Klimastreiks: Größte Protestwelle seit Jahren

1,4 Millionen Menschen waren heute in Deutschland auf der Straße gegen die Klimakatastrophe – viele Schüler*innen, aber auch Arbeiter*innen verschiedener Branchen.

In mehreren Städten hatten Gewerkschaften wie ver.di, GEW, EVG, IG BAU oder IG Metall zu den Protesten aufgerufen. In vielen Ländern wurde demonstriert, die meisten Zahlen liegen noch nicht vor. In den australischen Städen Sydney und Melbourne demonstrierten Hunderttausende.

Auf einigen Kundgebungen, so in Köln, betonten Redner*innen, dass der Kapitalismus das Problem sei und abgeschafft werden muss.

Mitglieder der Sozialistischen Alternative waren in 11 Städten aktiv, u.a. in Berlin, Hamburg, München und Köln, und verkauften rund 4000 Exemplare der „Antikapitalistischen Klimazeitung“ gegen Spende. In mehreren Städten war die Zeitung schon bald ausverkauft.

In Köln, Kassel und Flensburg konnten Mitglieder der SAV auf den Kundgebungen sprechen.

In mehr als zwanzig weiteren Ländern waren die Mitglieder der Schwesterorganisationen der SAV, zusammengeschlossen im CWI (majority), aktiv, z.B. in Australien, den USA, Brasilien, Schweden, Großbritannien, Israel/Palästina und Österreich.

Berlin:

Gestern waren mehr als eine viertelmillion Menschen in Berlin auf der Straße, ein eindeutiges Zeichen, dass immer mehr Menschen radikale Maßnahmen gegen den Klimawandel verlangen. Leider zeigt das Klimapaket der Bundesregierung einmal mehr, dass die herrschende Politik nicht bereit ist die notwendigen radikalen Maßnahmen einzuleiten, stattdessen schützen sie weiter die Interessen der großen Energie- und Industriekonzerne, die tatsächlich für die Zerstörung unseres Klimas verantwortlich sind.

Deshalb waren wir gestern auch mit unserer antikapitalistischen Klimazeitung und anderem Material unterwegs bei mit dem wir klarmachen: radikale Maßnahmen die das Klima retten können müssen sich mit den Profitinteressen der großen Banken und Konzerne anlegen. Wir haben auf der Demo über 600 Exemplare unserer Zeitung verbreiten können, das zeigt auch das große Interesse an antikapitalistischen und sozialistischen Ideen. Wir brauchen einen echten Systemwandel: eine sozialistische Alternative in der die Wirtschaft im Interessse von Menschen und Umwelt organisiert und geplant wird.

Wie wir das erreichen wollen und warum wir dafür auch Beschäftigte und Gewerkschaften viel stärker in die Klimabewegung holen müssen wollen wir nächste Woche auf unserem Treffen Warum wir eine antikapitalistische Klimabewegung brauchen! diskutieren. Komm vorbei!

Hamburg:

100.000 Menschen in Hamburg beim Global Climate Strike – so viele das die Demo erstmal zwei Stunden gar nicht losgehen konnte weil nicht genug Platz war. Wir als SAV haben heute aktiv in der Bewegung für sozialistische Antworten zur Klimakrise gestritten, weil wir der Überzeugung sind das der Kapitalismus keine Lösung bietet und wir die sinnvolle und ökologische Umstellung der Produktion nicht mit profitgierigen Konzernchefs umsetzen werden sondern nur gegen sie. Und der Hunger nach Ideen, Strategien, Vorschlägen und Antworten war riesig: Wir haben über 400 Exemplare unserer Sonderzeitung zum Global Climate Strike und 1200 Flugblätter mit enem Veranstaltungshinweis für nächsten Donnerstag im Centro Sociale „Wie verhindern wir die ökologische Katastrophe“ verteilt, die 1500 SAV-Aufkleber mit den Sprüchen „Make Capitalists afraid again – Zeit für politischen Streik“ und „“Climate vs Capitalism – Klimakiller enteignen“ waren schon nach knapp der Hälfte der Demo alle und auch die Plakate und Postkarten mit denselben Sprüchen waren sehr gefragt. An unserem Stand wurde lebhaft über Wege die Klimabewegung noch durchsetzungsfähiger zu machen diskutiert und viele Menschen haben ihr Interesse bekundet auch bei weiteren Demos, Aktivitäten und Veranstaltungen dabei sein zu wollen. Ein motivierender Tag für alle Menschen in Hamburg die sich für eine gerechtere Welt im Interesse von Mensch und Umwelt einsetzen!

Köln:

70.000 in Köln. Die ganze Innenstadt lahm gelegt. Tolle Stimmung. Gute Reden von der Bühne, mehrheitlich antikapitalistisch. Gute Rolle von GEW, ver.di und EVG, die dieses Bündnis mittragen.

Unser Genosse Erik konnte vor zehntausenden eine Rede halten, in der er sagte:

Dieses System basiert auf Ausbeutung von Mensch und Natur, Raubwirtschaft, Konkurrenz und dauerhafter Profitmaximierung. Das Klima zu schützen steht in direktem Widerspruch zum Kapitalismus. Wir haben also die Wahl, entweder wir versuchen das Problem entsanden im Kapitalismus mit ihm zu lösen. Oder wir werfen ihn endlich auf den Scheiterhaufen der Geschichte und entwickeln eine neue Weltordnung, die auf den Interessen von Mensch und Natur basiert.

Mit den Gewerkschaften können wir eine ernsthafte Kampfkraft bekommen. Oft haben sich die Menschen Gedanken über ein alternatives System gemacht. Doch nie war es so notwendig wie heute. Lasst uns für eine lebenswürdige Zukunft kämpfen, eine Zukunft, in der wir alle entscheiden, was und wie es produziert wird, und für wen. Lasst uns für eine sozialistische Alternative kämpfen!

Bremen:

Bis zu 40.000 Menschen demonstrierten in Bremen, die wahrscheinlich größte Demo in der Geschichte der Stadt. Der Marktplatz, auf dem die Abschlusskundgebung stattfinden sollte, wurde zwischenzeitlich von der Polizei gesperrt, weil es zu voll wurde. Die Demonstration staute sich derweil auf der Brücke – das gab es noch nie!

Neben zehntausenden, teilweise noch sehr jungen Schüler*innen, nahmen auch viele Gewerkschafter*innen an der Demonstration teil. Die ver.di-Jugend war Teil des Bündnisses, das den Streik organisiert hatte.

Auf den Reden bei der Abschlusskundgebung wurde u.a. von Redner*innen von Ende Gelände auch deutlich gemacht, dass ein unendlich wachsender Kapitalismus nicht zu Nachhaltigkeit in der Lage sein wird.

Unschöne Szenen gab es bei Blockaden am Rande und vor der Demo. Eine Gruppe hatte die B75 auf der Stephanibrücke besetzt. Die Polizei setzte Pfefferspray gegen Schüler*innen ein.

Die SAV hat an dem Tag über 400 Zeitungen gegen Spenden verteilt. Wir haben dabei sehr gute Resonanz bekommen, gab es doch insgesamt sehr wenig politisches Material, und außer in einigen Redebeiträgen auch wenig organisierte Kapitalismuskritik.

München

Die FFF Demo in München lag mit 60 000 Teilnehmenden in der gleichen Kategorie wie die Großdemos im letzten Jahr. Der Königsplatz war letztes Mal bei #ausgehetzt so voll. Neben vielen jungen Menschen nahmen auch viele Erwachsene, Eltern und Arbeitende an der Demo Teil.

Während auf der Bühne überwiegend bürgerliche Reden mit konsumkritischen Apellen und keinerlei Systemkritische Ansätze verbreitet wurden machten wir beim Zeitungsverkauf die Erfahrung, dass unser antikapitalistischer Kurs für viele Demonstrierende sehr ansprechend und naheliegend ist. Dank Unterstützung von unserer Schwesterorganisation, der SLP aus Österreich, verkauften wir über 60 Zeitungen.

Viele Firmen und Startups beteiligten sich an der Demo um sie für Werbezwecke zu nutzen. Unser Block mit der Linksjugend Solid stach jedoch aufgrund seiner Dynamik und antikapitalistischen Sprüchen aus der Menge heraus. Wir könnten viele junge Leute anziehen, kamen mit ihnen ins Gespräch und nach kurzer Zeit kamen die Rufe nach „Enteignung der Energiekonzerne“ nicht mehr nur von uns. Einige besuchten uns am nächsten Montag beim Plenum der Solid.

Flensburg

Unglaublich, dass die Demo vom Frühjahr noch mal getoppt wurde. Schätzungsweise 4000-5000 Teilnehmer*innen waren dabei. Es war eine sehr lebhafte und motivierende Demo. Zum Auftakt hielt einer unser Genoss*innen einen Redebeitrag auf der Bühne (Text unten) und ca. 120 kostenlose Zeitungen konnten verteilt werden. Nach einem symbolischen Sitzstreik, kam es am ZOB zu einer längeren Blockade des Autoverkehrs von einem Teil der Demo. Anschließend wurde der gelungene Tag noch mit zwei Bands an der Hafenspitze abgerundet.

Kritisch müssen wir allerdings das teils verordnete Organisationsverbot ansprechen, welches dann auch nur selektiv angewendet wurde. Es ist richtig, dass Firmen dort kein Greenwashing betreiben dürfen, um mit einer PR-Masche sich als besonders ökologisch darzustellen. Auch können wir aus der Erfahrung mit bürgerlichen und reformistischen Parteien die Skepsis zu ihnen verstehen. Dies darf aber nicht dazu führen, dass auch authentischen Parteien und Organisationen ein offenes Auftreten untersagt wird. Eigene unabhängige Organisationen und Parteien zu haben und mit ihnen öffentlich aufzutreten ist ein demokratisches Recht, für das immer noch viele Menschen weltweit kämpfen. Auch wurde es versäumt im Vorfeld ein breites Mobilisierungsbündnis aus Fridays for Future, Gewerkschaften, Parteien, Stadt-Initiativen, Organisationen und Asten aufzubauen, welche durch ihre Mitglieder und Werbung in Stadtteilen und Betrieben noch einmal wesentlich mehr hätten mobilisieren können. Genauso hätte man dort über Forderungen und Aktionen diskutieren können.

„Zum Auftakt waren heute Morgen 100,000 Teilnehmer in Melbourne/Australien. Es wird gesagt wir schwänzen die Schule – Wir schreiben Geschichte!

Liebe Freunde, die Zeit für Apelle ist vorbei. Noch immer wird Braunkohle abgebaggert, noch immer wird der Amazonas für die Profite der Agrar- und Rohstoffindustrie angezündet und noch immer gibt es keine ökologische und soziale Verkehrswende, weil die Regierungen sich von Banken und Konzernen abhängig gemacht haben. Stattdessen versucht man uns einzureden wir alle seien selbst schuld. Dass viele bereit sind ihr Verhalten zu ändern zeigt, dass der Mensch nicht schlecht ist. Genauso ist nichts falsch daran auf Fleisch und Plastik zu verzichten, doch zeigt, dass nur 17% der CO2-Emissionen aus Privathaushalten kommt, dass der Einfluss des individuellen Konsums gering ist. In Deutschland kommt 60% aus der Industrie und weltweit verursachen nur 100 Konzerne ganze 71% der Emissionen. Liebe Freunde, der Klimawandel bedroht die Existenz der Menschheit und immer noch entscheiden Privatwirtschaft und gekaufte Politiker wie die Natur ausgebeutet wird. Nicht wir waren es, die sich für Fracking und Kriege entschieden haben. Ein „Weiter so“ darf es nicht geben – Klimakiller gehören endlich enteignet!

Als Betroffene und Arbeitende müssen wir selber demokratisch entscheiden können wie ökologisch und sozial etwas hergestellt wird – und das weltweit. Dafür brauchen wir die Gewerkschaften als starke Partner an unserer Seite, die den politischen Streik wieder auf die Tagesordnung setzen, denn auf einem toten Planeten wird es keine Arbeitsplätze und Schulen mehr geben, deshalb muss der Streik auf die Industrie und Dienstleistungen ausgeweitet werden. Gemeinsam mit ihren Millionen Mitgliedern können wir noch viel mehr Druck auf die Konzerne und Regierungen aufbauen und die Ausbeutung von Mensch und Natur überwinden, wenn wir uns nicht mehr spalten lassen und wir demokratisch ohne Profitzwang für die Zukunft der Menschheit entscheiden können.

Streik in der Schule, Streik im Betrieb – das ist unsere Antwort auf ihre Politik!“

Kassel

15.000 Menschen protestieren in Kassel für’s Klima! Der Demonstrationszug war schon angekommen, als die meisten gerade die erste Zwischenkundgebung erreichten. Ein beeindruckender Ausdruck der Klimabewegung, die in den letzten Monaten international nochmal gewachsen ist und entschlossen aufzeigt: um den Planten zu retten, muss sich in der Klimapolitik grundlegend was tun!

Das Klimapaket verfehlt dabei in jeder Hinsicht. Die Regierenden begegnen der Krise mit laschen Forderungen und Unternehmen wie RWE können weitermachen wie bisher. Wir haben uns daher vor die Tore Krauss-Maffei Wegmanns gestellt und deutlich gemacht, dass alle Klimakiller – egal ob Kohlestrom- oder Rüstungskonzerne – enteignet werden müssen, um Güter herzustellen, die für Mensch und Umwelt nicht zerstörerisch sondern nützlich sind. „Statt auf die Profite schaun – Straßenbahn statt Panzer baun!“