Bundesweit fehlen 162.000 Vollzeitstellen in den Krankenhäusern, davon 70.000 in der Pflege. Der DGB-Studie „Gute Arbeit“ zu Folge sind 74 Prozent der Pflegenden der Auffassung, ihren Beruf unter den jetzigen Arbeitsbedingungen nicht bis zum Rentenalter ausüben zu können (2008 waren es 51 Prozent). Der Arbeitsdruck steigt. Dabei sollten Krankenhäuser PatientInnen gesund pflegen und nicht auch noch die Beschäftigten krank machen. An Europas größten Uniklinikum, der Charité, fordert ver.di deshalb feste Quoten für das Verhältnis PatientIn zu Pflegekraft auf den Stationen.
von Lucy Redler, aktiv im Bündnis „Berlinerinnen und Berliner für mehr Personal im Krankenhaus“
Die Forderungen von ver.di an der Charité lauten: Eine Quote von einer Pflegekraft zu fünf PatientInnen auf Normalstationen, im Intensivbereich ein Verhältnis von eins zu zwei, außerdem die Anwesenheit einer zweiten Pflegekraft im Nachtdienst. Das würde auf jeder Station ein bis drei Vollkräfte mehr bedeuten. Dass dies möglich ist, zeigt das Beispiel Norwegen. Hier versorgt laut „ver.di publik“ vom Februar 2014 eine Pflegekraft vier PatientInnen. In Deutschland kommt im Durchschnitt eine Pflegekraft auf zehn PatientInnen, an der Charité ist das Verhältnis in der Praxis oft noch ungünstiger.
„Sparité“ – das tut weh
Seit Herbst 2013 verhandelt ver.di mit dem Arbeitgeber über diese Forderungen. Doch der Arbeitgeber blockiert und hat kein Angebot vorgelegt, das diesen Namen verdient. Daraufhin rief ver.di an der Charité einen Warnstreik für den 17. März aus. Flugs meldeten Pflegekräfte von zehn Stationen für diesen Tag die komplette Schließung ihrer Station. Aus weiteren fünfzig Stationen kamen Ankündigungen von Bettenschließungen. Unter diesem massiven Druck rief der Arbeitgeber die Schlichtung an. Dadurch ist ver.di an der Charité nun bis Mitte April in der Friedenspflicht.
Der geplante Warnstreik musste abgesagt werden. Stattdessen kam es zu einer eindrucksvollen Solidaritätsdemonstration unter dem Motto „Jetzt erst recht“, an der sich neben Aktiven der ver.di-Betriebsgruppe eine Delegation von Vivantes, KollegInnen von Daimler, der „jungen GEW“ und dem Einzelhandel beteiligten. Eine Delegation der Linksfraktion aus Bundestag und Abgeordnetenhaus bekundete ebenfalls ihre Solidarität.
Probleme nicht wegzuschlichten
Stephan Gummert sprach auf der Kundgebung als Aktiver der ver.di-Betriebsgruppe und machte deutlich, dass sich Personalmangel und schlechte Arbeitsbedingungen nicht einfach wegschlichten lassen. Die ver.di-Aktiven sind zu Recht skeptisch, dass die Schlichtung zu einem guten Ergebnis führen wird. Warum soll das der Fall sein, wenn der Arbeitgeber in den Verhandlungen nicht bereit war, sich zu bewegen? Zu Recht wissen viele KollegInnen, dass Forderungen erkämpft werden müssen und setzen auf Streik als Mittel zu deren Durchsetzung. Die Erfahrung des fünftägigen Ausstands im Jahr 2011, der zu signifikanten Lohnerhöhungen führte, sind sowohl den KollegInnen als auch dem Arbeitgeber im Gedächtnis geblieben.
In jedem Fall heißt es jetzt: Der Druck muss aufrecht erhalten werden – auch während der Schlichtung. Zeig auch du dich solidarisch mit den KollegInnen an der Charité:
Mach die Forderungen von ver.di an der Charité in deinem Betrieb bekannt, schreibe eine Solierklärung und sende diese an info@mehr-krankenhauspersonal.de und www.facebook.com/ver.di.charite.buendnis
Zeige Gesicht für mehr Personal im Krankenhaus: www.mehr-krankenhauspersonal.de
Als BerlinerIn: Werde aktiv im Bündnis „Berlinerinnen und Berliner für mehr Personal im Krankenhaus“, mehr Infos unter www.mehr-krankenhauspersonal.de