Sieben Stunden in der Schule gewesen. Dann endlich nach Hause, entspannen, seinen Hobbys nachgehen und seine Jugend ausleben? Ätsch! Nach Sieben Stunden Schule kommen jetzt noch Sieben Stunden arbeiten. Klingt mega Ätzend? Ist es auch und muss nicht sein!
von Nico, Berlin
Über 60 Prozent der StudentInnen und viele SchülerInnen müssen neben ihrer Ausbildung Nebenjobs nachgehen. Sollen sie‘s doch lassen, wenn‘s ihnen zu anstrengend ist!? Die meisten von ihnen arbeiten neben Uni und Schule nicht, weil es ihnen Spaß macht oder sie nichts Besseres zu tun hätten, sondern um Wohnung, Essen, Kleidung, Studium und Teilhabe am kulturellen Leben bezahlen zu können, einen Führerschein machen zu können, um später besser Chancen im Beruf zu haben oder müssen schon vor Studienbeginn für selbiges sparen. Aufgrund von Studiengebühren, Semestergeldern oder Lernmittelkosten folgt für Studenten darüber hinaus eine Doppelbelastung die eine 44 Stundenwoche bei den meisten Studierenden zur Folge hat und bei einem Drittel sogar eine 55 Stunden Woche.
Jugendarbeitsschutzgesetz schützt uns?
Jugendliche unter 18 dürfen maximal eine 40 Stunden Woche haben (maximal 8 Stunden am Tag) und keine schweren oder gefährlichen Arbeiten ausführen. 40 Stunden in der Woche sind zwar so viel wie einE ErwerbstätigeR arbeitet, aber dafür dürfen diese Arbeiten ja nicht schwer sein. Klingt doch eigentlich ganz nett. Oder etwa doch nicht?
Erst die Arbeit, dann die andere Arbeit
JedeR SchülerIn weiß, dass die Realität anders aussieht. Was heißt denn schwer? 15 Kilo Gemüse bei Subway schneiden ist nicht schwer? 70 Shampoos bei der Müller-Drogerie einräumen? Und wer kontrolliert das? Der Schüler selbst? Wenn‘s ihm zu schwer wird, geht dieser zum Chef und weist auf das Gesetz hin? Wohl kaum. Der Chef oder die Chefin sagt, wo es lang geht. Und wenn SchülerInnen, wenn es nötig ist, auch gerne gebeten werden Überstunden zu machen, haben diese meist eine zu schlechte Position im Betrieb, um nein sagen zu können. 8 Stunden-Tage bei 5 Euro pro Stunde sind keine Ausnahme. Darüber hinaus sind Arbeitszeiten bis 24 Uhr oder länger in vielen Supermärkten zum Beispiel keine Seltenheit. Ob Klausuren oder Prüfungen am nächsten Tag geschrieben werden, spielt keine Rolle.
Sicherlich ist das nicht überall so. Aber SchülerInnen sind oft ersetzbar und haben so gut wie keine Rechte ihrem Arbeitgeber gegenüber.
Was dagegen tun?
Wir brauchen einen Mindestlohn von 10 Euro egal ob Erwachsene oder Jugendliche, damit SchülerInnen und StudentInnen nicht als günstigere Ersatzkräfte für Erwachsene benutzt werden können. Dieser muss gesetzlich verankert sein, damit er sich über Tarifverträge hinweg setzt und auch in undurchsichtigeren Schülerjobs garantiert ist. Zehn Euro sind notwendig, um auch von der Arbeit leben zu können. Bei einer 30 Stunden Woche läge man damit knapp über der Armutsgrenze.
Praxiserfahrung?
Wir finden, dass SchülerInnen und StudentInnen nicht gezwungen sein sollten, zu arbeiten. Sie sollten zwar über Uni und Schule die Möglichkeit kriegen, in die Betriebe zu gehen und auch dort arbeiten zu können, um Erfahrungen zu sammeln, dennoch aber in einem gutem Bildungssystem auf die Zukunft vorbereitet werden und ihre Freizeit nach ihren Wünschen gestalten können.
Keine Arbeit – keine Kohle?
Damit Jugendliche die Möglichkeit haben, intelligente und glückliche Menschen der Gesellschaft werden zu können, muss dafür gesorgt werden, dass SchülerInnen und StudentInnen neben der Schule, Uni, den Hobbys nicht gezwungen sind zu arbeiten, um anständig zu leben. Deswegen fordern wir ein elternunabhängiges darlehensfreies Bafög, von dem man leben kann (ab 16 Jahren mindestens 500 Euro plus Warmmiete). Finanziert werden könnte das durch die exorbitanten Gewinne der großen Banken und Konzerne. Diese haben sich in den letzten Jahrzehnten durch Lohndumping und Entlassungen dusslig und noch viel dämlicher verdient. Jetzt wird es Zeit, dass sie was vom Kuchen abgeben, damit wir eine Zukunft haben! Klingt gut? Ist es auch!