Whistleblowerin beleuchtet die zwielichtige Welt von Facebook

Von Amy Ferguson (Socialist Party / ISA in Ireland)

Die Nachricht, dass ein Megakonzern wie Facebook (der auch Instagram und Whatsapp betreibt) seine Gewinnspanne statt der Sicherheit und dem Wohlbefinden der Nutzer*innen in den Vordergrund stellt, mag für viele keine Überraschung sein. Die Berichte einer Whistleblowerin geben uns jetzt jedoch einen Einblick in die schiere Macht, die dieser Konzern über unser tägliches Leben und die politischen Systeme des Kapitalismus hat.

Einige der von der Whistleblowerin Frances Haugen angesprochenen Themen sind:

  • Der Umgang des Unternehmens mit Hassreden
  • Seine schädlichen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen
  • Versäumnisse bei der Kontrolle und Bekämpfung von Menschenhandel
  • Die bevorzugte Behandlung von Hassreden und fragwürdigen Inhalten durch den Algorithmus
  • Die Förderung von ethnischer Gewalt

Im Januar dieses Jahres „versicherte“ Mark Zuckerburg, dass Facebook „Beiträge entfernt, die zu Gewalt aufrufen oder sie fördern, und Gruppen verbietet, die eine hasserfüllte und gewalttätige Agenda verfolgen“. Haugen erklärt jedoch, dass Facebook und sein Algorithmus all dies tatsächlich zuließen und entsprechende Inhalte sogar bevorzugten, um „Viralität und Wachstum“ auf den Plattformen zu generieren. Unter anderem verweist sie darauf, dass Facebook während der Unruhen im Kapitol wissentlich die Verbreitung politischer Fehlinformationen zuließ und möglicherweise gegen amerikanische Sicherheitsgesetze verstieß, indem es in Berichten absichtlich falsche Angaben machte und Informationen ausließ.

Schüren von Zwietracht und Hass

Ferner kann jede Person, die auf den zahlreichen Plattformen von Facebook rassistischen, frauenfeindlichen, transphoben oder homophoben Beschimpfungen ausgesetzt ist schnell bestätigen, dass dieser Vorwurf der Wahrheit entspricht. Im vergangenen Jahr haben immer mehr Frauen angeprangert, dass der Social-Media-Gigant Fälle von sexuellen Übergriffen in Form von Bildern ignoriert.

Die Statistiken dazu lügen nicht. In internen Papieren gab das Unternehmen zu, dass es nur bei 3-5 % der Hassreden Maßnahmen ergreift. Doch während Missbrauchsopfer ignoriert werden und die Täter ihre Hasskampagne fortsetzen dürfen, werden linke Gruppen – etwa Gruppen für die Rechte von Palästinenser*innen – mit Verboten und Sperrungen belegt!

Darüber hinaus wurde dieses Jahr bekannt, dass Zuckerberg persönlich interveniert hat, um die Maßnahmen von Facebook gegen den rechten Verschwörungstheoretiker Alex Jones zu lockern. Der Umgang von Facebook mit diesen Themen ist wie ein Mikrokosmos des kapitalistischen Systems insgesamt. Es fördert und verlässt sich auf die Spaltung der Arbeiter*innenklasse, um sein Wachstum zu sichern und seine Profite zu schützen, während es scheinheilig behauptet, „Demokratie“ und „Freiheit“ zu fördern.

Echter sozialer Schaden

Die schädlichen Auswirkungen, die die Facebook-Plattformen auf die psychische Gesundheit normaler Menschen, insbesondere junger Frauen und Mädchen, haben, sind ebenfalls ein entscheidender Punkt, der beachtet werden muss. Durchgesickerte interne Untersuchungen von Instagram haben zum Beispiel ergeben, dass die App bei einem von drei Mädchen Probleme mit dem Körperbild verursacht hat. Außerdem ergab eine Facebook-Studie unter Teenager*innen in Großbritannien und den USA, dass mehr als 40 % der Instagram-Nutzer*innen angaben, sie fühlten sich bei der Nutzung der App „unattraktiv“.

Da diese Plattformen den größten Teil ihres Geldes mit der Schaltung von Werbung verdienen, gestalten sie ihre Benutzeroberflächen so, dass sie die Nutzer*innen möglichst süchtig machen. Eine Studie hat ergeben, dass schätzungsweise 210 Millionen Menschen weltweit unter der Sucht nach sozialen Medien leiden, und bei Jugendlichen, die täglich fünf oder mehr Stunden am Telefon verbringen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie depressive Symptome zeigen, doppelt so hoch. Das ist gesundheitsschädlich. Ich schreibe das nicht, um wie ein wütendes Elternteil oder ein*e passiv-aggressiver Café-Besitzer*in zu klingen, der/die sagt, Sie sollen „mehr nach draußen gehen“ oder einmal „ein richtiges Gespräch führen“ – es ist wirklich besorgniserregend, dass die sozialen Medien dazu gemacht sind, zu kontrollieren, wie wir unsere Tage verbringen und was wir über uns selbst denken, und das alles im Namen der Gewinne von Konzernen.

Öffentliches Eigentum und Kontrolle über soziale Medien

Die Tatsache, dass ein privates Unternehmen unser Leben auf so tiefgreifende Weise beeinflussen und kontrollieren kann, sollte uns einen Schauer über den Rücken jagen. Unternehmensgiganten, von Facebook bis Amazon, kann man nicht einfach so weitermachen lassen wie bisher. Die Entscheidungen, die von Multimilliardär*innen in ihren undurchsichtigen Vorstandsetagen getroffen werden, betreffen nicht nur ihre internen Abläufe, sondern uns alle: unsere geistige Gesundheit, die Informationen, mit denen wir in Berührung kommen, das Wirtschaftssystem, das unseren Lebensstandard bestimmt.

Die einzige Möglichkeit, dem Schaden, den sie anrichten, entgegenzuwirken, besteht darin, diese Unternehmen in öffentliches Eigentum zu überführen, um sicherzustellen, dass demokratische Führungs- und Kontrollsysteme eingerichtet werden. Auf diese Weise können wir endlich diejenigen zur Rechenschaft ziehen, die für die Aufrechterhaltung des Hasses verantwortlich sind. Dann können wir die Macht brechen, die ihre milliardenschweren CEOs auf unserem Planeten haben und das Potenzial solcher Plattformen als wichtige Instrumente der Kommunikation und des Wissens- und Erfahrungsaustauschs nutzbar machen.

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