Kämpferische GewerkschafterInnen und Betriebsräte aus mehreren Daimler-Betrieben trafen sich am 19./20. Oktober in Bochum zur Daimler-Koordination. Sie tauschten Informationen über die Lage und die Pläne der Unternehmensleitung aus. Es wurde über die Werke in Stuttgart, Bremen, Berlin, Hamburg, Kassel, Rastatt und Kecskemét (Ungarn) berichtet.
von Mirek Voslon, Berlin
Die Krise hat die Autoindustrie längst erreicht. Die Aufträge, auch bei sogenannten Premiumherstellern, gehen zurück. Als erste Maßnahme müssen LeiharbeiterInnen gehen in Bremen zum Beispiel fast alle der 600.
Betriebsvereinbarungen, die acht Prozent oder als Ausnahmeregelungen noch mehr LeiharbeiterInnen zulassen, geben der Unternehmensleitung große Flexibilität und spalten die Belegschaft.
Darüber hinaus werden die vereinbarten Leiharbeitsquoten durch Fremdvergaben noch unterlaufen. So soll in Hamburg die Herstellung des Abgaskrümmers OM 654/656 an die Firma Boysen vergeben werden. 500 Arbeitsplätze werden so dem Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats entzogen.
Zudem berichteten alle KollegInnen von Maßnahmen zur Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen und zur Verdichtung und Flexibilisierung. So wurde im September die BR-Mehrheit in Berlin erfolgreich zu 20 Absageschichten erpresst. Die Koordination hat festgestellt, wo der Weg hinführt. Im Werk Tuscaloosa (USA) heißt es: Morgens zur Arbeit gehen, ohne zu wissen, wann Feierabend ist.
KollegInnen aus einigen Werken haben von Aktionen der Belegschaften berichtet.
In Berlin hat die Alternative-Gruppe Unterschriften gesammelt, damit KollegInnen geleistete Mehrarbeit im Rahmen der sogenannten Flexkonten bezahlt kriegen.
In Bremen haben am 11. Oktober 2.500 Beschäftigte die Arbeit niedergelegt. Sie zeigten so Solidarität mit 200 ArbeiterInnen in der Logistik und in Dienstleistungsbereichen, deren Arbeitsplätze durch Fremdvergabe vernichtet werden sollen. Die angestaute Wut der Beschäftigten und eine gute Vorbereitung durch kämpferische GewerkschafterInnen und Betriebsräte machten diese Aktion möglich. Im Vorfeld wurden Unterschriften gesammelt. Vor allem gibt es aber im Werk kämpferische Vertrauensleute.
Die Daimler-Koordination hat interessante Berichte von Besuchen bei GewerkschafterInnen in Griechenland und Indien gehört.
Es wurde allen deutlich, dass nur ein internationaler Widerstand die Unterbietungskonkurrenz der Standorte verhindern kann. Die Koordination hat darum beschlossen, kollektive Aktionen zu planen und über gemeinsame Forderungen weiterzudiskutieren.