Weichen für einen gemeinsamen Streik von SchülerInnen, Auszubildenden und Studierenden gestellt
Im Vergleich zu vorangehenden Bildungsstreiks bedeutet die geplante massenhafte Streikteilnahme von Azubis eine Steigerung des Protests. Jugend- und Auszubildendenvertretungen aller Kasseler Großbetriebe – darunter Volkswagen, Daimler, Bombardier, das städtische Klinikum oder die Telekom – bereiten derzeit für den 9. Juni Jugend- und Auszubildendenversammlungen vor. Nach einem innerbetrieblichen Auftakt wollen sich die Azubis einem gemeinsamen Demonstrationszug der SchülerInnen und Studierenden anschließen.
von Lasse Schmied, Kassel
Im Vorfeld des Streiks ist es gelungen, ein starkes Bündnis unter dem Titel "Zukunftsperspektiven erkämpfen" auf die Beine zu stellen.
Kasseler Bündnis
In dem Bündnis befinden sich Hauptamtliche und aktive Gewerkschaftsjugendliche, die die betriebliche Mobilisierung stemmen. Auf einer Vollversammlung des Stadtschülerrats haben sich alle anwesenden vierzehn Schülervertretungen für die Unterstützung des Streiks ausgesprochen. Gleichzeitig schließen sich streikwillige SchülerInnen zu Aktionsgruppen zusammen und planen auf eigene Faust den Streik an ihrer Schule. Auch an der Universität beginnen die Streikvorbereitungen durch den AStA und die "Kritische Uni Kassel".
Auf den wöchentlichen Bündnistreffen kommen die Aktiven der einzelnen Bereiche zusammen.
Linksjugend ["solid] mit von der Partie
AktivistInnen von Linksjugend ["solid] und Mitglieder der SAV sind seit der ersten Minute aktiv an den Vorbereitungen des Protesttages beteiligt. Mit einer eigenen Kasseler Jugendzeitung "solid info" steuert die solid-Gruppe eigenes antikapitalistisches und sozialistisches Material bei und wirft die Frage auf, wie die Proteste "von einem Jugendstreik zum Generalstreik" ausgeweitet werden können.
"Wir wollen solidarisch miteinander leben, lernen und arbeiten"
Einen inhaltlichen Auftakt fand die Streikvorbereitung am 24. April, als die aktiven Jugendlichen auf einer Aktionskonferenz eine gemeinsame Erklärung für den Protest verabschiedeten. Neben fünfzehn konkreten Forderungen zur Verbesserung von Bildungs-, Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen geht die Erklärung über gewohnte Forderungskataloge der Bildungsstreikbewegung hinaus. Die Forderungen ließen sich "durch eine Umverteilung der Rüstungsausgaben und der Milliardengewinne der Banken und Konzerne finanzieren". Um eine garantierte Übernahme und ausreichend Ausbildungsplätzen zu ermöglichen, brauche es „eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich".
Außerdem wird unterstrichen, dass die aktuelle Streikbewegung in Anbetracht der kapitalistischen Krise vor einem veränderten Hintergrund stattfindet: "Wenn es nach Politik und Wirtschaft geht, sollen gerade wir jungen Menschen für die Wirtschaftskrise bezahlen. Wir haben die Krise nicht zu verantworten und sagen deshalb: Wir zahlen nicht für Eure Krise." Schlussendlich treten die AktivistInnen für eine Gesellschaft ein, "die an den Bedürfnissen der Menschen und nicht am systembedingten Profitstreben orientiert ist (…). Wir wollen eine Gesellschaft, die nicht ausgrenzt und die nicht die Konkurrenz zwischen uns immer weiter anheizt. Im Gegenteil: Wir wollen solidarisch miteinander leben, lernen und arbeiten."