„Es geht um das ganze System“

Interview mit Frede, ROSA Aktivistin aus Belgien

Warum machst du bei ROSA mit?

Ich habe mich selber immer als Feministin gesehen. Ich wusste aber nicht, wie ich aktiv werden kann. Dann habe ich auf einer Demonstration Leute von ROSA getroffen und eine Organisation gefunden, in der ich aktiv werden konnte. Und das nicht nur gegen einzelne Punkte – sondern gegen das ganze System. Denn es sind nicht nur Einzelpunkte. Und ROSA macht klar: Das ganze System muss geändert werden.

Was macht ROSA in Belgien?

Wir organisieren verschiedene Aktionen. Zum Beispiel organisieren wir grade Proteste am 25.11., dem Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen, in verschiedenen Städten. Aber nicht nur gegen Gewalt gegen Frauen, sondern auch gegen Gewalt gegen LGBTQI+-Menschen. Durch Corona gab es einen großen Anstieg der häuslichen Gewalt in Belgien. Aber wir hatten dieses Jahr auch viele Fälle von Belästigungen, Stalking – allgemein viel Gewalt gegen Frauen. Letzte Woche wurde eine Frau in Gent vergewaltigt, nachdem sie in einer Bar unter Drogen gesetzt worden war. Deswegen ist es besonders wichtig auf die Straße zu gehen und sich um ein Programm zu organisieren – ein Programm mit dem man kämpfen kann.

Was waren die größten Erfolge von ROSA in Belgien?

Das war die „Fight for 14“-Kampagne („Kämpft für 14“). Sie wurde von Gewerkschaften gestartet, um für einen Mindestlohn von 14 Euro zu kämpfen. An der Universität von Gent haben wir mit der Gewerkschaft gemeinsam einen großen Streiktag organisiert. Die Menschen, die in den Restaurants arbeiten und die in der Universität putzen, und keine 14 Euro in der Woche verdienen, haben gestreikt. Sie haben dabei viel Solidarität von Student*innen erhalten. Es gab sogar eine Demonstration vom Universitätsgebäude zu den Streikposten.

Wir haben die 14 Euro erreicht. In dem wir Solidarität zwischen den Angestellten und den Student*innen geschaffen haben, und Aktionen durchgeführt haben. Das waren die beiden Zutaten, die uns den Erfolg gebracht haben.

Letztes Jahr haben wir das erste mal „Pride is a Protest“ organisiert – gleich in zwei Städten. LGBTQI+-Menschen leiden noch immer unter Diskriminierung und Gewalt. Wenn wir uns dagegen stellen, und kämpfen wollen, dann brauchen wir ein Programm mit klaren Forderungen. Das ist etwas, dass die Pride-Events heute nicht mehr haben. Sie sind eher zu einer Party geworden. Natürlich ist es wichtig, die Fortschritte und Erfolge zu feiern – aber wir sind nicht an dem Punkt, dass LGBTQI+-Menschen und nicht-LGBTQI+-Menschen die gleichen Rechte haben. Deswegen sind diese Proteste noch immer wichtig, um für Gleichberechtigung zu kämpfen.

Was habt ihr als nächstes vor?

Wir wollen weiter mit dem Aufbauen unserer Bewegung machen. Der 25.11. wird der nächste Schritt sein. Am 28.11. werden wir dann zu einer belgienweiten Demonstration gegen Gewalt gegen Frauen gehen. Wir wollen weitermachen mit dem Kampf gegen Sexismus und Gewalt. Wir wollen ROSA Gruppen in neuen Städten aufbauen und gemeinsam mit mehr Aktiven gegen den Sexismus und das System dahinter kämpfen.