Die „Socialist Students“ gründen sich als bundesweite Organisation
Beginnend mit der Bewegung „Occupy Wall Street“ vor fünf Jahren über die „Fight for $15“-Bewegung zur Durchsetzung eines höheren Mindestlohns und die Bewegung gegen Rassismus namens „Black Lives Matter“ bis hin zur Bewegung, die sich aufgrund des Wahlkampfs von Bernie Sanders entwickelt hat, verändern zur Zeit die sozialen Bewegungen die politische Landschaft in den USA. Und jedes Mal stehen junge Leute an der Spitze dieser Entwicklungen.
Von Elan Axelbank, „Socialist Alternative“ (Schwesterorganisation der SAV in den USA)
Wenn du – genau wie ich – 20 Jahre alt bist, dann warst du 12, als 2008 die Große Rezession eingesetzt hat. Das war die schlimmste wirtschaftliche Rezession seit der Großen Depression vor 85 Jahren. Diese Große Rezession hat die Arbeitnehmerschaft und auch Familien aus der Mittelschicht hart getroffen. Meine Generation hat in den Jahren, die uns politisch geprägt haben, mitansehen müssen, wie unsere Eltern ihre Jobs verloren haben, und wir mussten erleben, wie die Eltern unserer Freundinnen und Freunde arbeitslos wurden. Familien haben ihre Eigenheime verloren und waren nicht mehr in der Lage, ihre Schulden und Hypotheken zu bedienen.
Die jungen Leute radikalisieren sich
Wir werden „die Generation der überqualifizierten KellnerInnen“ genannt, weil die Anzahl an gut bezahlten Arbeitsplätzen nach der Rezession von 2008 rapide zurückgegangen ist und viele von uns im Niedriglohnsektor hängen geblieben sind – ohne Aussicht auf eine Verbesserung unserer Lebensumstände.
Viele von uns haben 2008 große Hoffnungen in Obama gesetzt, nur um danach miterleben zu müssen, wie seine Wahlkampagne vier Jahre später unter demselben Motto von „Hoffnung und Veränderung“ ablief. In den ersten vier Jahren seiner Amtszeit hatte er weder das eine noch das andere bieten können. Wenn wir 2008 schon das entsprechende Alter hatten, so haben viele von uns auch 2012 für Obama gestimmt, obwohl wir schwer enttäuscht von ihm waren. Der Grund dafür war, dass wir auf jeden Fall Mitt Romney, den Kandidaten von den „Republikanern“ als nächsten Präsidenten verhindern wollten.
Unter dem ersten dunkelhäutigen Präsidenten hat sich kaum etwas zum Besseren verändert. Der Rassismus ist weiterhin ein massives Problem, unsere Soldaten stehen immer noch im Nahen Osten, der katastrophale Klimawandel geht unvermindert weiter und es konzentriert sich immer mehr Reichtum in den Händen einiger weniger reicher Kapitalisten. Gleichzeitig müssen wir, der Rest der Gesellschaft, zusehen, wie wir unsere Schulden abbezahlen können, die wir machen mussten, um uns die Studiengebühren leisten zu können.
Von daher kann es eigentlich niemanden wirklich überraschen, dass die „Black Lives Matter“-Bewegung in vielen Orten von jungen dunkelhäutigen Frauen angeführt wird oder dass sich an der Spitze der Bewegung „Fight for $15“ in erster Linie junge Beschäftigte der Fast food-Ketten befunden haben. Auch kann es niemanden erstaunen, dass bei den Vorwahlen der „Demokraten“ mehr junge Leute zwischen 18 und 29 Jahren für Bernie Sanders gestimmt haben als für Hillary Clinton und Donald Trump zusammen! So viele von ihnen sind Sanders´ Aufruf zur „politischen Revolution gegen die gesellschaftliche Klasse der Milliardäre“ gefolgt!
Auch darf es keine Überraschung sein, dass die jüngsten Meinungsumfragen wiederholt davon ausgehen, dass junge Leute lieber eine sozialistische Gesellschaft hätten als eine kapitalistische.
Die Bewegung namens „Socialist Students“
Ob im Rahmen der Kampagnen für einen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe oder im Zuge der Initiativen gegen sexuelle Übergriffe an Hochschulen bzw. hinsichtlich der Bewegung #MillionStudentMarch, die sich für gebührenfreie letzte Studiensemester einsetzt, oder was die Studierenden-Gruppen von „Black Lives Matter“ an den Hochschulen angeht – die Studierenden-Bewegung wird von Tag zu Tag größer und Mitglieder von „Socialist Alternative“, die selbst Studierende sind, sind bei jeder neuen Entwicklung mit dabei gewesen.
Im vergangenen Studienjahr haben die Mitglieder von „Socialist Alternative“, die an einer Hochschule eingeschrieben sind, die Organisation der beiden großen bundesweiten Aktionstage von #MillionStudentMarch initiiert bzw. angeführt. Dabei ging es um Aktionen gegen Schulden aufgrund von Studiengebühren und gegen den Rassismus. Wir haben die Forderung nach einer gebührenfreien öffentlichen Uni aufgestellt, die Streichung aller Schulden verlangt, die auf Studiengebühren zurückzuführen sind, einen Mindestlohn i.H.v. 15 Dollar die Stunde für alle Hochschulbeschäftigten und den Stopp aller Pläne (an denen Hochschulen und Universitäten beteiligt sind), die in Richtung Privatisierung von Gefängnissen gehen. So waren wir letzten November bundesweit mit mehr als 15.000 Studierenden aus 110 Hochschulstandorten auf der Straße.
Für alle Studierenden und jungen Leute generell, die für ernstzunehmende Reformen kämpfen wollen, ist es an der Zeit, aktiv zu werden. Immerhin können wir ganz deutlich sehen, dass ökonomische und soziale Gerechtigkeit nicht realisierbar sind, ohne für einen grundlegenden Systemwechsel zu sorgen. Darüber hinaus ist klar, dass die Verbindung zwischen sämtlichen Formen von Unterdrückung einen Namen hat: Kapitalismus. Diese Erkenntnis zugrunde gelegt, müssen wir zusammenkommen.
Deshalb ergreifen die studierenden Mitglieder von „Socialist Alternative“ nun offiziell die Initiative zur Gründung der Organisation mit der Bezeichnung „Socialist Students“. Es handelt sich hierbei um eine bundesweite Initiative, die helfen soll, die sozialistische Bewegung an den Schulen und Hochschulen im ganzen Land aufzubauen.
Was wird die Organisation „Socialist Students“ tun?
Die „Socialist Students“ werden bundesweit an den Hochschulen selbst regelmäßige Treffen organisieren. Auf der Website www.SocialistStudents.net findet ihr die Gruppe in eurer Nähe. Wir werden politische Diskussionen zu allen möglichen Themen anbieten, die sich mit aktuellen Ereignissen ebenso beschäftigen wie mit Fragen zur Geschichte des Sozialismus bzw. zu sozialistischer Theorie. Es wird um den Befreiungskampf der „Schwarzen“ gehen und um den der LGBTQ-Community. Ferner werden wir uns mit den Grenzen befassen, die Reformen im Kapitalismus per se haben. Und – mit am wichtigsten – wird es darum gehen, wie die Erkenntnisse aus diesen Debatten in die Praxis – sprich: den Aufbau der sozialistischen Bewegung an den Hochschulen – umgesetzt werden können.
Wir wollen darüber hinaus Diskussionsveranstaltungen an den Hochschulen des ganzen Landes anbieten, um uns mit Gliederungen der Studierenden-Gruppen von den „Demokraten“ wie auch den „Republikanern“ und den „Libertarians“ darüber auseinanderzusetzen, welcheN KandidatIn man bei der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl unterstützen soll. Was das angeht, werden sich die „Socialist Students“ für die Belange der Studierendenschaft und aller progressiven Kräfte einsetzen, um für die Kandidatur von Jill Stein zu werben. Wir tun dies, um die politische Revolution gegen die gesellschaftliche Klasse der Milliardäre fortzusetzen, die Bernie Sanders begonnen hat. Wir wollen unseren Mit-Studis gegenüber erklären, weshalb wir die von Konzerninteressen beherrschte und kontrollierte „Democratic Party“ nicht als Vehikel betrachten, mit dem ein Wandel im linken Sinne durchführbar ist. Abgesehen davon ist unser Ziel klarzumachen, warum wir meinen, dass das ewige Gerede davon, dass man das „kleinere Übel“ unterstützen muss, Jahr für Jahr in der Sackgasse endet.
Wir werden mithelfen, Proteste und Demonstrationen gegen Trump zu organisieren, dabei aber unseren Mit-Studis (und allem Gerede der konzernfreundlichen Medien zum Trotz!) deutlich machen, dass eine Unterstützung für Hillary Clinton und die „Demokraten“ kein Mittel ist, mit dem man die Gefahr des Rechtspopulismus stoppen kann.
Werdet Mitglied bei „Socialist Alternative“! Baut die Bewegung „Socialist Students“ mit auf!
Glaubt man dem „American Dream“ so hat jede und jeder von uns stets bessere Lebensbedingungen als die jeweilige Elterngeneration – wenn sie/er dafür nur hart genug arbeitet. Die Realität sieht allerdings ganz anders aus.
Wenn du auch meinst, dass wir stattdessen eine demokratisch sozialistische Gesellschaft brauchen, in der die Wirtschaft demokratisch von der Bevölkerungsmehrheit geplant wird, in der die Ressourcen eingesetzt werden, um den Bedürfnissen der Menschen zu entsprechen und nicht dafür, dass die Gier einer winzigen Minderheit befriedigt wird, dann werde Mitglied bei „Socialist Alternative“. Wenn du dabei mithelfen willst, diese Ideen auch unter anderen Studierenden weiterzuverbreiten, dann arbeite gemeinsam mit uns auch am Aufbau der Bewegung „Socialist Students“ an allen Hochschulen Amerikas. Die sozialistische Bewegung kommt nicht von allein. Werde heute noch aktiv!