Schluss mit der Sklavenarbeit in Katar!
Dieser Artikel erschien am 6. Oktober zuerst auf der CWI-Website
Der Weltfußballverband FIFA zeigte sich ob der 50 Grad Celsius, die beim Endspiel der Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar herrschen werden, besorgt. Doch schon jetzt haben die extreme Hitze und die entsetzlichen Arbeitsbedingungen, die der Sklaverei gleichkommen, zahlreichen ArbeiterInnen das Leben gekostet. Sie bauen die Stadien des Landes und die nötige Infrastruktur.
von Dave Carr
Recherchen der britischen Tageszeitung „The Guardian“ haben ergeben, dass in diesem Sommer jeden Tag ein nepalesischer Arbeiter gestorben ist. Die Nepalesen stellen die größte Einzelgruppe an Beschäftigten, die sich in der ölreichen Erbmonarchie verdingt.
Zwischen 2010 und 2012 sind mehr als 700 indische ArbeiterInnen in Katar gestorben, und der Internationale Gewerkschaftsbund geht davon aus, dass weitere 4.000 ArbeiterInnen aus Indien, Nepal und Sri Lanka auf den Baustellen in Katar sterben könnten, noch bevor die Weltmeisterschaft angefangen hat.
Dieser Untersuchung zufolge beklagen viele ArbeiterInnen, dass sie in sengender Hitze zur Arbeit gezwungen werden und dabei nicht genügend Wasser zur Verfügung gestellt wird. Zudem reicht es nicht an Lebensmitteln, die Unterkünfte sind verdreckt und überbelegt, außerdem zahlen die Arbeitgeber, die den ArbeiterInnen die Pässe abnehmen, Hungerlöhne. All dies macht das Bild von der modernen Sklavenarbeit komplett.
Bisher lehnt das Regime in Katar, das bewaffnete djihadistische Gruppierungen in Libyen und Syrien unterstützt sowie geschätzte 100 Milliarden US-Dollar für die Infrastruktur der Weltmeisterschaft verschleudert, jede Verantwortung für die schlechte Behandlung seiner Masse an ins Land geholten Arbeitskräften ab. Stattdessen behauptete ein verlegener Regierungssprecher, dass die humane Behandlung der MigrantInnen zu den „wichtigsten Prioritäten“ der Regierung zählen würde.
Zur selben Zeit, da dieser Skandal von Sklavenarbeit die Schlagzeilen bestimmte, wurde bekannt, dass ArbeiterInnen, die an den Infrastrukturprojekten für die Fußballweltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 in Brasilien arbeiten, in Lagern mit Behelfsunterkünften und unter „Bedingungen leben, die der Sklaverei gleichen“. Diese Arbeitskräfte erhalten den Berichten zufolge 220 US-Dollar Grundlohn und die Zusage, monatlich 625 Dollar zu verdienen. Sie wurden jedoch nicht sofort eingestellt und darben stattdessen in entsetzlichen Unterkünften vor sich hin.
Wie die Mitglieder von „Liberdade, Socialismo e Revolução“ (LSR – Schwesterorganisation der SAV) vor einiger Zeit erklärten, „führen“ die Bauprojekte, die anlässlich der Weltmeisterschaft durchgeführt werden, „zur Umsiedlung Tausender Familien, um Platz für die Bauspekulation zu machen“. Und weiter: „Die Stadien sind privatisiert worden, bei den Bauprojekten zur Weltmeisterschaft grassiert die Korruption. Die krasse Ausbeutung der Bauarbeiter hat Unfälle verursacht und Todesopfer zur Folge gehabt. Die Profite der Konzerne, die mit den Regierungen der Bundesstaaten gemeinsame Sache machen, sind exorbitant, während die Rechte der EinwohnerInnen der großen Städte mit Füßen getreten werden“.
Es gibt aber Widerstand. Im Juni berichteten Mitglieder von LSR, dass sie an einer Protestbewegung von Millionen von Menschen teilgenommen haben, die in mehr als 100 Städten stattfand und die Regierung von Präsidentin Dilma Rousseff in Bedrängnis brachte. Die Anhebung der Fahrpreise musste zurückgenommen werden und es folgten Versprechungen, soziale Reformen durchführen zu wollen.
Vor kurzem sind auch die schlecht bezahlten TextilarbeiterInnen in Bangladesch auf die Straße gegangen, um höhere Löhne und akzeptable Arbeitsbedingungen zu fordern.
Das Elend dieser ArbeiterInnen wurde im vergangenen April einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als beim Einsturz der maroden „Rana-Plaza“-Textilfabrik mehr als 1.100 ArbeiterInnen ihr Leben verloren und 2.500 verletzt wurden. Das Ganze geschah in der Nähe der Hauptstadt Dhaka. Am Tag vor dieser Katastrophe hatten Bauinspektoren breite Risse an den Wänden festgestellt. Doch während die Geschäfte und eine Bank, die sich im Erdgeschoss befanden, umgehend geschlossen wurden, sagten die Arbeitgeber der Textilfabrik, die sich in den oberen Stockwerken befand, trotz der offensichtlichen Sicherheitsrisiken zu ihren Beschäftigten, dass diese weiterarbeiten sollten.
In Bangladesch gibt es Schätzungen zufolge 5.000 Fabriken, in denen den dort beschäftigten ArbeiterInnen nicht mehr als 38 US-Dollar im Monat ausbezahlt wird. Dafür produzieren sie Kleidung für Konzerne aus dem Westen wie „Primark“, „Matalan“, „Wal-Mart“, „Benetton“ usw. – eine Industrie, die ein Volumen von 19 Milliarden US-Dollar hat.
Die streikenden ArbeiterInnen, die – obwohl sie multinationalen Konzernen riesige Profite bescheren, nach Burma die zweitniedrigsten Löhne in ganz Asien erhalten – haben mehr als das Doppelte ihrer Bezüge gefordert, um damit einen monatlichen Mindestlohn von 104 Dollar zu bekommen.
Es ist klar, dass die Arbeitgeber und die Regierungen sowohl im globalen Maßstab als auch auf lokaler Ebene die ArbeiterInnen freiwillig nicht absichern werden, wenn doch riesige Profite winken. ArbeiterInnen, die unter Bedingungen moderner Sklaverei leben und arbeiten, müssen sich organisieren, um zu unabhängigen Gewerkschaften zu kommen und sich auf Streiks vorbereiten, um sich gegen die ausbeuterischen Arbeitgeber und die mit ihnen verbündeten Regierungen wehren zu können. Aktionen der internationalen Solidarität können den ArbeiterInnen bei derartigen Auseinandersetzungen helfen. Nur starke Gewerkschaftsorganisationen sind in der Lage, einen Kampf für Gesundheitsschutz und sichere Arbeitsbedingungen zu führen. Sie können die Löhne auf ein angemessenes Maß steigern. Wenn aber die kapitalistische Ausbeutung ein für alle Mal beseitigt werden soll, so muss der Kampf verknüpft sein mit dem Kampf für eine sozialistische Gesellschaft.