Resolution der Arbeitszeitkonferenz

Für die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich im öffentlichen Dienst


 

Wir dokumentieren hier die Resolution, die am 11. Oktober 2009 auf der Arbeitszeitkonferenz in Dortmund von ver.di-GewerkschafterInnen beschlossen wurde. Zur Konferenz eingeladen hatte die ver.di-Linke:

„Arbeitszeitverkürzung ist unsere Antwort auf Krise und Arbeitslosigkeit!“

Wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der bundesweiten Arbeitszeitkonferenz der ver.di-Linken erklären:

1. Unsere Antwort auf steigende Massenarbeitslosigkeit und Krise ist eine Kampagne zur Schaffung neuer Arbeitsplätze durch Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich. ver.di fordert auch die DGB-Gewerkschaften auf dafür gemeinsam öffentlichkeitswirksam aktiv zu werden.

2. Wir fordern eine Verteilung der Arbeit auf alle. Das bedeutet neben einer deutlichen Entgelterhöhung zunächst die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich in allen Tarifbereichen durchzusetzen.

3. Wir fordern die ver.di-Tarifkommissionen auf die Arbeitszeit ins Zentrum unserer tariflichen Auseinandersetzung zu stellen. Konkret heißt dies für die folgende Tarifrunde im Öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen: Mehr Geld, kürzere Arbeitszeiten, keine Öffnungsklauseln. Neben einer deutlichen Lohnerhöhung sollten wir die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich zur Tarifforderung zu machen."

Begründung:

2.400 Menschen aus ver.di unterzeichneten bisher den "Arbeitszeitappell.de". Darin heißt es:

"Arbeiten bis zum Umfallen – diese Marschrichtung geben Arbeitgeber und Regierung vor. Rente mit 67, mehr Arbeitsdruck sowie die Verlängerung der tariflichen und tatsächlichen Arbeitszeiten steht auf ihrer Agenda. Die Folgen: Immer mehr Ältere scheiden frühzeitig – und mit gekürzter Rente – aus dem Arbeitsleben aus. Jugendlichen wird die Beschäftigungsperspektive genommen.

Unsere gewerkschaftliche Antwort lautet: Nein zu jeglicher Arbeitszeitverlängerung. Stattdessen: Arbeit umverteilen – durch eine deutliche Reduzierung der Wochen- und Lebensarbeitszeiten.

Raus aus der Defensive. Es reicht nicht Arbeitgeber-Forderungen nach unbezahlter Mehrarbeit zurückzuweisen oder einzugrenzen. Die mehrwöchigen Streiks 2006 in den Bundesländern haben gezeigt, dass die Beschäftigten in der Arbeitszeitfrage mobilisierbar sind. Eine kampflose Ausweitung der Arbeitszeiten oder als Verhandlungsmasse bei Tarifrunden dürfen wir nicht mehr akzeptieren. Längere Arbeitszeiten in Ostdeutschland und für Beamte und Beamtinnen werden nur genutzt, um die Beschäftigten unter Druck zu setzen und zu spalten.

Arbeitszeitverlängerung bedeutet vor allem beschleunigter Personalabbau. Die Beschäftigten haben mehr Stress, weniger Zeit für Familie, weniger Freizeit und geringere Möglichkeiten, sich gesellschaftlich zu engagieren. Wir treten dafür ein, gegen Arbeitszeitverlängerung zu mobilisieren und in Zukunft keinerlei Arbeitszeitverlängerungen mehr hinzunehmen.

Arbeitszeitverkürzung muss auf die Tagesordnung. Die Vernichtung Tausender Arbeitsplätze im Öffentlichen Dienst und in weiten Teilen der Privatwirtschaft setzt sich fort. Darauf ist eine zentrale Antwort der Gewerkschaften: Arbeitsumverteilung. Die Bedeutung dieser Forderung wird in der anstehenden Rezession noch wachsen. Die Erfahrung aus den 80er-und 90er-Jahren hat gezeigt, dass die Verkürzung der Arbeitszeiten Stellen schafft oder sichert. Sie ist von den Arbeitgebern allerdings vielfach auch zur Flexibilisierung und Arbeitsintensivierung genutzt worden. In den 90ern ging in einer Reihe von Betrieben die Reduzierung der Arbeitszeiten mit Lohnverlusten einher. Wir treten  für eine Verkürzung in großen Schritten – zunächst für die 35-Stunden-Woche – sowie für vollen Lohn- und Personalausgleich ein.

Das wird nur in harten Konflikten durchsetzbar sein. Wir eröffnen die Debatte in allen Gliederungen unserer Gewerkschaft. Der Kampf um Arbeitszeitverkürzung muss zentrales Element in Programm und Praxis von ver.di werden."

Jetzt beginnen:

Angesichts der Folgen der kapitalistischen Krise mit drohender steigender Massenarbeitslosigkeit sind die Gewerkschaften gefordert, deutlich zu machen:

Wir zahlen nicht für Eure Krise!

Das geht nur über eine Politisierung der Auseinandersetzungen: Eine gesellschaftliche Debatte über die Umverteilung der vorhandenen Arbeit auf alle ist nötig. (Dabei geht es um jede Form von Arbeit: existenzsichernde Erwerbs-, Familien- und Sorge – wie auch ehrenamtliche und politische Arbeit. Eine notwendige Voraussetzung dafür ist eine deutliche Reduzierung der Erwerbsarbeitszeiten).

Die Reichen und Kapitalbesitzer müssen zur Kasse gebeten werden. Damit beginnen wir in der kommenden Tarifrunde bei Bund und Kommunen und der zeitgleich stattfindenden Auseinandersetzung im Land in Berlin.