Kampf um jeden Arbeitsplatz
Bereits zum vierten Mal innerhalb von 40 Tagen standen im Bremer Mercedes-Werk vor-übergehend die Bänder still, um gegen die geplante Fremdvergabe von Logistik und Teilen der Produktion zu protestieren.
von Sven Beyer, Berlin
Nachdem auf Initiative des IG-Metall-Vertrauenskörpers erstmals im August aus Protest 3.000 KollegInnen für 75 Minuten dem Band fernblieben, folgte Anfang Oktober bereits die vierte Arbeitsniederlegung. Nun beließen es die mehr als 1.000 KollegInnen nicht bei einer Informationsveranstaltung, sondern marschierten aus dem Werk und besetzten kurzerhand eine Kreuzung und eine Brücke.
Die gut zweistündige Aktion sollte der Weigerung des Betriebsrats, weitere Überstunden für den Unternehmer zu schieben, und dem Protest gegen die drohenden Auslagerungen und Fremdvergabe Nachdruck verleihen.
„Man muss auch mal loslassen können“
Mit diesem Spruch des Bremer Werkleiters Andreas Kellermann auf der Betriebsversammlung im September steigerte sich noch mehr die Wut der Belegschaft. Durch die geplante Fremdvergabe der Logistik würden dann Arbeitsplätze fehlen, die vor allem für Beschäftigte mit körperlichen Einschränkungen die Möglichkeit boten, weiter im Werk zu bleiben. Die KollegInnen sind einfach sauer. Das wird in einem Flugblatt der IG-Metall-Vertrauenskörperleitung deutlich: „Wir brauchen vor allem solche Arbeitsplätze für unsere älteren Kolleginnen und Kollegen, die nach 30 und mehr Jahren im Betrieb nicht mehr den 70-Sekunden-Takt am Band schaffen.“ Der Daimler-Konzern will damit in den nächsten Jahren Lohnkosten in Millionenhöhe einsparen.
Werkverträge voll im Trend
In den letzten Ausgaben der „Solidarität – Sozialistische Zeitung“ berichteten wir über ein zwei Milliarden Euro schweres Sparpaket bis 2014, welches der Daimler-Konzern schnürte, um das Absatz- und Profitabilitätsrennen bis 2020 vor BMW und Audi (VW) zu gewinnen. Die Konkurrenz ersetzt schon seit Längerem ihr Stammpersonal noch rabiater durch Werkvertrags-Mitarbeiter.
Die „Alternative“-Gruppe im Berliner Daimler-Werk befürchtet eine Welle von Auslagerungen.
Trotz aktueller Rekord-Verkaufszahlen bei Mercedes macht der Daimler-Vorstand jetzt diesen Vorstoß, über Lohndumping per Werksvertrag auch direkt in der Kernproduktion die Profite zu steigern. Doch in Bremen setzten sich die Belegschaft und ihr IG-Metall-Vertrauenskörper zur Wehr.
Um weiteren Druck aufzubauen, sollte der Schulterschluss zu anderen Daimler-Belegschaften gesucht werden. Es geht um den Kampf für alle Arbeitsplätze, in Bremen und überall.
Deshalb schreibt die Berliner „Alternative“ in ihrer Zeitung vom September zu Recht: „Für gemeinsamen, koordinierten Widerstand gegen Auslagerung, Leiharbeit und Fremdvergabe – organisiert durch die Gewerkschaft!“
Weitere Infos auf www.alternative-berlin.de