„Aus allen Poren triefend vor Blut und Schmutz“: Wie der britische Kapitalismus auf der Sklaverei beruhte

Tom Costello, Socialist Alternative (Schwesterorganisation der SAV und Sektion der ISA in England, Wales und Schottland)

„Neulich schickte mir jemand einen Leitartikel aus dem »Economist«. Es ging um den Sklavenhandel und behauptet wurde, »man kann den Sklavenhandel nicht abschaffen, weil es all diese ungebildeten Schwarzen in Afrika gibt, die dort nichts zu tun haben aber auf den Plantagen Amerikas benötigt werden«. Die Lösung des »Economist«: Der Sklavenhandel müsse reguliert werden.“

Tony Benn; brit. Sozialdemokrat

Infolge der sich weltweit und in rasantem Tempo ausbreitenden neuen „Black Lives Matter“-Bewegung beginnen junge Leute in Großbritannien in nie dagewesenem Ausmaß, sich mit unserem historischen Erbe zu beschäftigen, das vom Imperialismus und Kapitalismus geprägt ist. Eine multi-ethnisch zusammengesetzte Bewegung unter Federführung von People of Color[PoC] und anderen Minderheiten angehöriger Menschen drängt darauf, Denkmäler und Statuen niederzureißen, die Personen wie Edward Colston oder Cecil Rhodes zeigen. Es geht hierbei um Kolonialherren, die die britische Geschichte durchziehen.

Das ist eine ganz außerordentliche Entwicklung. Wenn wir uns nämlich mit unserer Vergangenheit befassen, dann können wir auch begreifen, weshalb das Phänomen Rassismus heute immer noch existiert. Es geht nicht allein um die Einstellung einzelner Rassist*innen sondern darum, die systemisch bedingten Wurzeln des Rassismus zu erkennen. Fakt ist, dass das System der kolonialen Ausbeutung und Sklaverei, das die Großmächte Europas durchgesetzt haben, eng verknüpft ist mit dem Aufkommen des kapitalistischen Systems. Es kam nicht zur Einführung der Sklaverei, weil es zuvor schon einen gegen PoC gerichteten Rassismus gegeben hätte. Das genaue Gegenteil war der Fall: Über Jahrhunderte hinweg hat die kapitalistische Klasse Britanniens rassistische Einstellungen ganz bewusst befördert und geschürt, um das eigene Handeln zu legitimieren.

Die Geburtsstunde des Kapitals

Bevor der britische Kapitalismus seine spätere Rolle im weltweiten Sklavenhandel einnehmen konnte, war es im 17. Jahrhundert in England zu drastischen Veränderungen gekommen. Dass der Kapitalismus zunehmend in der Landwirtschaft Einzug gehalten hat, führte zur Verdrängung der Landbevölkerung, die bis dato ihre Äcker selbst bewirtschaftet hatte. Da im Parlament aber „Enclosure Acts“ beschlossen wurden (die auf die Privatisierung von bis dato gemeinschaftlich genutztem Boden hinausliefen), wurde die Landbevölkerung ihrer Lebensgrundlage beraubt. Zur selben Zeit kam es zu umfassenden Veränderungen hinsichtlich der ökonomischen Strukturen. Begleitet wurden diese Einfriedungs-Maßnahmen der Ländereien dadurch, dass die unterschiedlichen Regierungen die Ökonomie ganz bewusst und immer stärker marktwirtschaftlich ausrichteten. Parallel dazu unterdrückte man auf brutale Art und Weise die Möglichkeiten und Versuche der Arbeiter*innen sich im Sinne angemessener Lebensbedingungen kollektiv zu organisieren.

Dem bei weitem größten Teil der landlosen Bäuerinnen und Bauern blieb nichts anderes übrig, als sich in das sich ausbreitende Netzwerk der Städte und neuen Fabriken in England einzufügen. Die entsprechenden Standorte wurden rasch zu Zentren der entstehenden kapitalistischen Klasse, die gewillt war, ihren Wohlstand und ihre Macht aus der Ausbeutung der Arbeitskraft des Proletariats zu ziehen.

Diese Transformation des englischen Wirtschaftssystems schuf die Grundlage für den globalen Handel – wenn auch auf Basis extremer Ungleichheit und Profitgier. Bald schon sorgten die Kapitalist*innen dafür, dass der in seiner Entstehung befindliche englische Kapitalismus die Kontrolle über die Kolonien des gesamten Karibik-Raums bekam.

Auf dieser Grundlage sollten fortan Rohstoffe (vor allem Zuckerrohr und Tabak) geerntet werden, um sie dann in ganz Europa weiterzuverkaufen. Wer aber sollte auf dem Land die Arbeit tun? Die Kolonialherren in der alten Heimat begriffen, dass sich der Kapitalismus nur würde weiterentwickeln können, wenn es zu einer Übereinkunft käme, mit der eine rapide und bis dato beispiellose Akkumulation (= Anhäufung) von Reichtum möglich gemacht werden könnte. Um dies zu gewährleisten, begann die Bourgeoisie damit, sich auf die „Schuldknechtschaft“ zu stützen. Es ging hierbei um ein System, in dem verarmte englische und irische Arbeiter*innen angeheuert wurden, um über einen Zeitraum von drei bis sieben Jahren in den Kolonien zu arbeiten.

Auch wenn diese weiße Zwangsarbeitskräfte üblicher Weise danach in die Freiheit entlassen wurden, um sich nach ihrer Vertragslaufzeit dann andere Beschäftigungsverhältnisse zu suchen, waren die Bedingungen, unter denen sie dies taten, brutal und erniedrigend. Genau wie die Sklav*innen wurden sie als das Eigentum der Plantagenbesitzer*innen betrachtet. Ihr Wert richtete sich allein nach der Menge, die sie durch Schufterei zu ernten im Stande waren. Danach erst winkte die Freiheit. In vielen Fällen wurden ihre Verträge in Abhängigkeitsverhältnisse umgewandelt, die der Sklaverei ähnelten. Die Knechte, die zu fliehen wagten, wurden – nachdem man sie wieder eingefangen hatte, mit einem Brandzeichen markiert. Damit verdoppelte sich ihre Zeit in der Zwangsarbeit. Vielfach starben sie aber vorher aufgrund der harten Bedingungen, die in der Karibik vorherrschten.

Neben diesen Zwangsarbeitskräften arbeitete eine kleinere Gruppe von Sklav*innen, die man an der Westküste Afrikas eingefangen hatte. Die Kolonialherren lebten in ständiger Sorge, dass weiße Zwangsarbeiter*innen und Schwarze Sklav*innen zueinander finden und sich im Kampf gegen ihre Ausbeuter vereinen könnten. Bestätigt wurde diese Angst im Jahr 1676, als es in Virginia zur „Bacon’s Rebellion“ kam. Zwangsarbeiter*innen aus Europa und Sklav*innen aus Afrika vereinigten sich mit „freien“ Arbeiter*innen und forderten die Herrschaft der Sklavenhalter*innen und Plantagenbesitzer*innen heraus.

Um der Gefahr einer erneuten Vereinigung vorzubereiten, wurden Gesetze erlassen, mit deren Hilfe die Menschen strikt nach ethnischer Zugehörigkeit getrennt wurden. Würde man die Weißen und die Schwarzen voneinander trennen sowie die Bedingungen der Schwarzen verschlechtern, um die der Weißen etwas zu verbessern, so wäre es möglich, den verarmten weißen Unterdrückten das Gefühl des Aufstiegs im System zu geben. Auf diese Weise könnten sie ein falsches Gemeinschaftsgefühl mit ihren weißen Besitzer*innen entwickeln. Dies würde wiederum dazu führen, dass das Potential für gemeinsame Kämpfe der Unterdrückten minimiert wird.

Zu jener Zeit und unter dem Eindruck der gravierenden Englischen Revolution der 1640er Jahre machten in England Berichte über die wahren Bedingungen in den Kolonien und die Realität der weißen Zwangsarbeiter*innen die Runde. Diese Erzählungen über die wahren Bedingungen der Schuldknechte führten dazu, dass immer weniger Arbeitskräfte angeheuert werden konnten. Vielen war dann doch ein Leben zu Hause in Armut lieber als Erniedrigung und Folter in Übersee. Das war der Beginn der systematischen Einfuhr von Sklav*innen aus Afrika. 1638 gab es in Barbados lediglich 200 afrikanische Sklav*innen, 1653 waren es dann bereits 20.000.

Im Mutterland selbst musste das System für eine umfangreiche Perspektive auf rechtlicher, politischer wie auch religiöser Ebene sorgen. Schließlich musste man in der Lage sein, die zunehmende Abhängigkeit Britanniens von der Sklaverei zu rechtfertigen. Bald schon lieferten die Gerichte Urteile ab, die die „Rechtmäßigkeit“ des Sklavenhandels und -besitzes bestätigten. Auch die Kirche beeilte sich, eine theologische Grundlage für den Sklavenhandel zu „entdecken“. So fand man beispielsweise in der katholischen Lehre, dass Sklav*innen in Gefangenschaft von ihren „ureigenen Sünden befreit“ werden. Dabei fußte die theoretische Rechtfertigung der Sklaverei nirgends und an keiner Stelle auf mehr als nur pseudo-wissenschaftlichen „Rassetheorien“. Indem man die Belange der Kapitalist*innen zum Ausdruck brachte, wurde die Vorstellung entwickelt, dass Menschen afrikanischer Abstammung einer „minderwertigen Rasse“ angehören würden, die dazu bestimmt sei, ein Leben unterhalb der Weißen zu führen.

Die treibende Kraft zur Entwicklung dieser „Theorien“ ist nicht mit der „Natur des Menschen“ zu begründen. Diese Theorien existierten, um die nötigen Voraussetzungen für die steigende Abhängigkeit des Kapitalismus vom Handel mit Menschen zu schaffen. Und es war exakt dieser Zeitraum, in der etliche der rassistischen Kategorien („schwarz“ und „weiß“ zum Beispiel), die wir heute immer noch benutzen, das Licht der Welt erblickten.

Für die Unternehmen wurde die Sklaverei schnell zum Mittel der Wahl. An den Westküsten Afrikas wurden ganze Städte niedergebrannt. Bestehende Infrastruktur und Bibliotheken wurden dem Erdboden gleichgemacht. Jede Spur von entwickelter Zivilisation in Afrika musste ausradiert werden, um die Vorstellung von einem Kontinent von „Wilden“ zu konstruieren, der unter die Kontrolle der „Weißen“ gehört. Aus Sicht der britischen herrschenden Klasse machte dies absolut Sinn: Nur so waren sie in der Lage, die beispiellose Brutalität zu „begründen“, die um sich griff. Sklav*innen wurden mit Waffengewalt auf die Schiffe getrieben und über den Atlantik verschifft. In Amerika hatten sie dann 18 Stunden am Tag in brütender Hitze auf den Plantagen zu arbeiten. Letztendlich sind 12 Millionen Menschen zur Handelsware gemacht worden. Die Sklav*innen, die sich während der Überfahrt krank fühlten oder aber ungehorsam waren, wurden über Bord geworfen. Schätzungsweise 1,5 Millionen von den o.g. 12 Millionen verloren so schon auf dem Atlantik ihr Leben.

Die Praxis, Menschen als Sklav*innen zu halten, war natürlich nichts Neues. In der Geschichte gab es ganz unterschiedliche Klassengesellschaften, in der die Sklaverei gängige Praxis war. Dies gilt sicherlich vor allem für das Alte Griechenland und das Römische Reich. Diese Formen der Sklavenhalterei waren jedoch in zweifacher Hinsicht anders gelagert: In den Sklavenhalter-Gesellschaften der Antike wurden Menschen nicht aufgrund ihrer Herkunft, ethnischen Abstammung oder „Rasse“ versklavt. Menschen jeglicher Abstammung und ethnischer Zugehörigkeit konnten sich am Ende in Ketten wiederfinden. Zweitens gründeten diese Gesellschaften zwar in hohem Maße auf der Sklaverei. Es war aber der Kapitalismus (und hier vor allem der britische), der aufgrund seiner weiteren Fortentwicklung von der Sklavenhaltung erst abhängig geworden war. Niemand anderes als Karl Marx hob diesen Punkt an mehreren Stellen sehr differenziert hervor:

„Ohne Sklaverei keine Baumwolle; ohne Baumwolle keine moderne Industrie. Nur die Sklaverei hat den Kolonien ihren Wert gegeben; die Kolonien haben den Welthandel geschaffen; und der Welthandel ist die Bedingung der Großindustrie. So ist die Sklaverei eine ökonomische Kategorie von der höchsten Wichtigkeit.“

(Marx, Das Elend der Philosophie, 1847)

„Die Entdeckung der Gold- und Silberländer in Amerika, die Ausrottung, Versklavung und Vergrabung der eingebornen Bevölkerung in die Bergwerke, die beginnende Eroberung und Ausplünderung von Ostindien, die Verwandlung von Afrika in ein Geheg zur Handelsjagd auf Schwarzhäute, bezeichnen die Morgenröte der kapitalistischen Produktionsära.“

(Marx, Das Kapital, MEW 23, 1867, S. 779)

Abolition

Heutzutage wollen kapitalistische Historiker*innen uns gerne glauben machen, dass die Sklaverei einfach aufgrund der moralischen Einstellung der englischen Bourgeoisie abgeschafft worden ist. Die Wahrheit liegt hingegen woanders.

Ein ganz wesentlicher Faktor für den Ausstieg Britanniens aus dem Sklavenhandel war der schlichte Umstand, dass die Bourgeoisie immer geringeren Nutzen daraus zog. Der britische Kapitalismus und der aus der Sklaverei erwirtschaftete Profit wirkten bei der Entstehung der Industrie-Arbeiterschaft wie Geburtshelfer. Diese wurde größer und größer und sammelte sich in den Städten, um sich in den dortigen Fabriken zu verdingen. Allzu oft wurden auch Kinder eingestellt, die dieselben Arbeitsstunden ableisteten wie die Sklav*innen. So begannen die Kapitalist*innen zu erkennen, dass Kinderarbeit eine echte Alternative war zur bisherigen Praxis, Geld für die Verschiffung von Menschen aus Westafrika nach Amerika auszugeben. Schließlich konnte man die Arbeitskräfte ja auch im eigenen Land ausbeuten – und dabei auf die neuen hochmodernen Technologien zurückgreifen. Ungeachtet dessen hielt die britische herrschende Klasse an der Sklaverei fest. Der Handel mit Sklav*inen wurde zwar verboten, die Ausbeutung der Sklav*innen hingegen nicht.

Einige begannen damit, ökonomisch begründete Argumente gegen die Sklaverei vorzubringen. So sprach sich Adam Smith, der heute als einer der größten Ökonomen des Kapitalismus betrachtet wird, in seinem Klassiker „Wohlstand der Nationen“ für die Abolition, die Abschaffung der Sklaverei aus. Seine Begründung lautete, dass die Sklaverei einer weiteren ökonomischen Entwicklung im Wege stehen würde. Sklav*innen hätten demnach keinen Anreiz, kreative Arbeit zu leisten, und die Sklavenhalter*innen sähen keinen Ansporn, um die Produktivität ihrer Ländereien zu steigern.

Entscheidend ist aber, dass die Abschaffung der Sklaverei letztlich die Folge des Kampfes von unten gewesen ist. Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts stieg die Anzahl und Intensität von Sklavenaufständen an. Ähnlich verhielt es sich mit den Kämpfen der Arbeiterklasse in Britannien selbst. Bereits drei Jahre vor der Verabschiedung des 1807 angenommenen Gesetzes über den Sklavenhandel („Slave Trade Act“) hatten Schwarze Sklav*innen auf der Insel Saint-Domingue (heutiges Haiti) inspiriert von der Großen Französischen Revolution ihre Herren gestürzt und die erste freie Schwarze Republik der modernen Geschichte gegründet. Am besten beschrieben wird dies im Klassiker von C.L.R. James: The Black Jacobins.

Der britische Kapitalismus nach dem Ende der Sklaverei

In der Phase bis 2015 hatten die britischen Steuerzahler*innen die Kosten für einen 300-Milliarden-Pfund-Kredit zu tragen, den die Regierung 1835 aufgenommen hatte. Mit diesem Geld wurden allerdings nicht die Sklav*innen entschädigt. Dieses Geld ging an die Sklavenhalter*innen! Das ist die „ruhmreiche“ Abolition, für die sich die Politiker*innen der herrschenden Klasse eingesetzt haben.

Und während man uns weiszumachen versucht, mit dem Gesetz von 1807 sei die Sklaverei abgeschafft worden, stellt dich die Realität doch etwas komplizierter dar. Auch wenn die Beteiligung Britanniens am Sklavenhandel damit beendet war, sind die Sklav*innen mehr als 30 weitere Jahre unter der Kontrolle ihrer Herren geblieben. Dies geschah nach Umbenennung des alten Systems, und fortan war nur noch von der „apprenticeship“ (dt.: Lehre/Ausbildung) die Rede. Auf diese Weise hatte die Profitmacherei durch massenhafte Versklavung weiterhin Bestand.

Zahlreiche Sozialist*innen werden Marx heranziehen, der in „Das Kapital“ (MEW 23, 1867, S. 779) schrieb, der Kapitalismus käme „von Kopf bis Zeh, aus allen Poren, blut- und schmutztriefend“ daher. Das ist keine Übertreibung, denn selbst nach der Abschaffung des transatlantischen Sklavenhandels blieb die koloniale Unterwerfung das Blut in den Adern des britischen und europäischen Kapitalismus. Die rassistischen Mythen, die heute noch bis in die letzte Ecke der Welt – von Südafrika über Indien und darüber hinaus – getragen werden, gehen allesamt hierauf zurück.

Heute mögen sich viele die Frage stellen, wie es sein kann, dass die Menschen geschwiegen haben als der Sklavenhandel in vollem Gange war. Warum hat sich niemand dagegen aus gesprochen? Eine Antwort darauf liegt auf der Hand: Man hat dies in Form einer starken abolitionistischen Bewegung getan, die Züge von Klassenbewusstsein der Arbeiterschaft trug. Doch auch wenn die herrschende Klasse nicht mehr direkt in die Besitz-Sklaverei investierte, so hielt sie doch ein weltumspannendes System aufrecht, das aus rücksichtsloser Ausbeutung, Armut und rassistischer Unterdrückung bestand. Heute wie damals ist der Rassismus fester Bestandteil des Systems namens Kapitalismus in den USA, Britannien und weltweit.

Überall kann man den Zusammenhang zwischen systematischem Rassismus damals und in seiner heutigen Form erkennen. Fakt ist, dass die „Tories“ die Partei der Sklaverei waren. Angefangen bei der abscheulich rassistischen „Rivers of Blood“-Rede des früheren Gesundheitsministers Enoch Powell (1968) bis hin zur Brandkatastrophe im Grenfell-Hochhaus (2017) und dem Windrush-Abschiebeskandal (2018) – die Wurzeln des ausländerfeindlichen Rassismus der „Tories“ reichen definitiv zurück bis ins Gesellschaftssystem der Sklaverei. Damit ist nicht gesagt, dass alle „Tories“ positiv gegenüber Sklavenhalter*innen eingestellt sind. Doch durch die vom Kapitalismus angeheizte Spaltung unter den Menschen sind die gesamte Geschichte hindurch die Vorstellungen honoriert worden, nach denen rückschrittliches Verhalten gut geheißen wird – ganz gleich, ob rassistisch, frauenfeindlich oder homophob.

Der Marxismus begreift, dass der beste Weg, um sich der Unterdrückung zu erwehren, darin besteht, eine Einheitsfront der Arbeiterklasse zu bilden, um dieses marode System wie auch die verkommenen Ansichten, die ihm zugrunde liegen, an der Wurzel gepackt auszureißen. Vom ersten Tag an bestand die Aufgabe des Rassismus darin, die Menschen der Arbeiterklasse in feindliche Lager aufzuteilen. Die den unterschiedlichen Ethnien angehörigen Arbeiter*innen sollten so daran gehindert werden, ihre gemeinsamen Interessen zu erkennen. Wer das verstanden hat, wird nicht nur die rassistischen Denkmäler umstürzen sondern auch das bestehende rassistische System. Oder – um es mit Marx Worten zu sagen „Die Arbeit in weißer Haut kann sich nicht dort emanzipieren, wo sie in schwarzer Haut gebrandmarkt wird.“ (Marx, Das Kapital, MEW 23, 1867, S. 318) .

Heute skandieren die Aktivist*innen von BLM: „Kein Leben ist etwas wert, so lange das Leben Schwarzer wertlos bleibt!“. Das greifen wir positiv auf, indem wir den revolutionären Kampf für eine sozialistische Zukunft noch verstärken.