Seit Ende April laufen die Tarifverhandlungen für den Groß- und Einzelhandel. ver.di fordert 4,5% plus 45 Euro mehr Lohn auf 12 Monate Laufzeit und einen tariflichen Mindestlohn von 12,50 Euro.
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In der Branche wird in 13 Tarifbezirken getrennt verhandelt und abgeschlossen, die Forderungen sind jedoch bundesweit einheitlich. Der zeitliche Ablauf der Verhandlungen ist unterschiedlich. In manchen Ländern haben bereits zwei Verhandlungsrunden stattgefunden, im Osten wird erst ab Juni verhandelt. Bei den bisherigen Verhandlungen gab es keine Angebote der Arbeitgeberverbände, die Ausnahmen für von der Pandemie betroffene Unternehmen fordern.
Nur 16 Prozent der Beschäftigten der Branche arbeiten in Betrieben wie Warenhäusern oder Bekleidungsgeschäften, die 2020 Umsatzeinbußen hatten. Für die große Mehrheit der Betriebe, vom Discounter bis zum Baumarkt, gab es trotz oder gerade wegen Corona Umsatzsteigerungen, besonders im Versandhandel. In allen Betrieben gilt, dass die Aktionär*innen und das mit Boni versorgte Management die Kosten der Krise tragen sollten, und nicht die Beschäftigten, die im Arbeitsalltag durch den Kontakt mit vielen Kund*innen oder durch die Arbeit im Versandhandel mit vielen Kolleg*innen im Lager ein hohes Infektionsrisiko hatten.
Bei Amazon Winsen hat das Management FFP2-Masken verboten, weil die Kolleg*innen sonst mehr Pausen machen müssten. Das ist sicherlich kein Einzelfall. Für die Konzerne zählt die ungestörte Arbeitsleistung mehr als die Gesundheit ihrer Beschäftigten. Auch deshalb ist es wichtig, sich gewerkschaftlich zu organisieren und an Warnstreiks und Streiks teilzunehmen. Wenn sich viele Kolleg*innen an Streiks beteiligen und der Arbeitskampf konsequent geführt wird, können die Forderungen voll durchgesetzt werden – Geld ist genug da.
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