Bericht vom Besuch einiger Mitglieder der LSP beim Streikposten der Zuliefererbetriebe von Ford in Genk am Donnerstag, 17. Januar
Dieser Artikel erschien zunächst am 18. Januar auf socialisme.be
von Els, „Linkse Socialistische Partij“/„Parti Socialiste de Lutte“ (Schwesterorganisation der SAV und Sektion des CWI in Belgien), Brüssel
Am Donnerstag waren 50 Aktive beim Streikposten, wo die KollegInnen direkt auf den Punkt kamen: „Die Aktionen haben auf jeden Fall schon zu dem Ergebnis geführt, dass heute Nachmittag zum ersten Mal unser Aktionskomitee zusammen gekommen ist“. Die Bemühungen, dieses Aktionskomitee schlecht zu reden, haben also keinen Erfolg gehabt.
Die Kampagneführer betonten, dass sie aus der Bevölkerung sehr viel Unterstützung bekommen würden. Umgekehrt würden einige Mitglieder der Gewerkschaftsführungen und die Medien versuchen, sie zu kriminalisieren. Über die etablierten Medien, die am Mittwoch noch massiv in Genk vertreten waren, wurde erbarmungslos hergezogen: „Wir haben ihnen gestern sehr deutlich gemacht, dass ihre Stimmungsmache aufhören muss. Bei unserem Kampf handelt es sich nicht allein um den Kampf gegen einen multinationalen Konzern sondern auch darum, innerhalb unserer eigenen Gewerkschaften gehört und ernst genommen zu werden. Wenn die Presse weiter so berichtet, dann könnte es sein, dass am Ende noch die öffentliche Meinung gegen uns kippt. Damit muss Schluss sein“.
Auf die Frage, ob die Gewerkschaften demokratisch vorgehen würden, fiel die Antwort recht deutlich aus: „Die Abstimmung war ein Witz und nicht im Geringsten demokratisch. Wir haben den juristischen Weg eingeschlagen um zu beweisen, dass wir keine Radikalen sind. Den Stimmzetteln lag zum Beispiel ein einschüchterndes Schreiben bei, in dem stand, dass wir – sollten wir mit nein stimmen – kein Recht auf Lohnfortzahlung oder Streikgeld hätten! Das war alles andere als eine unparteiische Abfrage. […] Wir sollen in den Verhandlungen Druck ausüben?! Aber welche Druckmittel haben wir, wenn wir all unser Faustpfand schon im Vorfeld aus der Hand geben! Unser Aktionskomitee haben wir gegründet, um für gewerkschaftliche Demokratie zu sorgen. Darin liegt unsere Stärke!“.
Auf unsere Bemerkung, ob sie nicht davon ausgegangen seien, dass nur die Verstaatlichung der wesentlichen Sektoren unserer Wirtschaft unter der Kontrolle der Beschäftigten die Arbeitsplätze garantieren kann, wurde eher zustimmend reagiert. Und auf die konkrete Frage, ob dies nicht nur zu Korruption, Bürokratismus, Vetternwirtschaft usw. führen würde, fiel die Antwort kurz und präzise aus: „Als ob das im privaten Sektor nicht der Fall wäre. Was das angeht, brauchen die uns nicht mit dem erhobenen Zeigefinger zu kommen“.
Die Diskussionen am Streikposten drehten sich aber nicht allein darum, dass man einen guten Sozialplan erkämpfen muss. Es wurde auch darüber diskutiert, wie wir uns zu organisieren haben und wie wir die Arbeiterbewegung entwickeln müssen, damit jeder und jedem ein tägliches Auskommen und eine Zukunft garantiert werden kann.
Fotos vom Besuch der LSP beim Genker Streikposten
Vergleiche auch:
- Ford: soziales Massaker in Limburg
- Ford: Sofortmaßnahmen zur Verteidigung der Standorte nötig
- Ford: internationale Proteste gegen Werkschließungen
- Proteste belgischer Ford-Kollegen vor dem Kölner Werk – massive Kriminalisierung durch die deutsche Polizei