von Christian Kubitza, Köln
Der Sozialbericht NRW 2020 für den Vergleichszeitraum 2014 bis 2018 belegt die wachsende Ungleichheit. Die regionalen Unterschiede haben sich vertieft – im Ruhrgebiet erreichte die Armutsrisikoquote 2018 einen Wert von 20,5 %.
Landesweit hat die Armut mit nunmehr 16,6 % der nordrhein-westfälischen Bevölkerung leicht zugenommen. Ebenfalls gewachsen ist das Einkommen der Reichen. Die oberen 20% erzielten über 50% der Einkommen. Die 1392 Einkommensmillionär*innen (0,2% der Bevölkerung) in NRW verfügten im Berichtsjahr 2015 „über ein durchschnittliches Bruttogesamteinkommen von 6,12 Millionen je Steuerfall“. Im Vergleich zum Jahr 2007 bedeutet dies einen Anstieg um rund 400 000 Euro. Als Nettoeinkommen verblieben ihnen davon 67,7%, während es im Jahr 2007 noch 64,8% waren. Fast 35 % des Nettogesamteinkommens entfielen auf die obersten 10 % der Veranlagten.
Beim Vermögen ist die Ungleichheit noch gravierender: Das ermittelte Nettogesamtvermögen in 2018 entfiel zu 70,8 % auf die Vermögendsten 20 %, die Obersten 10 % hielten mit 51,2% mehr als die Hälfte des Gesamtvermögens. Im Jahr 2018 waren 16,6 % der nordrhein-westfälischen Bevölkerung von relativer Einkommensarmut betroffen. Mehr als jede fünfte minderjährige und 18 bis 29-jährige Person lebte im Jahr 2018 in einem einkommensarmen Haushalt.
Von 2008 auf 2018 nahm der Bestand an öffentlich geförderten Wohnungen um 30,7% ab. Und „für das Jahr 2018 kann bei einem Fünftel der Mieterhaushalte ohne Bezug von KdU-Leistungen (20,0 %) von einer Wohnkostenüberlastung ausgegangen werden, weil die Wohnkosten zwei Fünftel des Haushaltsnettoeinkommens überstiegen“.
Die sich vertiefende soziale Spaltung im Zuge der Corona-Pandemie ist noch gar nicht erfasst. Lediglich in der Einleitung der Kurzfassung des Berichts ist erwähnt, dass Geringverdienende und niedrig Qualifizierte im Zuge der Pandemie besonders von Erwerbslosigkeit, Kurzarbeit und zusätzlicher Benachteiligung im Bildungssystem betroffen sind.