Großmobilisierung gegen Flegida
Am Montag, den 19.1. folgten ca. 3.500 Menschen den Aufruf des Bündnisses “Gegen Flegida – für Demokratie und Menschlichkeit”.
von Cho Marx, Flensburg
Ende Dezember gab es ein kurzes Aufflammen eines Pegida-Ablegers in Flensburg im Internet, worauf sich ziemlich schnell ein breites Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften und verschiedenen Communities bildete. Schon nach zwei Wochen kamen auf die offenen Treffen 200 Menschen und bei Facebook sagten vor der Demo 1.200 Leute zu. Auf Inhalte oder sogar Forderungen verzichtete das Bündnis vor der Demo allerdings, auch weil viele sich dann mit der Politik der eigenen Partei hätten kritisch auseinander setzen müssen. Der Vorsitzende der CDU Flensburg kommentierte bei Facebook “Den Rassismus der herrschenden Parteien entlarven”: Man müsse nicht jeden Schwachsinn gut finden, nur weil er gegen Pegida ist. Dass Abschiebe-, Kriegs- und Sozialabbau-Parteien für Demokratie und Menschlichkeit werben, ist letztendlich ein Hohn für die Opfer ihrer Politik.
Weit mehr Menschen als erhofft versammelten sich am Nordertor, wo relativ schnell 250 “Pegida stoppen”-Flyer und weitere Flyer von Linksjugend [‘solid] verteilt werden konnten. Neben dem Flyer vom Bündnis und welche zu den Anschlägen von Paris waren unsere auch die einzigen, die verteilt wurden. Einige hielten diese auch als Plakat hoch. Bei Gesprächen zeigte sich auch immer wieder, dass viele, die selbst gegen Rassismus sind, Rassismus oftmals ganz anders wahrnehmen und auch selbst teilweise unterschwellig rassistische Stereotypen vertreten. DIE LINKE war ebenfalls mit eigenen Plakaten, Fahnen und einem fahrbaren Infostand vertreten. Allerdings konnte sie das inhaltsleere Vakuum der bürgerlichen Parteien nicht gut genug für sich nutzen und sich deutlich genug als antikapitalistische Alternative darstellen. Genauso waren neben VertreterInnen von DKP und VVN auch ca. 50 Autonome da, die mit kritischen Transparenten viel Aufmerksamkeit auf sich zogen.
Das Bündnis will auch weiterhin aktiv bleiben und die Demo hat gezeigt, dass Flensburg großes Mobilisierungspotenzial hat. Neben der Organisation einer weiteren Demo in den nächsten Wochen ist es gerade jetzt wichtig, den Erfolg der Demo auch in die Fläche zu tragen. Einwohnerversammlungen sollten einberufen werden (besonders in sozialen Brennpunkten), wo darüber diskutiert werden sollte, wie man gegen Sozialabbau, Mietwucher und rechte Umtriebe gemeinsam vorgehen kann. Auch sollten Belegschaften sich vermehrt mit ihren ausländischen Kollegen austauschen. Gewerkschaften und Linkspartei sollten jetzt bundesweit eine Kampagne zur Aufdeckung der Lügen von Pegida gegen die Spaltung der Lohnabhängigen fahren. Das große Mobilisierungspotenzial ist auch ein guter Ansatz für den 1. Mai, mit der Forderung nach einem Mindestlohn ohne Ausnahmen wieder tausende Menschen in Flensburg zu mobilisieren.