Im Rahmen des Saarbrücker Max-Ophüls-Festivals waren wir in dem Dokumentarfilm “In Deinen Händen” von Sophie Dettmar, der uns in liebevoll zusammengestellten Szenen und Interviews die Sicht zweier Hebammen auf Ihre Arbeit und das System Geburtshilfe nahe bringt. Der Film liefert jede Menge Stoff, um über gesellschaftliche Prioritäten nachzudenken, über sie zu reden und darum zu kämpfen, diese zu verändern.
von Peter Narog, Saarbrücken
Schon der Einstieg, der aus Sicht von Neugeborenen die ersten Eindrücke eines kalten, grellen Krankenhaus-Kreißsaals einer warmen, freundlichen Umgebung, die Geborgenheit ausstrahlt, gegeneinander stellt, regt zum Nachdenken an.
Beide Hebammen beschreiben, wie sie versuchen, Frauen und Neugeborenen diese sensible und hoch emotionale Phase so angenehm wie möglich zu gestalten, und dabei regelmäßig an systemische Grenzen stoßen. Die psychische Gewalt, die durch das Übergehen von Bedürfnissen alltäglich ist, wird im Film erfahrbar. Einer der wichtigsten Momente im Leben eines Menschen ist im gesellschaftlichen Bewusstsein nicht präsent.
Die im Publikum anwesenden Hebammen und Studierenden des relativ neuen Studiengangs für angewandte Hebammenwissenschaften an der HTW Saarbrücken, bestätigten diese Eindrücke in der nachfolgenden Gesprächsrunde und beklagten den Mangel an Anerkennung und Wertschätzung für ihren Berufszweig völlig zurecht.
Die schweizer Hebamme Anka, die zuvor Architektin war, stellt im Film auch ihre Pläne für eine völlig andere, geborgenere Umgebung für die Geburt vor. Sie betont in diesem Zusammenhang, dass Geburtshilfe völlig anders aussehen würde, wenn sie von den Beschäftigten und insbesondere den Hebammen organisiert würde.
Dies entspricht grundsätzlich unserer Vorstellung einer sozialistischen Gesellschaft, die von unten demokratisch organisiert werden muss und alle gesellschaftliche Tätigkeit an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Eine Gesellschaftsordnung, die an einem so existentiellen Punkt wie der Geburt eines Kindes nicht in der Lage ist, die bestmöglichen Bedingungen zu gewährleisten, ist jedenfalls zum Scheitern verurteilt.
Foto: Sophie Dettmar