Wir Auszubildenden der Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflege sind unabdingbar im Stations- und Krankenhausalltag. Aufgrund des allgegenwärtigen Personalmangels werden wir als Unterstützung fest eingeplant. Dies sollte eigentlich nicht so sein, denn wir sind in der Praxis, um Erfahrung zu sammeln und das theoretisch Erlernte anzuwenden. Leider fehlt hierfür häufig die Zeit und viel Können wird vorausgesetzt.
Von Lea Lehmler, Bonn
Besonders für jüngere Anfänger*innen, die zunächst keinerlei Vorerfahrungen mitbringen, ist dies eine sehr schwierige Situation. Es wird einem Verantwortung übertragen, die man eventuell noch nicht bereit ist zu tragen und auch nicht sollte. Mit Verantwortung im Krankenhaus muss sehr vorsichtig umgegangen werden, denn oftmals betrifft es die Gesundheit anderer Menschen. Sobald man mit dem Abarbeiten der Aufgaben nicht hinterher kommt, werden Dinge vergessen. Dieses Vergessen kann einen schuldig oder mitschuldig machen. Nicht vor dem Gesetz, aber vor dem Hintergrund der emotionalen Belastung definitiv.
Ein weiteres Problem ergibt sich dadurch, dass wir Auszubildenden von den Stationsmitarbeiter*innen benotet und beurteilt werden. Das erhöht den Druck enorm. Vielen fällt es schwer zu sagen: „Das habe ich noch nie gemacht, da fühle ich mich unsicher,“ oder auch einfach: „Das kann ich (noch) nicht,“. Völlig legitime Aussagen, die einem aufgrund Personalmangels und Leistungsdrucks genommen werden. Man wird dazu gedrängt, die Verantwortung gefälligst zu tragen, denn die examinierten Pflegekräfte haben schon genug zu tun.
Mehr Geld statt Beifall
Doch auch wir Pflegeschüler*innen arbeiten 100 % und absolvieren Früh-, Spät- und Nachtdienste und haben, in Anbetracht der zu leistenden Arbeit, ein zu geringes Einkommen. Natürlich ist zu beachten, dass Menschen, die im Gesundheitswesen tätig sind, generell zu wenig entlohnt werden im Vergleich zur Arbeit, die sie leisten und leisten müssen. Deshalb fordert die SAV 500 Euro dauerhaft mehr für alle Beschäftigten im Gesundheitsbereich.
Mit unbezahlten Überstunden haben wir Auszubildenden häufig zu kämpfen, denn eigentlich dürfen wir keine Überstunden machen. Meist ist jedoch zu viel zu tun und die Stationen sind drastisch unterbesetzt, so dass angehäufte Arbeit nicht für die nachfolgende Schicht liegen gelassen wird. So bleibt man des öfteren mal ein bis zwei Stunden länger, unbezahlt und ohne die Hoffnung darauf, dass man die Überstunden abbauen kann. Dies können schon nicht die examinierten Pflegekräfte, welche ihre Überstunden immer ausbezahlt bekommen, obwohl sie deutlich lieber mehr freie Zeit hätten. Eine Forderung der SAV ist unter anderem, dass ein Plan aufgestellt wird, wie durch massive Neueinstellungen und Arbeitsverteilung eine Regelarbeitszeit von 30 Stunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich erreicht werden kann.
Überstunden müssten nicht gemacht werden, gäbe es ausreichend Personal. Laut der Gewerkschaft ver.di fehlen 160.000 Beschäftigte in deutschen Krankenhäusern, was natürlich eine enormen Überlastung und Stress für das derzeitige Personal bedeutet. So macht die bestehende Situation die Menschen kaputt und krank, die für die Gesunderhaltung und Genesung anderer sorgen. Die Aussage „Mehr von uns ist besser für Alle“, ist besonders in der heutigen Zeit passender denn je.