Vereinigung der Staatsbediensteten fordert koordiniertes Handeln der Gewerkschaften, um die Austerität zu beenden
Die Linke hat vor kurzem wichtige Wahlen für sich entscheiden können, die in der „Public and Commercial Services Union“ (PCS; britische Gewerkschaft der Staatsbediensteten) durchgeführt wurden.
von John McInally, stellvertretender Vorsitzender der PCS
Die PCS ist mit rund 270.000 Mitgliedern eine der größten Gewerkschaften Großbritanniens. Sie organisiert Beschäftigte in allen Bereichen des Öffentlichen Dienstes und bei den staatlichen Behörden und ist damit die größte Vereinigung der Staatsbediensteten im Land. Darüber hinaus ist die PCS auch in weiten Teilen des Privatsektors aktiv. Das gilt vor allem in Bereichen, die irgendwann privatisiert worden sind.
Im Folgenden berichtet John McInally, der stellvertretende Vorsitzende der PCS, als Privatperson über die Wahlen und die bevorstehenden Kämpfe.
Die Sozialistin Janice Godrich ist zum 13. Mal in Folge zur Vorsitzenden und die Kandidaten der „Democracy Alliance“ sind zum 12. Mal in den landesweiten Geschäftsführenden Ausschuss der PCS gewählt worden. Außerdem tritt das „Socialist Party“-Mitglied Chris Baugh zum dritten Mal das Amt des stellvertretenden Generalsekretärs dieser Gewerkschaft an.
Wir befinden uns in einer Phase, die von gnadenlosen Angriffen der Regierung auf den Öffentlichen Dienst gekennzeichnet ist. Vor allem trifft es dabei die Beamtenschaft. Viele Gewerkschaftsvorstände haben die Kürzungen akzeptiert oder einfach resigniert. Seit 2003, als die letzte sozialdemokratische „Labour“-Regierung die Streichung von 100.000 Stellen bei den Beamten verkündet hat, hat die PCS über lange Strecken und allzu oft auf sich allein gestellt oder mit nur kleinen Gruppen von Mitstreitern dagegen angekämpft.
Vor diesem Hintergrund ist die Wiederwahl eines kämpferischen und sozialistischen Gewerkschaftsvorstands ein beachtliches Ergebnis. Gewerkschaftsaktivisten und -mitglieder erkennen, dass in dieser schwierigen Situation der einzige Weg, um die bestehenden Bedingungen verteidigen zu können, darin besteht, einen Vorstand zu unterstützen, der Kampagnen führt und der auf breitest möglicher Basis eine Politik des Austauschs betreibt, um bei den Diskussions- und Entscheidungsprozessen so viele wie möglich mit einzubeziehen.
Die PCS ist beständig dafür eingetreten, dass gemeinsame und miteinander koordinierte Arbeitskämpfe das beste und effektivste Mittel sind, wenn man die Angriffe auf die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst und die Kürzungen insgesamt abwehren will. Der aufgebaute Druck scheint langsam dafür zu sorgen, dass das Ende der eingefrorenen Löhne gekommen ist. Dabei hat es sich um die längste und gravierendste Phase festgesetzter Löhne gehandelt, die eine Generation von Beschäftigten je erlebt hat. Dadurch hat unter dieser Koalitionsregierung eine systematische Absenkung der Einkommen stattgefunden, die sich auf bis zu 20 Prozent beläuft.
Koordiniertes Vorgehen ist möglich
Beim Treffen der Kontaktgruppe für den Öffentlichen Dienst im Rahmen des britischen Gewerkschaftsbundes TUC vor zwei Wochen ist klar geworden, dass großes Potenzial dafür besteht, genau zu der Art von koordinierter Aktion zu kommen, die sich über den gesamten öffentlichen Sektor erstreckt und von der PCS seit langem schon eingefordert wird. Unsere gewerkschaftliche Strategie basiert auf zielorientierten, landesweiten und von größeren Gruppen durchgeführten Aktionen, um darüber unsere Tarifforderungen durchzusetzen und Zugeständnisse bei den Punkten zu erreichen (wie z.B. bei der Bezahlung), die alle Beschäftigten im Öffentlichen Dienst betreffen. Es geht also um gemeinsames und miteinander koordiniertes Handeln.
Die Beschäftigten bei den Kreisen und Bezirksverwaltungen, die bei der Gewerkschaft UNISON organisiert sind, stimmen demnächst über Arbeitskampfmaßnahmen ab. Darüber hinaus diskutieren die Lehrergewerkschaft NUT, die Feuerwehrgewerkschaft FBU und möglicherweise auch andere einen koordinierten Aktionstag am 10. Juli. Die PCS ist für jede dieser Aktionen eingetreten und hat sich zudem für weitere Maßnahmen für Anfang Herbst stark gemacht. Dann könnte möglicherweise eine größere Anzahl Beschäftigter durch den Dachverband TUC mobilisiert und koordiniert werden. Dieser Grundsatz ist von den anderen teilnehmenden Gewerkschaften grundsätzlich angenommen worden.
Dass man Einschnitte bei den Renten hingenommen hat, hat sich bei vielen Beschäftigten ins Bewusstsein gebrant. Einen größeren Teil in ihrem Gedächtnis wird aber die atemberaubende Demonstration der Macht, die unsere Bewegung hat, ausmachen, als über zwei Millionen Menschen am 30. November 2011 gemeinsam auf die Straße gegangen sind. Lasst uns daraus die richtige Schlussfolgerung ziehen und weiterkämpfen, um die schlagkräftigste Antwort auf die Angriffe zu geben, die gegen unsere Mitglieder gefahren werden: gemeinsame, miteinander koordinierte Streikmaßnahmen aller Teile des Öffentlichen Dienstes.