Über feministische Streiks und Massenkämpfe im spanischen Staat
Interview mit Coral Latorre Campos, Sprecherin von Libres y Combativas (LyC), der revolutionären und antikapitalistischen feministischen Plattform der Schüler*innen und Studierendengewerkschaft und von Izquierda Revolucionaria, der Schwesterorganisation der SAV im spanischen Staat.
Letztes Jahr gab es einen beeindruckenden feministischen Streik im spanischen Staat, wie war das möglich?
Die Krise des Kapitalismus hat die Unterdrückung, mit der junge und arbeitende Frauen konfrontiert sind, offenbart. Frauen sind Opfer wachsender Ungleichheit, brutalster Ausbeutung und frauenfeindlicher Vorurteile. Sie erleiden täglich Gewalt, die Vergewaltigung, Missbrauch und Tod von Tausenden auf der ganzen Welt bedeuten. Diese Umstände haben zu einer echten Rebellion geführt. Am 8. März 2018 gingen mehr als sechs Millionen Frauen und Männer in einem historischen feministischen Generalstreik auf die Straße.
Was ist seitdem passiert?
2018 war ein sehr intensives politisches Jahr, und Millionen von Frauen sind immer wieder auf die Straße gegangen. Herausragend waren Proteste gegen das sogenannte “Wolfsrudel”, ausgelöst durch ein Urteil nach einer Gruppenvergewaltigung durch das die Täter auf freiem Fuß blieben. Daraufhin demonstrierten Hunderttausende, wir haben einen Schüler*innen- und Studierendenstreik mit mehr als einer Million Beteiligten organisiert. Am 14. November organisierten wir einen weiteren Generalstreik an Schulen und Unis für die Einführung von allgemeinem Sexualkundeunterricht. Auch am 25. November, dem Tag gegen sexistische Gewalt, gab es große Demonstrationen.
Ein neuer feministischer Streik wird dieses Jahr am 8. März stattfinden, der voraussichtlich genauso explosiv sein wird wie im letzten Jahr. Wir rufen die Gewerkschaften auf, einen 24-Stunden-Streik zu organisieren. Als LyC sind wir dazu bereit und organisieren bereits einen Generalstreik an Schulen und Unis vor.
Welche Rolle spielt Ihr in der Bewegung und was können wir daraus lernen?
Wir vereinen den Kampf für die Emanzipation der Arbeiterinnen, gegen Sexismus und die Verteidigung unserer Rechte mit dem Kampf gegen Kapitalismus. Wir verstehen, dass Frauen aus der Arbeiter*innenklasse diejenigen sind, die am stärksten unter Sparmaßnahmen, Hausarbeit und der Vermarktung des Körpers leiden; Frauen haben häufig schlechtere Jobs und schlechtere Löhne. Doch der Kampf um unsere Rechte ist nicht nur eine Frage des Geschlechts, sondern auch der Klasse. Deshalb sind reiche Frauen, die kapitalistische Politik gegen die Mehrheit anwenden, nicht unsere Verbündeten.
Die Lehren sind vielfältig. Eine der wichtigsten ist, dass wir unglaublich stark sind, wenn Frauen mit einem revolutionären und klassenorientiertem Programm aufstehen. Die Frauenbewegung war auch eine Inspiration für viele Kämpfe in letzter Zeit. Deshalb müssen wir weiterhin einen revolutionären und antikapitalistischen Feminismus aufbauen, der den Generalstreik, die Einheit aller Unterdrückten und die Notwendigkeit des Aufbaus einer sozialistischen Gesellschaft auf der Grundlage von Gleichheit, Solidarität und Respekt in den Mittelpunkt des Kampfes stellt.