hebel, um auch Streikaktionen legal für alle möglich zu machen. Die Forderung nach einem solchem Tarifvertrag könnte kombiniert werden mit der Forderung nach Verlängerung des Tarifvertrags Altersteilzeit, der Ende 2009 ausläuft. Da die Beschäftigten von Bund und Kommunen Anfang des Jahres in der Tarifauseinandersetzung stehen und außerdem Telekom-Großkunden sind, würde ein gemeinsamer Streik einen enormen ökonomischen Druck und eine hohe Durchsetzungsfähigkeit bewirken. Bei der Telekom und in allen von ver.di organisierten Branchen muss die Forderung nach der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich zu einer der wichtigsten Tarifforderungen werden.
Privatisierung ist Katastrophe
Wir fordern eine kritische Bilanz von Beginn der Privatisierung bis heute. Statt einer grundlegenden Bilanz der Privatisierung und den Folgen für die Bevölkerung und die Beschäftigten, spricht der Bundesfachbereichsvorstand in seiner Grundsatzerklärung http://tk-it.verdi.de/telekom_kampagne_2007/flugblaetter/grundsatzerklaerung_bundesfachbereichsvorstand/data/grundsatzerklaerung_140207.pdf davon, dass die Regulierung Schuld an der schlechten Wettbwerbssituation und dass sie ohne beschäftigungspolitische Ziele agiere, dazu prangert sie eine hemmungslose Finanzwelt und die Marktpreise an und spricht von Servicemängeln der Vergangenheit.Will sich der verdi-Vorstand mit dem aktuellen Telekom-Vorstand gutstellen? Dessen Entscheidungen tragen auch nicht gerade zur Serviceverbesserung bei, da dieser Vorstand mit der Politik des Personalabbaus, Kostenreduktion um jeden Preis und Auslagerung weitermacht. Verdi bietet in vorauseilendem Gehorsam Langzeitarbeitskonten zur weiteren Flexibilisierung der Arbeitszeit und einen Beitrag zum Ausbau der Innovationskraft an. Was auch immer das heissen mag – das soll die lang angekündigte Erklärung zur Beendigung der Politik des Co-Managements sein? Nein! Wir fordern die Rückführung der Telekom und der gesamten Branche in öffentliches Eigentum unter demokratischer Verwaltung und Kontrolle. Privatisierung ist Diebstahl an öffentlichem Eigentum zur privaten Bereicherung einer kleinen Minderheit. Das ist das Grundproblem der Telekom und des Kapitalismus insgesamt. Und damit muss Schluss gemacht werden.
Kämpft mit den Kollegen des Betriebsblatts „Magentat“ und des Netzwerks für eine kämpferische und demokratische ver.di für den Neuaufbau von ver.di auf einer kämpferischen und demokratischen Grundlage. Baut zusammen mit uns eine schlagkräftige innergewerkschaftliche Opposition auf.