Dokumentiert: Text des Flugblatts, das von Mitgliedern der „Socialist Alternative“ in Ferguson und St. Louis verteilt wurde
„Socialist Alternative”, USA
Was in Ferguson vor sich geht, wird im ganzen Land und weltweit mitverfolgt. Im reichsten und mächtigsten Staat der Erde wird eine ganze Gemeinschaft brutal behandelt, die nun ihre Wut darüber zum Ausdruck bringt, dass ein junger Mann namens Michael Brown erschossen worden ist. Alle Augen richten sich auf Ferguson, und dies kann der Beginn einer neuen “black freedom”-Bewegung der werden, um gegen Ungleichheit und Rassismus zu kämpfen.
Die Wut resultiert aus Jahrzehnten, in denen junge schwarze Männer ins Gefängnis abgeschoben worden sind. Die Wut resultiert aus rekordverdächtigen Arbeitslosenraten und Niedriglohn-Jobs. Die Wut resultiert aus den falschen Versprechungen führender Politiker der „Democratic Party“ wie etwa Obama und Jesse Jackson. Mehrmals in Woche wird ein Schwarzer diesem Land von der Polizei ums Leben gebracht. Ferguson hat alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil eine Gemeinschaft aufgestanden ist und Widerstand leistet.
Organisiert euch!
Die Untersuchungen der „Grand Jury“ sind eine Farce. Wir brauchen eine unabhängige Untersuchung durch Organisationen aus der schwarzen Gemeinschaft und der Arbeiterklasse insgesamt (z.B. die Gewerkschaften). Um dies durchzusetzen, müssen wir uns über Massenversammlungen organisieren. Hier müssen die nächsten Schritte diskutiert werden und unsere Ziele. Wenn wir uns klar darüber werden, wofür wir stehen, und diese Bewegung gegenüber den verarmten Schichten auch andernorts den richtigen Ton trifft, dann ist es möglich, dass sie sich über das ganze Land ausbreitet.
Landesweit steigt die Motivation, gegen Polizeigewalt zu protestieren. Der Grund dafür ist das, was in Ferguson geschieht. Diese Bewegung sollte sich auch der Fordernug nach einem Mindestlohn von 15 Dollar die Stunde annehmen. Voll finanzierte Schulen und ein Ende des rassistischen „Kriegs gegen Drogen“ sollten als Ziel übernommen werden. Die Gewerkschaften mit ihren Einflussmöglichkeiten und Ressourcen können dabei helfen, den Kampf auszudehnen, mit dem die ganze Repression beendet werden kann.
„Es gibt keinen Kapitalismus ohne Rassismus“, Malcolm X
Dieses ganze System, hier und weltweit, basiert auf Ausbeutung. Die Super-Reichen werden immer reicher, während für die arbeitenden Menschen Entlassungen, Haushaltskürzungen und Schuldenberge übrig bleiben. Die beiden politischen Parteien sind beide von Milliardären gekauft. Um Gerechtigkeit zu bekommen, müssen wir eine massenhafte Protestbewegung mit klaren Forderungen und eine Partei der ArbeiterInnen und verarmten Schichten aufbauen, die eine Herausforderung für die Politik der Super-Reichen darstellen kann.
Unsere Forderungen:
- Gerechtigkeit für Michael Brown! Sein Mörder muss angeklagt und vor Gericht gestellt werden.
- Eine detaillierte und unabhängige Untersuchung, die die gesamte Polizeibehörde von Ferguson umfassen muss, durch Basis-Organisationen und Gewerkschaften.
- Massenversammlungen in Ferguson, um die nächsten Schritte einer Strategie gegen die Repression zu diskutieren. Für eine gewählte Protest-Koordination, die aus den Gemeinschaften von Ferguson und eben diesen Versammlungen hervorgehen muss.
- Gewerkschaften und Basis-Gruppen müssen Bündnisse schmieden, über die die Proteste ins ganze Land getragen werden.
- Demokratische Kontrolle der Polizei durch die Menschen selbst, 15 Dollar Mindestlohn und kostenlose Bildung und Gesundheit für alle.
- Eine neue Befreiungsbewegung der Dunkelhäutigen als Teil des Kampfes der Arbeiterklasse gegen Polizeigewalt, Rassismus, Niedriglöhne und die beiden großen politischen Parteien.
Solidaritätserklärung von Kshama Sawant
Kshama Sawant ist Mitglied des Stadtrats von Seattle und Sprecherin der „Socialist Alternative“. Sie ist vergangenes Jahr mit mehr als 90.000 Stimmen gewählt worden und führte den erfolgreichen Kampf für einen Mindestlohn von 15 Dollar in Seattle an.
„Ich möchte den Menschen in Ferguson meinen großen Dank und meine Solidarität aussprechen, die den immensen institutionellen Rassismus in unserer Gesellschaft ans Tageslicht gebracht haben. Wir leben in einer Welt der Kriege, Armut, des Sexismus, Rassismus und der Umweltzerstörung. Dabei muss es aber nicht bleiben.
Wir können uns zusammenschließen, um Besseres einzufordern. Durch Proteste, eine Kampagne auf der Straße und politische Aktionen haben wir einen Mindestlohn in Höhe von 15 Dollar erreicht. Wir haben die Lügen der Super-Reichen aufgedeckt, und Ihr tut genau dasselbe. Wir leben nicht in einer Gesellschaft, in der die “Rassenfrage” Vergangenheit ist. Dies hier ist ein Land, das von Grund auf auf Rassismus beruht. Um Polizeigewalt, Rassismus und Armut zu bekämpfen, müssen wir an die Ursachen und an die Wurzel des Problems gehen: an den Kapitalismus.
Gemeinsam können wir eine Bewegung aufbauen, unabhängig von den beiden Parteien, für eine Welt mit guten Arbeitsplätzen, gleichen Rechten und Würde für alle. Wir haben eine Welt zu gewinnen, aber wir müssen uns organisieren und dafür kämpfen!“.