Bildungsstreik in Dortmund

5.000 SchülerInnen und Studierende auf der Straße


 

Schwüles Wetter und drückende Hitze. Auf den Katharinentreppen vor dem Dortmunder Hauptbahnhof ist kein Durchkommen mehr. Tausende Jugendlichen drängen sich auf dem kleinen Platz oberhalb der Treppen.

von Sebastian Fuhr, Dortmund

Die OrdnerInnen um den Lautsprecherwagen haben die größte Mühe die zahlreichen SchülerInnen auf Abstand zu dem Wagen zu halten, so dass der Demozug den völlig überfüllten Platz verlassen kann.

Tausende SchülerInnen auf der Straße

Nur Wenige hatten gedacht, dass so Viele dem Aufruf des Dortmunder Bildungsstreikbündnisses folgen würden. Über 5.000 TeilnehmerInnen wurden gezählt!

Der ungleichmäßige und widersprüchliche Charakter der bundesweiten Bewegung wird deutlich, wenn man die Dortmunder Mobilisierung im Vergleich zu anderen Städten wie Berlin sieht, wo nur unwesentlich mehr Jugendliche mobilisiert werden konnten.

Während es im Herbst 2009 in Dortmund nur kleinere Bildungsproteste am Nachmittag gab, wurden anderenorts mit Tausenden Unis und Schulen besetzt. Nun ist der Dortmunder Bildungsstreik zu einem wichtigen Erfolg geworden. Vor allem SchülerInnen strömten zu Hunderten aus einzelnen Schulen zur Kundgebung. Es gab da große Durchbrüche, wo SchülerInnen im Vorfeld der Demonstration über verschiedene Aktionen, Flyerverteilungen und Plakatierungen auf den Demotermin aufmerksam gemacht haben. Während der Demonstration wurden noch einige Schulen gestürmt, wenn auch mit mäßigem Erfolg.

Die Vorbereitungen der AktivistInnen wurden dadurch erleichtert, dass die SchülerInnenvertretungen massiv zur Teilnahme aufriefen und viele LehrerInnen und Schulleitungen die Demoteilnahme genehmigten, sofern sich die SchülerInnen nach der Demo bei den OrdnerInnen eine Teilnahmebestätigung aushändigen ließen.

SAV-Mitglieder mobilisierten gemeinsam mit anderen AktivistInnen am Morgen etwa 150 SchülerInnen der Max-Planck-Schule zur Demonstration.

Bescheidene Teilnahme von Studierenden

Bescheidener waren dagegen die Mobilisierungsversuche an den Hochschulen. Auf hundert DemonstrantInnen kamen nur etwa fünf Studierende. Ein Grund hierfür war auch, dass die ASten der TU und FH, die DGBjugend, Falken und Jusos Dortmund im Vorfeld unter großem Protest das lokale Bildungstreikbündnis verließen. Dies geschah mit der dreisten Argumentation, dass Teile des Bündnisses (vor allem das Komitee für freie Bildung, die Bildungsstreik-AG der Uni) bei dem Bildungsstreik am 28.4. antikapitalistische und "antiparlamentarische" Parolen riefen und versuchten, das Rathaus zu stürmen. "Eine generelle Staatskritik" sei "im Rahmen eines Bildungsstreikbündnisses fehl am Platz", so begründeten die oben genannten Organisationen in einer Pressemitteilung den Boykott des Bildungsstreiks.

Nichtsdestotrotz gab es an der TU Dortmund auch im Vorfeld schon Aktivitäten, so wurden Hörsäle gestürmt und ein Protestcamp organisiert. Eine Uni-Besetzung gab es jedoch entgegen anderer Berichte nicht.

Gemeinsam kämpfen!

An der Demonstration nahm auch eine kleinere Delegation von Betriebsräten, IGMetall-Vertrauensleuten, Auszubildenden und Jugendauszubildendenvertretern eines Dortmunder Stahlbetreibes teil, der Hösch-Spundwand und Profil GmbH. Die Redebeiträge der Arbeiter kamen bei den DemonstrationsteilnehmerInnen super an. Betont wurde die Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes und dass die Bildungsmisere am kapitalistischen System selber liegt. Finn Siebert von Linksjugend ["solid] Dortmund bekräftigte in seiner Rede diese Punkte.

Ein SAV-Mitglied wies in einem Redebeitrag auf die anstehende Demonstration "Wir zahlen nicht für eure Krise!" am 12.6. hin und forderte die DemoteilnehmerInnen auf, dort gemeinsam mit Beschäftigten, GewerkschafterInnen und Erwerbslosen weiter zu protestieren.

Allgemein zeigte die kämpferische Stimmung gerade bei den SchülerInnen, dass in Dortmund noch viel Potential für zukünftige Jugend- und Bildungsproteste gibt.

Fotos hier.