Kämpferische Premiere von ‚Pride (is a) Protest‘ in Belgien

Bericht von ROSA in Belgien

Am Tag vor dem Jahrestag der Massenproteste gegen homophobe Gewalt in Stonewall 1969 startete ROSA in Belgien die Wiederaufnahme der Tradition des kämpferischen Protests, der der Ursprung der Pride war.

Die ersten Veranstaltungen von „Pride (is a) Protest“ („Pride ist ein Protest“) fanden in den Städten Antwerpen, Brügge und Gent statt. Von Leuven, Lüttich und Brüssel aus organisierten lokale ROSA-Gruppen gemeinsame Zugfahrten zur Demonstration in Gent. Mit 600 Demonstrant*innen war die Aktion in Gent die größte, dort hat die ROSA-Kampagne die längste Tradition des kämpferischen Protests (mit jährlichen kämpferischen Demonstrationen gegen Sexismus am 8. März und schnellen Protestreaktionen auf rechtsextremen Sexismus). Auch die Demonstration in Brügge war mit 150 Personen bemerkenswert stark. In Antwerpen waren es 35, was ein guter Anfang und eine Grundlage für weitere lokale Proteste ist.

Anstatt die Siege der Vergangenheit zu feiern, wurde die Notwendigkeit zum Protest während des gesamten Pride-Monats durch internationale Beispiele wie Orbans homophobe Gesetze in Ungarn gezeigt. Während des EM-Spiels zwischen den Niederlanden und Tschechien durften die niederländischen Fans in Budapest keine Regenbogenfahnen mit ins Stadion nehmen. Das hat sowohl die breite Solidarität im Widerstand gegen Homophobie gezeigt, als auch die Notwendigkeit, aktiv zu protestieren. Belgien selbst war im letzten Jahr Schauplatz einer Reihe von „Gaybashings“ und sogar homophober Morde. Die Diskriminierung von LGBTQI+ ist bei Vorstellungsgesprächen und am Arbeitsplatz immer noch weit verbreitet, während der Zugang zu medizinischer und psychologischer Betreuung knapp und teuer ist.

Die emotionalen Berichte am Open Mic von „Pride (is a) Protest“ in Gent zeigten, dass es immer noch viele Vorurteile gibt, aber auch, dass ein soziales System des Mangels und der Konkurrenz zu Spannungen und Diskriminierung führt. Die Reden zeigten eine breite Solidarität im Kampf für Trans-Rechte und gegen Sexismus, aber auch Wut über heuchlerische multinationale Unternehmen, die sich mit Regenbogenfarben schmücken, wenn es ihnen passt, um Profit zu machen, aber ihre Mitarbeiter*innen weiterhin unterbezahlen. Wie ROSA im Vorfeld der Aktionen schrieb: „Es geht darum, die Gesellschaft grundlegend zu verändern, nicht nur hier und da ein wenig (Regenbogen-)Farbe aufzutragen und kurzzeitige Verbesserungen zu erreichen.“

Foto: ROSA Belgien (Facebook)