Krieg betrifft Frauen besonders hart, in vielerlei Hinsicht. Wenn Ehemänner und Söhne zum Wehrdienst an die Front müssen, sind es die Frauen, die alles am Laufen halten müssen – Versorgung der Familie, Produktion, die ganze Gesellschaft.
Im Ersten Weltkrieg war es nicht anders. Aber die Frauen, die die männlichen Beschäftigten in vielen Betrieben ersetzten, erhielten weit niedrigere Löhne als ihre Kollegen. Gleichzeitig mussten sie ihre Familien trotz Armut und Hungersnöten durchbringen. Vor diesem Hintergrund wurde der Frauenkampftag in Russland 1917 zum massiven Protest gegen Preissteigerungen und Lebensmittelknappheit sowie gegen den Krieg.
Unter dem Slogan „Für Brot und Frieden“ legten am 8. März (23. Februar nach dem alten julianischen Kalender) Arbeiterinnen des Petrograder Rüstungsbetriebs Putilow die Arbeit nieder, ebenso die Arbeiterinnen in fünf Textilwerken. Die Streikenden marschierten mit roten Fahnen durch die Straßen ins Zentrum der Stadt und riefen alle Kolleg*innen auf, sich ihnen anzuschließen – mit Erfolg. 90.000 Arbeiter*innen traten in den Streik. – Am nächsten Tag über 200.000, dann 300.000 – der Generalstreik begann, mit zahlreichen Massendemonstrationen, die das Ende des Krieges und den Sturz der Regierung forderten.
Die Bewegung wurde zur russischen „Februarrevolution“, der sich auch Armeeregimenter anschlossen. Anstatt in die nächste militärische Offensive zu gehen, bildeten die Soldat*innen gemeinsam mit den Arbeiter*innen Räte, die den Zaren zum Rücktritt zwangen.
Die Februarrevolution selbst und die neue bürgerliche Provisorische Regierung, konnten Krieg, Unterdrückung und Hunger nicht beenden. Sie bildeten aber den Auftakt zur Oktoberrevolution desselben Jahres, die nicht nur dem Kapitalismus in Russland ein Ende setzte, sondern auch dem Ersten Weltkrieg in Osteuropa. Mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk am 3. März 1918 endete das Schlachten.
Zu Ehren der streikenden Arbeiter*innen Petrograds wurde der Internationale Frauentag mit Beschluss der „Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen 1921“ in Moskau dauerhaft auf den 8. März gelegt.
Bild: George Shuklin, Public domain, via Wikimedia Commons