Am 25. Juli wurde bekannt, dass gegen Boris Kagarlitsky, einen bekannten linken russischen Journalisten und Schriftsteller, ein Strafverfahren wegen Rechtfertigung des Terrorismus eingeleitet wurde. Im schlimmsten Fall drohen Boris bis zu sieben Jahre Gefängnis. Derzeit ist nicht bekannt, wo sich Boris Kagarlitsky aufhält. Nach Angaben seiner Tochter gibt es keinen Kontakt zu ihm, sein Handy ist ausgeschaltet.
Von Sascha Rakowski, Köln
Boris Kagarlitsky ist wahrscheinlich der bekannteste russische linke Theoretiker der Gegenwart im Ausland. Seine Bücher sind in fast alle europäischen Sprachen übersetzt worden. Die russische Linke und insbesondere die russische Organisation Sozialistische Alternative kennen Boris Kagarlitsky gut. Er begann seine politische Arbeit bereits in den 1970er Jahren während der Herrschaft der stalinistischen Bürokratie. Im Jahr 1982 wurde er wegen seiner Beteiligung an der Gründung der illegalen Organisation der Jungsozialisten für ein Jahr inhaftiert. In den folgenden 30 Jahren nahm er an allen wichtigen Organisationsprojekten links von der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation teil. Die Sozialistische Alternative arbeitete in den frühen 2000er Jahren aktiv mit ihm in der Antiglobalisierungsbewegung und später gegen das Putin-Regime zusammen.
Boris Kagarlitsky ist kein revolutionärer Marxist. Sein fehlendes Verständnis des historischen Prozesses führte ihn immer wieder zu widersprüchlichen Positionen gegenüber dem Putin-Regime, der rechten Opposition gegen Putin und der Frage des Verhältnisses zwischen Russland und der Ukraine. Sicherlich gab und gibt es an Boris Kagarlitsky viel zu kritisieren, aber wir verteidigen ihn unmissverständlich gegen Willkür und Polizeigewalt.
In die Enge getriebenes Putins politisch bankrottes bonapartistisches Regime erscheinen selbst solch ein sozialdemokratischer Linksintellektueller bedrohlich. Jede Meinung, die von Putins Medienlinie abweicht, ist potenziell gefährlich und muss mit allen Mitteln des Staatsapparats unterdrückt werden.
Wir erklären uns solidarisch mit allen linken und sozialistischen Aktivisten, die vom russischen Staatsapparat angegriffen werden. Wir bitten darum, die Informationen über die Verfolgung von Boris Kagarlitsky so weit wie möglich zu verbreiten.
- Freiheit für alle demokratischen und linken Aktivisten, die Repressionen ausgesetzt sind!
- Nieder mit dem imperialistischen Krieg des Putin-Regimes!
- Für Solidarität und den gemeinsamen Kampf der Arbeiter*innenklasse Russlands und der Ukraine!
- Nieder mit dem Putin-Regime und der Macht des Kapitals!
Foto: Boris Kagarlitsky 2008, CC BY-SA 3.0 Jenya Demina Женя Демина