Man fragt sich als Fußgänger, ob man selbst derjenige ist, der zwischen E-Rollern Slalom läuft oder ob es die E-Roller sind, die öfter zwischen den Fußgänger*innen Slalom fahren. Dies hängt einzig davon ab, ob die fragwürdigen Fortbewegungsmittel achtlos abgestellt oder -gelegt wurden oder gerade noch von mehr oder weniger tollkühnen Nutzer*innen bewegt werden.
von Christian Kubitza, Köln
Allein in Köln gab es in drei Monaten sechzig Unfälle mit E-Scootern, mit 64 Verletzten, davon 15 schwer. Das hängt oft mit dem unsachgemäßen Gebrauch derselben zusammen, wie z. B. mit mehreren Leuten auf einem Gerät fahren, selfie- knipsend oder alkoholisiert, oder auf Wegen, auf denen man nichts zu suchen hat, wie etwa den Fußgängerwegen. Inwieweit die E-Roller im Straßenbild stören, mag ja noch subjektiv sein. Betrachtet man jedoch die Sinnhaftigkeit dieser, sind die Fakten eindeutig.
Die Zeit vor den Scootern war die Zeit vor dem eKFV – der Verordnung über die Teilnahme von Elektrokleinstfahrzeugen am Straßenverkehr. Diese trat am 15.6.2019 in Kraft und öffnete Firmen wie TIER, LIME, CIRC, VOI und weiteren Tür und Tor beziehungweise Radweg und Straße. Hierin ist u.a. bestimmt, dass die eKF auf vorhandenen Radwegen oder, sind solche nicht vorhanden, auf der Straße gefahren werden dürfen. Zur Verwunderung nicht weniger enthält das eKFV keine Bestimmung zu Richtungsanzeigern, sogenannten Blinkern. Diese findet man nämlich bisher nicht an den E-Rollern vor, was einige Nutzer*innen in arge Gleichgewichts-Bedrängnis bringt. Es dauerte keine Woche, da waren Städte wie Berlin und Köln mit den Scootern zugeschüttet. Angepriesen wurden diese primär für die letzte Meile zwischen Wohnort und Anbindung zum ÖPNV. Auch heute glauben offenbar noch einige an diese Mär. Erste Statistiken lassen Absehbares erahnen: Die Elektroflitzer ersetzen zumeist Strecken, die ohne ihre Existenz mit Fahrrad oder gar zu Fuß bewältigt worden wären. Nahezu niemand nutzt den Roller als Alternative zu seinem Kraftfahrzeug. Schon von daher ist die ausgelobte Umweltfreundlichkeit des E-Rollers nicht zu erreichen. Aber auch die Tatsache, dass sogenannten „Juicer“ („Saft-Auflader*innen“) Nacht für Nacht für einen Hungerlohn die Roller einsammeln und nach dem Aufladen wieder aufstellen fahren – zumeist naturgemäß mit Benzin- oder Diesel-betriebenen Transportern – führen die Ökobilanz der Roller ad absurdum. Und dann wären da die Akkus, die Kobalt, Nickel, Kupfer, Aluminium und andere teilweise kritische Rohstoffe enthalten, deren Abbau und Entsorgung mit Belastung für Mensch und Umwelt einhergehen.
Dazu kommt: Die Reichweite der nervigen Dinger ist auf die Innenstädte begrenzt. In den Randgebieten, wo nur wenige Bahnen fahren und die Roller nicht komplett sinnlos wären, dürfen sie gar nicht benutzt werden.
Als vernünftiger Mensch kann man sich nur wünschen, dass die Elektroroller, deren Haltbarkeit übrigens je nach Herstellerangabe zwischen einem Monat und einem Jahr liegt, genauso schnell wieder von der Straße verschwinden, wie sie in einer Juninacht in unsere Städte eingefallen sind.
Jede Stadtverwaltung mit einem wirklichen Plan für den ökologischen Umbau ihrer Stadt hätte die kommerziellen E-Roller verbannt und würde stattdessen einen flächendeckenden kommunalen Fahrradverleih aufbauen.