Von ROSA Köln
„Reclaim the Night!“ – unter diesem Motto sind wir Freitagabend mit 90 jungen Menschen durch die Straßen und Parks des Kölner Stadtteils Ehrenfeld gezogen. Mit Megafon, Musik, Lichterketten und Laternen ausgestattet habe wir gezielt dunkle, unbeleuchtete und unsichere Orte besucht, die Angsträume für Frauen und genderqueere Personen darstellen können. Wir fordern mehr Beleuchtung an solchen Orten, eine sinnvolle und sichere Stadtplanung, kostenlosen, gut ausgebauten ÖPNV und Nachttaxis für Frauen, damit wir uns auch nachts im öffentlichen Raum bewegen können, wie wir wollen.
Aufgerufen hatte die sozialistisch-feministische Kampagne ROSA. Dabei waren viele jungen Aktivist*innen einer Kölner Gesamtschule, an der es zuvor mehrere Vorfälle sexistischer Übergriffe durch einen Lehrer gegeben hatte. Schüler*innen sind dagegen vorgegangen, so dass der Täter nun die Konsequenzen tragen muss.
Die Ermordung einer jungen Frau und ihres Kindes durch den Ex-Partner in Köln vor einigen Wochen hat auch viele Menschen wütend gemacht und motiviert, für eine Gesellschaft zu kämpfen, in der solche Taten der Vergangenheit angehören.
An fünf verschiedenen Orten wurden Reden gehalten, unter anderem zur Rolle der Polizei und der Kirche bei Alltagssexismus, zu häuslicher Gewalt und der Ursachen von Sexismus. Zwischendurch sangen wir eigens für die Aktion geschriebene feministische „St.-Martins-Lieder“. Die Stimmung war so kämpferisch und enthusiastisch, dass unser Demozug von anfangs 50 Teilnehmer*innen auf 90 anwuchs; vor allem junge Frauen schlossen sich spontan an.
Die Aktion endete im unbeleuchteten Grüngürtel, einer Parkanlage. Hier wurden Laternen aufgehangen, Sticker verteilt und noch weiter diskutiert bei (eigens mitgebrachtem) Tee und Kinderpunsch. Das Fazit von Aktivist*innen war: Die Aktion machen wir noch einmal!
Ein umgedichtetes St.-Martins-Lied für antisexistische Laternenumzüge
Ich geh mit meiner Freundin und meine Freundin mit mir.
Dort oben da leuchten die Sterne, hier unten da kämpfen wir:
1. An jeder Eck sexistischer Dreck, Rabimmel, rabammel, rabumm.
2. Die Typen vor der Kneipe dort, Rabimmel, „Hey Süße!“, rabumm.
3. Der Partner daheim im stillen Haus, Rabimmel, rabammel, rabumm.
4. Keinen Platz für uns im Frauenhaus, Rabimmel, rabammel, rabumm.
5. However I dress, wherever I go, Rabimmel, rabammel, rabumm.
6. Yes means Yes and No means No, Rabimmel, rabammel, rabumm.