Dieser Artikel erschien zuerst auf der Webseite vom Kreisverband DIE LINKE Südwestmecklenburg
Ein Erlebnisbericht von Alexander Maschke
Am Samstag den 20.10.2012 hat die neofaschistische JN eine Demonstration in Wismar abgehalten. Nach Angaben der Veranstalter hatten die Nazis mit 700 Teilnehmern gerechnet. Tatsächlich waren es kaum 300.
Ein breites antifaschistisches Aktionsbündnis „Wismar Nazifrei“ stellte sich dem Naziaufmarsch entgegen. In diesem Bündnis waren neben Wismarern und Bürgern des Landkreises unter anderem auch Mitglieder der Linken, der Antifa, der DKP und der Grünen sichtbar.
Die Auftaktkundgebung wurde von der Landtagsabgeordneten Barbara Borchert (DIE LINKE) geleitet. Allerdings verpassten mehrere hundert Demonstranten den Auftakt, da sie bereits in Bad Kleinen und später auch am Bahnhof in Wismar von der Polizei festgehalten wurden sind. So waren die bereits anwesenden Demonstranten gezwungen, mit der Demonstration eine Stunde(!) zu warten, bis endlich alle Demonstranten anwesend sein konnten.
Dann bewegte sich der Demonstrationszug in Richtung Hafen, also komplett entgegengesetzt zur Nazi-Route. Hier brachen bereits die ersten AntifaschistInnen aus verschiedenen Gruppen aus der Demonstration aus, um quer durch Wismar auf die Route der JN gelangen zu können. Diese kleine Gruppe, umfasste wahrscheinlich nicht mehr als 20 Menschen, die Polizei benötigte aber immerhin einen Helikopter, damit sie nicht hätten verloren gehen können…
Überhaupt hatte die Polizei an diesem Tag massiv Kräfte aufgefahren. Neben dem Helikopter ist wohl noch ein zweiter im Einsatz gewesen, des weiteren ein Räumungsfahrzeug, zwei Wasserwerfer und nach bürgerlichen Medien sechs Hundertschaften von Land und Bund.
Diese durften auch aktiv werden, nachdem die Gesamtdemonstration, zum Leidwesen der bürgerlichen Parteien, kurz nach Ausbrechen der ersten Gruppen aufgelöst worden war, als sich der gesamte „schwarze Block” in Richtung Innenstadt verabschiedete. Die AntifaschistInnen wollten unbedingt zur Marschroute der Faschisten gelangen, die Polizei versuchte aber sie mit massivem Pfefferspray- und Knüppeleinsatz davon abzuhalten.
Das Ergebnis dieser Aktionen waren zwei Blockaden am Nadelöhr der Nazi-Route. Diese waren über 4-5 Stunden von der Polizei eingekesselt, konnten aber durch GenossInnen mit Essen und Trinken aus der Tankstelle nebenan versorgt werden. Überhaupt ließ man sich im Kessel nicht verunsichern und man hat versucht, das beste aus der Situation zu machen. So wurde wohl sogar die „Internationale” angestimmt.
Die Nazis hatten kurzzeitig ihre Demonstration umgeleitet, kehrten aber auf ihre geplante Route zurück und hielten provokativ vor den beiden Kesseln mit insgesamt ca. 100 AntifaschistInnen eine zusätzliche Kundgebung ab. Allerdings konnten sie dort mit ihren lächerlichen Parolen (z.B. „Die Revolution beginnt im Bett”) niemanden erreichen, da die Gesänge und Rufe der Gegendemonstranten wahrscheinlich alles übertönten. Nachdem die Nazis abmarschiert sind, wurden die AntifaschistInnen wohl noch über eine Stunde festgehalten. So endete ein langer Tag in Wismar mindestens mit einem Teilerfolg für die AntifaschistInnen.
Weitere Fotos vom Naziaufmarsch und Gegenprotesten bei facebook.com/demofotos