Sommercamp von ROSA, ALS und LSP/PSL in Belgien in Bree bei Genk, 2.- 9. Juli 2021
Endlich! Nach langen Monaten innerhalb der eigenen Landesgrenzen, der eigenen Stadt oder der eigenen Wohnung, nach unzähligen Videokonferenzen und Chats konnten wir uns wieder live treffen. Um unsere Erfahrungen und Pläne auszutauschen, um politische Debatten zu führen, um neue Leute kennen zu lernen, die für dieselben Ziele kämpfen. Mit 180 Teilnehmer*innen war es das bisher größte Sommercamp von Campagne ROSA, LSP/PSL (Schwesterorganisation der SAV in Belgien) und Actief Linkse Studenten.
Unter dem Motto „Sommercamp gegen Unterdrückung und Kapitalismus” trafen sich vor allem junge, aber auch einige ältere Aktivist*innen, um in zahlreichen Workshops eine Bandbreite politischer Themen zu diskutieren: z.B. den Kampf gegen Sexismus und Gewalt gegen Frauen und LGBTQI+- Personen, gegen Rassismus und Polizeigewalt, Identitätspolitik versus sozialistischer Feminismus, oder unsere Haltung zu Prostitution und Pornografie. Aber auch andere Themen wie Weltwirtschaft, Patentrechte und Big Pharma, Privatisierung des Gesundheitswesens, oder „Was ist Sozialismus?“ standen auf dem Programm. So war es schwierig, sich zwischen all den interessanten Themen zu entscheiden.
Auch internationale Gäste bereicherten mit ihren Beiträgen die Veranstaltungen: Vertreter*innen von ROSA Deutschland, der SAV, SLP (aus Österreich), den Niederlanden und dem Baskenland, aber auch die Gewerkschaftsführerin Khaing Zar aus Myanmar, die über den Widerstand der Arbeiter*innenklasse gegen den Putsch in Myanmar berichtete. Auch die Bewegungen in Chile und Kolumbien und die nationale Frage in Israel/Palästina wurden diskutiert, denn den Kampf um gleiche Rechte führen wir weltweit.
Neben grundlegenden Diskussionen über Imperialismus, Trotzkis Theorie der permanenten Revolution, 150 Jahre Pariser Kommune usw. konnten neue Aktivist*innen in zahlreichen praktischen Treffen lernen, wie man Kampagnen plant, Reden schreibt oder was die ersten Schritte als neues Gewerkschaftsmitglied am Arbeitsplatz sind. Dabei stellte sich immer die Frage: Wie können wir konkreten Widerstand mit dem Kampf für eine Alternative zum Kapitalismus verbinden, der sich – wie so oft – als völlig unfähig erwiesen hat, die derzeitige Krise zu managen und Lösungen zu bieten.
Die sozialistisch-feministische Kampagne ROSA wurde in Belgien 2017 gegründet und hat bereits eine Reihe erfolgreicher Kampagnen geführt, wie die Unterstützung des erfolgreichen Streiks der Reinigungskräfte an der Uni Gent für einen Mindestlohn von 14 Euro oder zuletzt am 27. Juni die Demonstrationen zum Christopher-Street-Day. Dort hatte ROSA mit dem Slogan „Pride is a Protest“ selbst die Initiative für Proteste ergriffen, eine radikale Alternative zum kommerziellen CSD aufgebaut und unter anderem 600 Menschen in Gent auf die Straße gebracht. Die Dynamik daraus hatten die Aktivist*innen mit nach Bree gebracht, der Schlachtruf „We will not be quiet, Stonewall was a riot” war noch oft zu hören.
Die gesamte Atmosphäre beim Camp war sehr solidarisch, bei den zahlreichen praktischen Aufgaben packte jede*r mit an. Kochen, Essensausgabe, Bar, viele Reinigungsarbeiten, usw. wurden komplett selbst organisiert. Außerdem gab es Sportaktivitäten, Kinderbetreuung, Kinoabende. Das Camp war eine Atempause, zwischen zwei Schuljahren, zwei Uni-Semestern, eine gewisse Atempause in einer bleiernen Corona-Zeit mit digitalen Meetings und wenig Austausch. Natürlich war die Pandemie auch auf dem Camp präsent, als Faktor bei politischen Fragen, aber natürlich auch mit Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln.
Das Camp war aber auch Ort zum Energieaufladen, für unseren gemeinsamen Kampf in den kommenden Monaten und Jahren. Besonders für uns, bei denen ROSA noch am Anfang steht, war der Einblick in die beeindruckende Arbeit in Belgien, wo ROSA bereits Faktor im Widerstand in Schulen, Unis und am Arbeitsplatz ist, sehr inspirierend. Jetzt beginnen wir international mit den Vorbereitungen für den Herbst, wo wir starke Protestaktionen am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November auf die Beine stellen und mehr Menschen für ROSA gewinnen wollen.
Die Teilnehmer*innen beim Camp haben auf beeindruckende Art die zunehmende Radikalisierung unter Jugendlichen repräsentiert: Gerade in dieser tiefen Krise des Kapitalismus, der unser Leben und den Planeten bedroht, suchen immer mehr Menschen nach einer Alternative zu diesem Profitsystem. Die ISA baut international eine Organisation auf, die eine aktive Rolle spielt in tagtäglichen Kämpfen, Streiks und Protesten und die als schlagfertige Kraft der Arbeiter*innenklasse und Jugend das Übel an der Wurzel – am kapitalistischen System – packt.
Schließ dich uns an und sei bei den nächsten Camps und anderen internationalen Treffen mit dabei!
Eine nächste Gelegenheit ist das Sommercamp der Sozialistischen Linkspartei vom 22.-29. August in Österreich, Anmeldung und Infos unter slp@slp.at