Gegen die Schließung des Bosch Standorts München: Werk erhalten, Produktion umstellen

Nachdem die ersten Berichte der möglichen Werkschließung des Bosch-Standortes in München kursierten, gründete sich die neue Gruppe „Klimaschutz und Klassenkampf“ aus Beschäftigten und Klimaaktivist*innen. Sie demonstrierten am 3. September vor dem Alten Gewerkschaftshaus gemeinsam für den Erhalt des Werkes und eine Umstellung der Produktion. Von der Schließung wären 250 Beschäftigte betroffen.

Von Nikolas Friedrich, München

Als Grund für die Schließungspläne wurde die steigende Nachfrage nach Elektromobilität angegeben. Laut Geschäftsführung sieht sich Bosch als eine der größten Zulieferfirmen für die Automobilindustrie unter Druck, Produkte für E-Motoren zu bauen. Hauptprodukt des Standortes München sind Teile für Verbrennermotoren. E-Motoren benötigen im Allgemeinen weniger Teile im Vergleich zum Verbrenner, weniger Teile bedeuten weniger Arbeitsschritte und damit weniger Arbeitsplätze. Um die Arbeitsplatzvernichtung zu verhindern, sind die Beschäftigten bereit zu kämpfen.

Die Kapazitäten und Wissen existieren, um die Produktion relativ zügig umzustellen. Vorschläge für die Herstellung von E-Motoren sowie anderen grünen Produkten wie Windräder sind im Gespräch. „Ich bin auch im Ortsvorstand der IG Metall. Und natürlich werden wir auch vom Ortsvorstand der IG Metall eine Waffe einsetzen, wie zum Beispiel einen Streik falls notwendig.“, so Giuseppe Ciccone, der Betriebsratsvorsitzende des Werkes.

Umstellung der Produktion

In der Geschichte der Gewerkschaftsbewegung haben schon mehrfach industrielle Arbeiter*innen grundlegende Änderungen in der Produktion gefordert. Die Beschäftigten des britischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns „Lucas Aerospace“ hatten in den 1970er Jahren Pläne für eine Produktion gesellschaftlich sinnvoller Güter und damit eine Alternative zur Rüstungsproduktion entworfen.

Bei Ausbruch der Pandemie kämpften Arbeiter*innen von General Motors in den USA für die Produktion von Beatmungsgeräten, um den Mangel in Krankenhäusern zu reduzieren. Das Know-How in der Industrie liegt bei den Beschäftigten.

Die Umstellung der Produktion bei Bosch wäre ein erster Schritt, aber wir müssen darüber hinaus gehen. Wir brauchen ein neues Verkehrskonzept, das den Autoverkehr deutlich reduziert. Beispielsweise werden E-Motoren nicht nur in Privat-PKW eingesetzt, hier kann man auch im großen Stil denken und Bus und Bahn mit einbeziehen. Ein neues Verkehrskonzept, das den Individualverkehr zurückdrängt und gleichzeitig einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs sowohl in der Stadt als auch am Land fördert, würde den aktuell in der Autoindustrie Beschäftigten viel eher die Arbeitsplätze sichern.

Es gibt keinen Widerspruch zwischen Jobs und Umweltschutz, der Widerspruch heißt Klima oder Profit. Forderungen nach der Umstellung der Produktion damals und heute zeigen, dass Beschäftigte das technische und organisatorische Potenzial haben, um Produktion zügig für neue Bedürfnisse umzustellen. Allein der Profitzwang des Kapitalismus bremst die Umstellung der Industrie.

Die Demonstration war ein wichtiger Schritt für die Klima- und Arbeiter*innenbewegung, die die Umwandlung der Gesellschaft in Richtung Klimagerechtigkeit vorantreibt und die gesamte Produktionsweise des Kapitalismus in Frage stellt. Um nicht nur die Arbeitsplätze in München zu retten, sondern auch den ganzen Krisenkurs, bei dem Umwelt und Arbeit gegeneinander ausgespielt werden, zu beenden, brauchen wir eine Wirtschaft, in der die Arbeiter*innen die Produktion nach den Bedürfnissen der großen Mehrheit demokratisch organisieren, eine sozialistische Gesellschaft.

Foto: klassegegenklasse.org