Eine Wohnung zu finden ist nicht schwer, mag man annehmen, bis man sich eine Wohnung suchen muss. In einer Universitätsstadt wie Köln als junger Mensch eine Wohnung zu finden, scheint manchmal unmöglich. In jedem Jahr wird es schwieriger, eine Wohnung zu finden. Wer umzieht, wird immer weiter an den Rand der Stadt gedrängt, oder kann auch schon mit zehnprozentigen Mietsteigerungen in einem Jahr konfrontiert werden.
von Tony Reed, Köln
Natürlich kann man auch die zahlreichen günstigen Wohnungen nutzen, die zum Beispiel keine Heizung haben, oder zu klein sind, um ein Bett reinzustellen, oder ein Gemeinschaftsbad haben, bei dem die Bodenfliesen in Splittern liegen und Stücke aus der Wand gebrochen sind. Man kann auch günstige Wohnungen mit einer dreijährigen (!) Kündigungsfrist bekommen. Man kann auch Wohnungen mit Schimmelpilzen bekommen, um die sich der Vermieter jahrelang nicht kümmert.
Was man nicht bekommen kann, ist eine bezahlbare Wohnung, in der man genug Platz hat, um sich zu bewegen, nicht krank wird und auch nicht ewig weit von der Stadt entfernt ist. Wenn man reiche Eltern hat, findet man auch so eine Wohnung, aber wer hat die schon?
Privatisierung und Luxussanierung
In den letzten Jahren hat die Situation sich verschlimmert. Durch die doppelten Abitur-Jahrgänge in einigen Bundesländern und die Abschaffung der Wehrpflicht hat sich der Andrang an den Universitäten verstärkt. Gleichzeitig ziehen immer mehr Menschen auf der Suche nach Arbeit in die großen Städte.
Die regierenden Politiker unternehmen nichts. Es wird eifrig Investoren Geld hinterher geworfen, in der Hoffnung, sie würden Wohnungen bauen, was aber nicht passiert. Dazu werden Wohnungen privatisiert, abgerissen oder Luxussanierungen unterzogen. Was bleibt, sind Wohnungsmangel und steigende Mieten. Die Vermieter und ihre Lakaien in den Stadträten reiben sich die Hände, während die, die eine Wohnung suchen, im Regen stehen.
In diesem Jahr haben viele StudienanfängerInnen in Köln keine Wohnung mehr gefunden und müssen pendeln. Was im nächsten Jahr passieren wird, wenn die doppelten Abitur-Jahrgänge auch in NRW die Schulen verlassen, daran mag man gar nicht denken. Vielleicht werden dann in Köln die StudienanfängerInnen, wie in Hamburg, erst mal in Sporthallen untergebracht. Dort kann man sicher gut lernen.
Für ein öffentliches Wohnungsbauprogramm
Es bleibt nur zu hoffen, dass der Knoten möglichst schnell platzt und sich Widerstand auf breiter Front bildet denn ohne eine massive Bewegung, die die Herrschenden zu kommunalen Wohnungsbauprogrammen im großen Stil zwingt, wird das Problem nicht zu lösen sein.
DIE LINKE und auch Linksjugend [solid] arbeiten in mehreren Städten daran, politische Forderungen zu entwickeln, Kontakte mit Betroffenen und Aktiven zu knüpfen und so die kommenden Kämpfe um bezahlbaren Wohnraum mit vorzubereiten.
Forderungen der SAV
- Sofortiger Mietpreisstopp als erster Schritt zur Senkung von Mietpreisen und Nebenkosten
- Nein zur Privatisierung öffentlicher Wohnungsgesellschaften
- Keine Modernisierung, keine Sanierung, kein Abriss ohne Zustimmung der Betroffenen
- Massives öffentliches Wohnungsbauprogramm