Bei der Deutschen Bahn hat der Arbeitskampf der GDL begonnen. Nachdem bei der Urabstimmung 95 % der GDL-Mitglieder für Streik gestimmt hatten, wurde vom 10.-12. August und erneut vom 23.-24. August im Güter- und Personenverkehr gestreikt. Unter den Lokführer*innen war die Beteiligung hoch, die meisten Fernzüge und viele Regional- und S-Bahnen fielen aus. Jetzt geht der Streik in die dritte Runde, die im Personenverkehr vom 2.-7.9. dauert.
Von Thies Wilkening, Hamburg
Auch in den Bereichen Infrastruktur, Station+Services und Werkstätten wurde teilweise gestreikt. Laut dem GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky hat die Gewerkschaft gerade hier viele neue Mitglieder gewonnen. Die GDL nimmt ihr Vorhaben, den Organisationsbereich über Lokführer*innen und Zugbegleiter*innen hinaus auf alle „für das Bahnsystem relevanten“ Bereiche auszudehnen, offenbar ernst.
Wie bei früheren Bahnstreiks werfen bürgerliche Medien der GDL „Egoismus“ und „Machtspielchen“ vor und versuchen, den Ärger über ausfallende Züge in Wut auf die Kolleg*innen und ihre „unverschämte“ Gewerkschaft zu instrumentalisieren, die es wagt, einen Arbeitskampf konsequent zu führen. Das funktioniert aber nicht immer – auf Facebook gab es zum Beispiel viele kritische Kommentare zu einem entsprechenden Video der NDR-Satiresendung extra3.
Solidarität und Medienhetze
DIE LINKE unterstützt die streikenden Kolleg*innen, viele Abgeordnete und Kandidat*innen haben sich entsprechend öffentlich geäußert. Unterstützer*innen des Streiks waren auch bei Streikversammlungen und Kundgebungen präsent, etwa am 17. August vor dem Bahntower in Berlin. Die Streikzeitung ist erschienen und wird verteilt, um über Hintergründe des Arbeitskampfs aufzuklären und für Solidarität zu werben.
Völlig unsolidarisch verhält sich leider die Führung der DGB-Gewerkschaft bei der Bahn, der EVG. Sie droht mit Kündigung der Tarifverträge und Streiks für den Fall, dass der Tarifabschluss mit der GDL in irgendeinem Punkt besser wird als ihr eigener, von Lohnverzicht und nur geringen Erhöhungen 2022 geprägter Abschluss aus dem letzten Jahr. An sich ist die Idee für Verbesserungen zu streiken und dazu gegebenenfalls auch bestehende Tarifverträge zu kündigen nicht schlecht und wirkt gerade bei der EVG ungewöhnlich kämpferisch, faktisch geht es ihr aber wohl eher darum „Gegendruck“ auf den Konzern auszuüben und eine „harte Linie“ im Arbeitskampf gegen die GDL durchzusetzen.
Die DB-Konzernspitze hat bisher kein neues Angebot vorgelegt, so dass es keine Grundlage für weitere Verhandlungen gibt. So kam es zur dritten Streikrunde, die im Güterverkehr am 1.9., im Personenverkehr am 2.9. begonnen hat und bis in die Nacht vom 6. auf den 7.9. dauert. Der Versuch des Managements, den Arbeitskampf auszusitzen führt also zu weiteren Zugausfällen, Verspätungen und finanziellen Verlusten für den staatseigenen Konzern.
Bild: bigbug21, CC BY-SA 2.5 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5, via Wikimedia Commons