Nein zum Apfel-Kapitalismus der Geschäftsführung!

Flugblatt der SAV Berlin zum Streik bei der CFM


 

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

fünf Tage Streik! Ihr könnt stolz auf Eure erste Streikwoche sein! Jeden Tag sind neue Kolleginnen und Kollegen dazu gekommen, die den Einschüchterungsversuchen der Geschäftsführung getrotzt haben! Der Streik zeigt erste Auswirkungen auf den Betriebsablauf. Der Einsatz von Leiharbeitern kommt der CFM teuer zu stehen.

Der Arbeitgeber droht, provoziert und schüchtert ein. Es gibt immer noch viele KollegInnen, die sich deshalb bisher nicht trauen, in den Streik zu treten. Aber jeder Tag, an dem Ihr draußen seid, bringt auch diese KollegInnen ein Stück näher an den Streik heran. Denn Euer Mut und Eure Entschlossenheit können sich auf die Unentschlossenen und Furchtsamen übertragen. Entscheidend ist dabei aber, dass möglichst viele KollegInnen das direkte Gespräch mit denen, die noch arbeiten suchen. Geht durch die Bereiche, sprecht arbeitende KollegInnen an, seid freundlich, aber bestimmt und argumentiert, macht Mut und vor allem erklärt, dass Streik ein Grundrecht eines jeden Arbeiters ist!

Viele „gestellte“ KollegInnen haben sich dem Streik schon angeschlossen und stehen solidarisch an der Seite derjenigen mit CFM-Vertrag. Doch das können noch deutlich mehr werden: Solidarität ist die Pflicht eines Gewerkschafters, aber Solidarität ist keine Selbstlosigkeit. Denn auch die „gestellten“ KollegInnen werden davon profitieren, wenn sich die Löhne und Arbeitsbedingungen für alle verbessern. Denn das verbessert die Voraussetzungen gemeinsam zu verhindern, dass auch für die Gestellten irgendwann wieder an der Lohnschraube gedreht wird. Das gleiche gilt für die Pflegekräfte, die Euch unterstützen, indem sie keine Tätigkeiten übernehmen, die durch den Streik liegen bleiben. Auch hier gilt: sucht das Gespräch mit denjenigen KollegInnen, die das noch nicht machen und versucht sie zu überzeugen. Nutzt dabei die Flugblätter der ver.di-Betriebsgruppe in denen die Pflegekräfte auf ihre Rechte hingewiesen werden.

Der Streik lebt von der Beteiligung der Streikenden! Bringt Euch mit Euren Ideen und Vorschlägen ein. Fasst Euch ein Herz, ergreift bei den morgendlichen Zusammenkünften das Wort und macht sie zu wirklichen Streikversammlungen, auf denen diskutiert und entschieden wird. Auch die Bereichsversammlungen am Dienstag waren ein guter Schritt, um KollegInnen zusammen zu bringen und sich auszutauschen. Sie könnten regelmäßig einberufen werden. Denn die Streikleitung braucht Eure Unterstützung und muss wissen, was Ihr denkt und was Ihr wollt.

Und: geht weiter auf die Straßen Berlins! Klagt die politisch Verantwortlichen, die privaten Profiteure Eures Elends (Dussmann, Vamed, Helmann und die Leiharbeitsfirmen) öffentlich an. Bleibt sichtbar, lautstark und gebt keine Ruhe! Der öffentliche und politische Druck wird für Euren Erfolg genauso wichtig sein, wie der wirtschaftliche Schaden, den der Streik verursacht.

In eigener Sache

Manche von Euch fragen sich, warum sich SAV-Mitglieder so stark an Euren Streikationen beteiligen. Zurecht gibt es Skepsis gegenüber externen Gruppen, die manche von Euch als Trittbrettfahrer bezeichnen. Das ist umso berechtigter, da einige Gruppen in völlig inakzeptabler Weise gegen ver.di und die Streikleitung hetzen und Unwahrheiten verbreiten. Aber vielleicht ist Euch ja schon aufgefallen, dass genau diese Gruppen auch gegen die SAV unsinnige Vorwürfe erheben.

Wir können Euch nur vorschlagen, die Personen und Gruppen, die nicht zur Belegschaft gehören, an dem zu messen, was sie tun. Gute Freunde kann man von schlechten Freunden dadurch unterscheiden, dass die einen helfen, wenn Hilfe nötig wird und die anderen nur reden.

SAV-Mitglieder unterstützen Euren Streik so sehr es uns möglich ist, weil wir davon überzeugt sind, dass Arbeiterrechte nur gemeinsam verteidigt werden können. Jeder Betrieb ohne Tarifvertrag macht es anderen Kapitalisten einfacher, Tarifverträge zu verhindern. Und jeder erfolgreich erkämpfte Tarifvertrag wird ebensolche Kämpfe in anderen Betrieben nach sich ziehen. Deshalb handeln wir solidarisch, weil wir selber zur Arbeiterklasse gehören.

Wir wollen auch keinen Apfel-Kapitalismus, wie Herr Giebe ihn auf der Betriebsversammlung präsentiert hat, in dem Arbeitskosten immer billiger werden sollen, damit die Gewinne der Unternehmen immer weiter steigen. Die Klassengesellschaft, die Ihr tagtäglich im Betrieb erfahrt ist nur ein Spiegel der „großen“ Gesellschaft, in der wir leben. Banken, Konzerne und Politiker haben nur Profitmaximierung zum Ziel, die Interessen der Masse der Bevölkerung interessieren genauso wenig, wie die Rettung der Umwelt. Diese Klassengesellschaft heißt Kapitalismus und wir sind der Meinung, dass es höchste Zeit ist diesem menschenfeindlichen System eine Alternative entgegenzustellen. Wir sind auch davon überzeugt, dass Kämpfe, wie Euer Streik, nicht nur in der CFM und in anderen Betrieben eine Wirkung entfalten, sondern in der ganzen Gesellschaft. Sie machen Mut, sich auch gegen Mieterhöhungen, Privatisierungen und andere Ungerechtigkeiten zur Wehr zu setzen. Auch deshalb tun wir alles, was in unserer Macht steht, um Euren Kampf zum Erfolg zu verhelfen.

Aber wir wissen: es ist Euer Kampf! Ihr müsst in der CFM wieder arbeiten, wenn der Kampf vorbei ist – Ihr sollt auch darüber entscheiden, wie der Kampf geführt wird. Weder wir, noch Politiker, noch die ver.di-Hauptamtlichen können und dürfen Entscheidungen für Euch fallen. Das sollten nur Eure gewählten VertreterInnen und Eure Versammlungen machen. Wir können Euch nur Ideen und Vorschläge unterbreiten, aber vor allem Euch praktisch unterstützen. Deshalb haben SAV-Mitglieder auch das Solidaritätskomitee mitgegründet und sind jeden morgen um 5 Uhr bei den Streikposten mit dabei.

Wenn Ihr Fragen dazu habt, uns Kritik oder Vorschläge mitteilen oder mit uns weiter diskutieren wollt, dann sprecht die Flugblatt-Verteiler und bekannten SAV-Mitglieder an.

– Für einen Tarifvertrag auf Charité-Niveau!

– Für die Wiedereingliederung der CFM in die Charité!

– Schluss mit den Einschüchterungsversuchen der Geschäftsführung