Der Umweltzerstörung durch die Großkonzerne muss ein Riegel vorgeschoben werden
Während der Monat April dieses Jahres der wohl feuchteste seit 250 Jahren in Großbritannien gewesen ist, und der März 2012 der heißeste, der je in den USA gemessen wurde, nehmen die Spitzenkonzerne enorme Summen in die Hand, um den Klimawandel „zu widerlegen“. Von Pete Mason.
von Pete Mason, „Socialist Party“ (Schwesterorganisation der SAV und Sektion des CWI in England & Wales)
Bis ins Jahr 1767 hinein sind sich überschlagende Klima-Rekorde keine große Besonderheit. Die „Meteorologische Station Radcliffe“ der Universität Oxford kann auf die am weitesten zurückreichende Datensammlung über Niederschläge in Großbritannien verweisen und ihre Aufzeichnungen sagen aus, dass dieser April nicht nur den mehr als100 Jahre alten landesweiten Rekord gebrochen hat, sondern auch der Niederschlag-reichste seit fast 250 Jahren war.
Die globalen Temperaturen steigen in rasantem Tempo, und ständig werden neue Rekorde gebrochen. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahre 1895 war der März 2012 der wärmste jemals gemessene in den USA. In diesen vier Wochen wurden mehr als 15.000 neue Tages-Hitzerekorde aufgestellt.
Überall im Land haben die Menschen sich millionenfach dieselbe Frage gestellt: Warum tun wir nichts gegen diesen Horrorfilm, der Realität geworden ist? In den USA, deren Industrie-Kapitalisten die größten Verbrecher in diesem Drama geben, tauchte in einer jüngst aufgelegten Plakat-Kampagne des „Heartland Institute“, einem konservativen Think-Tank, ein Hinweis auf.
Darin spielten Ted Kaczynski, der widerliche Attentäter, der als „Unabomber“ bekannt wurde, und Charles Manson, ein Massenmörder, eine Rolle. Geplant sind weitere Plakatreihen, in denen auch Osama bin Laden zu sehen ist. Der Werbeslogan dazu lautet: „Ich glaube immer noch an den Klimawandel. Du auch?“.
Was Kaczynski mit dem Thema „globale Erwärmung“ zu tun hat, weiß kein Mensch. Und Manson ist ebenfalls nicht gerade bekannt dafür, irgendeine Meinung zum Klimawandel gehabt zu haben. In diesem Werbefeldzug, bei dem es sich um die wohl extremste öffentliche Darstellung der Leugnung des Klimawandels in den USA handelt, behauptet das „Heartland Institute“: „Die Menschen, die immer noch an die Existenz der menschengemachten globalen Erwärmung glauben, gehören zumeist zum radikalen Rand der Gesellschaft“.
„Deshalb sind die bekanntesten Ankläger der globalen Erwärmung auch keine Wissenschaftler. Sie sind Mörder, Tyrannen und Verrückte“. (http://climateconference.heartland.org/our-billboards/)
Natürlich ist nichts davon wahr. Wer also steht hinter dem „Heartlands Institute“, das seine Plakatkampagne mittlerweile zurückgezogen hat? In ihrer Selbstdarstellung listet die „Climate Progress“-Website AT&T (nordamerikanischer Telekommunikationskonzern; Erg. d. Übers.) und den Autobauer „General Motors“, „Microsoft“ und viele weitere Konzerne auf, die „Heartland“ Geld gespendet oder Ressourcen zur Verfügung gestellt haben. „Darunter sind auch „Eli Lilly & Co”, „GlaxoSmithKline” (US-amerikanische und brit. Pharmakonzerne; Erg. d. Übers.), „Nucor” (Stahlproduzent; Erg. d. Übers.), „Pfizer” (Pharmakonzern; Erg. d. Übers.) und „Time Warner Cable> (Medienkonzern; Erg. d. Übers.).“ (6. Mai 2012).
Es handelt sich hierbei um Großunternehmen, die die Regierungen an tausenden Strippen zu ziehen in der Lage sind. Die fünf größten Ölkonzerne machten im ersten Quartal 2012 zusammen 33 Milliarden US-Dollar Gewinn, und die Vorstände erhielten Gehaltserhöhungen von im Schnitt 55 Prozent zwischen 2010 und 2011. Der BP-Vorstand erhielt eine Erhöhung um 300 Prozent. „Exxon“ zahlte 2011 effektiv nur 13 Prozent Steuern, „ConocoPhillips“ 18 Prozent und „Chevron“ 19. Das ist immer noch weniger als die/der LeserIn oder der Autor dieses Artikels. Der senile US-Kongress stimmte gegen eine Gesetzesvorlage, die Steuererleichterungen in Höhe von 24 Milliarden US-Dollar für die Energieriesen in den nächsten zehn Jahren blockiert hätte (vgl. „Climate Progress“, 2. Mai 2012). Wenn die Situation um das globale Klima sich weiter verschlechtert, so werden auch die Geschicke der Kapitalisten selbst in Mitleidenschaft gezogen. Das wäre der Startschuss für interne Machtkämpfe.
T. Boone Pickens, Milliardär und Investor im Energiesektor, griff „Kock Industries“, einen heimlichen Finanzierer der Leugnung des Klimawandels, öffentlich an und nannte den Konzern das größte Hindernis für einen Energie-Plan in Amerika: „Sie profitieren von den niedrigsten Preisen für Natur-Gas, den sie je verhandeln konnten, und sie sind im Düngemittel-Geschäft tätig, und sie haben den Fuß im Chemiesektor. [..] Ihre Profitmargen sind also riesig. […] wenn man einen [Energie-] Plan hätte, dann würden die Preise für natürliches Gas steigen.“ (vgl. „Climate Progress“, 3. Mai 2012).
Mit anderen Worten: Hinter der Leugnung des Klimawandels stehen die Großkonzerne und vor allem die Energieriesen, die einen rechtlichen Wandel aufgrund gefügiger Regierungen zu verhindern wissen. Sie sind auch der Grund, warum „wir“ die kohlenstoffbasierten Kraftstoffe immer noch nicht aus „unserer“ Wirtschaft verbannt haben.