Trump droht mit der militärischen Vernichtung Nordkoreas
Der US-Präsident und der nordkoreanische Machthaber schenken sich nichts. Beide drohen mit der vollständigen Vernichtung des Gegners und explizit – Kim Jong-un – oder implizit – Trump – mit dem Einsatz von nuklearen Massenvernichtungswaffen. Der entscheidende Unterschied: Die USA haben Nordkorea schon einmal zerstört, von 1950 bis 1953.
Von Claus Ludwig, Köln
2,5 Millionen NordkoreanerInnen starben in diesem Inferno, zehn Prozent der Bevölkerung, überwiegend durch das US-Bombardement. Auf die koreanische Halbinsel gingen in drei Jahren mehr Bomben nieder als auf Europa im gesamten 2. Weltkrieg.
Trump nennt Kim den „Raketenmann“, weil er Geschosse testen lässt und mutmaßlich über einige einsatzfähige nuklear bestückte Raketen verfügt. Der US-Imperialismus und „Raketenmann“ Trump sitzt hingegen auf einem Arsenal von über 7000 nuklearen Sprengköpfen.
Machtkampf im Pazifik
Die Sanktionen gegen Nordkorea sind seit den 1990er Jahren in Kraft und wurden mehrfach verschärft. Sie wirken wie ein schleichender Krieg, haben zu Hungersnöten beigetragen und die Auswirkungen von Ernteausfällen und hausgemachter bürokratischer Misswirtschaft verstärkt.
Kim Jong-un und seine Generäle sind keineswegs „irre“, nicht einmal unberechenbar. Sie spielen die einzige Karte, die ihnen geblieben ist und drohen mit der atomaren Option, um wieder an Verhandlungen beteiligt zu werden. Nicht zuletzt betrachten sie den Besitz von Atomwaffen als Lebensversicherung, um nicht zu enden wie Saddam Hussein oder Libyens Gadaffi.
Von 1994 bis 2002 legte Pjöngjang seine nuklearen Pläne auf Eis. Eine Lockerung der Sanktionen wurde zugesagt. Doch die USA haben ihre Zusagen nie eingehalten. Das Regime musste daraus den Schluss ziehen, dass Zugeständnisse seinerseits als Schwäche ausgelegt werden.
Die Fronten sind verhärtet, weil es um mehr geht als nur die Halbinsel. Würde das Regime in Pjöngjang fallen und durch ein mit den USA verbündetes Regime ersetzt, stünden die USA vor den Toren Pekings. Das chinesische Regime kann nicht zulassen, dass dieses stürzt. Der Streit um Nordkorea ist Teil des Machtkampfes insbesondere zwischen den USA und China um die Vorherrschaft im Pazifischen Raum.
Kommt es zum Krieg?
Die verbale Mobilisierung dient dem Kim-Regime, aber auch den Herrschenden in Südkorea seit Jahrzehnten zur inneren Stabilisierung durch die Fixierung auf einen äußeren Feind. Pjöngjang kündigt regelmäßig die Vernichtung seiner Gegner an. Jedes Jahr üben südkoreanische und US-Truppen bei Manövern die Invasion des Nordens.
Trump will aktuell innen- und außenpolitisch Stärke demonstrieren. Viele Menschen fürchten, dass es zum Krieg kommen könnte – aus voller Absicht oder durch ein Außer-Kontrolle-geraten der Situation.
Nordkorea würde bei einer Konfrontation mit den USA und Südkorea mittelfristig den Kürzeren ziehen, das Regime wäre in seiner Existenz akut gefährdet. Andererseits könnte die nordkoreanische Artillerie vor ihrer Vernichtung durch die Luftüberlegenheit der USA massive Zerstörungen mit Zehntausenden Toten in der nur fünfzig Kilometer südlich der Demarkationslinie liegenden südkoreanischen Hauptstadt Seoul anrichten. Käme es zum Einsatz von Nuklearwaffen, könnte die Situation im gesamten Pazifik außer Kontrolle geraten, inklusive einer Einbeziehung Chinas. Ein bewaffneter Konflikt um die koreanische Halbinsel könnte zudem große Antikriegs-Proteste weltweit auslösen, bis hin zu revolutionären Bewegungen.
Dies wissen auch die Strategen des US-Kapitals. Und doch ist die Kriegsgefahr real gewachsen. Gegenseitige Provokationen können zu Überreaktionen und Fehleinschätzungen führen. Begrenzte Kampfhandlungen können die beteiligten Mächte dazu treiben, weiter zu gehen, weil Rückzieher als Schwäche verstanden werden könnten.
Allein, dass überhaupt der Einsatz von nuklearen Massenvernichtungswaffen als Option diskutiert wird, ist alarmierend genug. Die Grundlage dieses Horrors sind die verstärkten Kämpfe zwischen den Großmächten um Märkte, Rohstoffe und Einflusssphären, die weltweit zu mehr Kriegen und zur Destabilisierung ganzer Regionen führen.
Die nuklearen Muskelspiele in Pjöngjang verschärfen die Gefahr, aber die Hauptverantwortung für die gegenwärtige Eskalation liegt bei der aggressiven US-Regierung Trump und deren Verbündeten.
Die ArbeiterInnen und Bäuerinnen und Bauern in Nordkorea werden eines Tages ihre Rechnungen mit dem monströsen stalinistisch-bürokratischen Regime begleichen. Sie werden Rechenschaft und Gerechtigkeit verlangen, für die Unterdrückten und Ermordeten, für die Insassen der Arbeitslager und die Hungertoten.
Der US-Imperialismus würde der Bevölkerung auf der Halbinsel keine Erleichterung bringen, sondern nur weiteres Leiden, im schlimmsten Fall massenhaften Tod und Verstümmelung. Der Sturz der Kim-Diktatur muss die Sache der Menschen in Nordkorea selbst sein.