Die Situation in den Krankenhäusern ist katastrophal
Wir sind Akteure und gleichzeitig Opfer eines von der herrschenden Politik gewollten Systemversagens. Unsere Kliniken wurden zu Fabriken, unsere Arbeitsbedingungen brutalisiert. Das System Krankenhaus funktioniert nur noch durch die Mehrarbeit und Überstunden des schrumpfenden Stammpersonals, gestützt durch variierende Kontingente von Leiharbeit. Das geht auch zu Lasten der PatientInnen.
Von Stephan Gummert, Gewerkschaftsaktivist an der Charité Berlin
Die Brutalisierung der Arbeitsbedingungen geht weiter und findet zunehmend ihren Weg in die Öffentlichkeit. Die herrschende Politik entdeckte im letzten Bundestagswahlkampf unser Thema. Der Bundestag hat beschlossen, dass ab 2019 verbindliche Personaluntergrenzen in sogenannten pflegesensitiven Bereichen kommen sollen, lässt allerdings hierzu die entschiedensten Gegner einer solchen Regelung, darunter den Spitzenverband der Krankenkassen (GKV) und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), die Konzeption erarbeiten.
Die neue Groko schärfte mit dem Koalitionsvertrag zwar einige Formulierungen und formulierte Maßnahmen, die jedoch in Expertenkreisen als viel zu gering veranschlagt werden. Aber selbst diese werden von der DKG und GKV ignoriert. Auf einer öffentlichen Anhörung gaben diese Mitte März ihre Überlegungen bekannt, lediglich für sechs Bereiche Personaluntergrenzen festlegen zu wollen. Wenn es nach der DKG geht, soll zudem ein Drittel der Mindestbesetzung aus Hilfskräften bestehen.
Jetzt aktiv werden!
Die Herrschenden wollen die öffentlichen Krankenhäuser nicht retten. Das System ist unfähig, einen Gesundheitssektor frei von der Abschöpfung von Profiten, schwarzen Nullen und brutalen Arbeitsbedingungen zu organisieren.
Dies werden wir selbst organisieren müssen. Erstens durch Organisierung von uns selbst in der Gewerkschaft, Bündnissen, in der Linken und in der SAV. Zweitens durch den Kampf für ein bedarfsgerechtes öffentliches Gesundheitswesen fern von Profiten und Ausbeutung als kapitalistische Grundprinzipien.
Ich bin in dieser Richtung als Gewerkschafter, Streikleiter und Sozialist aktiv, weil ich nicht länger zusehen und meine Arbeitsbedingungen stillschweigend ertragen möchte. Ich stecke mitten drin im Systemversagen und sehe hier die Chance, gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen, eine Krankenhauswelt aus den Angeln zu heben.