Interview mit Waldemar Derda, Betriebsrat der „Alternativen Metaller“ bei Daimler in Berlin-Marienfelde
In diesen Wochen finden wieder Tarifverhandlungen für die mehr als 3,7 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie statt. Die IG Metall fordert 5,5 Prozent mehr Lohn, eine Neuregelung der Altersteilzeit und flächendeckend einen Rechtsanspruch auf Weiterbildung.
Was meint die „Alternative“ dazu?
Angesichts der Rekordumsätze sind 5,5 Prozent mehr Lohn nun wirklich das Mindeste. Natürlich ist die Krise nicht vorbei. Das darf uns aber nicht davon abhalten, eine deutliche Lohnsteigerung einzufordern. Und die Reallohneinbußen der Beschäftigten hierzulande haben die wirtschaftliche Talfahrt 2009 auch nicht verhindert. Trotzdem jammern die Unternehmer, wie jedes Jahr. Wenn es nach denen gehen würde, dürften wir nie mehr Lohn kriegen.
Dabei steht fest: Wir Beschäftigte sind es, die hier die Autos bauen und überhaupt den ganzen Reichtum schaffen. Nicht umsonst heißt es: Der Arbeiter arbeitet, der Chef scheffelt.
Und unser Stück vom Kuchen wird immer mickriger. 1991 betrug der Anteil der Lohnkosten am Umsatz bei Metall und Elektro 25 Prozent. Heute sind es fast zehn Prozent weniger.
Nun erwartete ja der Zweite Vorsitzende Jörg Hofmann bereits vor dem Ende der Friedenspflicht am 28. Januar ein Angebot der Unternehmervertreter. Wie klingt das für euch?
Als wollten einige IG Metall-Oberen sich wie in der Vergangenheit frühzeitig auf Kompromiss-Angebote einlassen, um diese dann nach ein paar kleineren Warnstreiks zum „Dampfablassen“ abzuschließen. Unser IG Metall-Vorsitzender Detlef Wetzel wies darauf hin, dass die Streikkassen gut gefüllt sind. Kein Wunder, beließ es unsere Gewerkschaft doch seit 2002 bei Warnstreiks. Das muss dieses Mal anders werden.
Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Stuttgart, Uwe Meinardt, meinte, dass wir wieder „kräftig nachhelfen werden müssen, aber das ist nichts Neues: Das können und das werden wir. Deshalb gilt ab jetzt: Wir für mehr – mehr Geld, mehr Altersteilzeit, mehr Qualifizierung.“
Richtig. Aber diesen schönen Worten sollten auch Taten folgen. Wir brauchen regelmäßige Gewerkschaftsversammlungen: Alle Mitglieder müssen zu jeder Zeit kontrollieren und bestimmen können, was verhandelt und wie gekämpft wird. Keinerlei Abschluss ohne Zustimmung der Gewerkschaftsmitglieder. Einige Warnstreiks laufen bereits, wir sollten diese besser koordinieren – gemeinsam, zeitgleich, flächendeckend.
Forderungen der Berliner „Alternative“
> 5,5 Prozent mehr Lohn voll durchsetzen
> Laufzeit des neuen Tarifvertrags: ein Jahr
> Vorbereitung von Streikmaßnahmen und Urabstimmung
> Alle Metallbetriebe gemeinsam streiken lassen – um maximal Druck zu machen