Rock Down The Patriarchy!

Am 2.6. zitiert Tagesschau24 den veranstaltenden Geschäftsführer von „Rock am Ring“ Matt Schwarz: „Der Anteil von Bands mit nicht männlich-gelesenen Personen hat sich zu vergangenem Jahr mehr als verdoppelt und liegt bei knapp 30%“ Die Komikerin Carolin Kebekus organisierte 2022 ihr erstes DCKS-Festival ausschließlich mit „female fronted“ Bands. In Saarbrücken organisiert die sozialistisch-feministische Gruppe ROSA am 23. September ein feministisches Rock-Konzert mit politischer Veranstaltung.

von Peter Narog, Saarbrücken

Dass Konzertveranstalter*innen überhaupt bewusst damit umgehen müssen, welche Bands sie buchen, zeigt schon, dass Frauen in der Szene unterrepräsentiert sind. Eine Studie des Deutschen Musikinformationszentrums (MIZ) ergab 2021, dass Frauen zwar genauso häufig musizieren wie Männer, aber eher singen als ein Instrument zu lernen. Sie spielen seltener Gitarre oder Schlagzeug und häufiger Blockflöte oder Klavier. Die kalifornische Universität Aannenberg veröffentlichte im selben Jahr, dass von 2013 bis 2020 nur 13,4% der Nominierten für die Grammies Frauen waren.

Dass aus wohlhabenderen Familien 63% der Kinder und Jugendlichen musizieren, aus armen Familien lediglich 35%, macht kulturelle Teilhabe zu einer politischen Frage. Alle Kinder und Jugendlichen müssen Zugang zu jeder Art von Instrument haben und zu kostenlosem Musikunterricht. Musikalität muss unabhängig von Elternhaus und Geschlecht gefördert werden.

Toxische Männlichkeit bekämpfen

Wenn uns Nadine, die Sängerin der Band NTÄ, berichtet, dass sie am Veranstaltungsort direkt als Merchandiserin angesprochen wird, wenn beim Konzert der reinen Frauen-Cover-Band The Iron Maidens eine Gruppe sogenannter Fans erst einmal „ausziehen“ grölt, wenn männliche Fans und männliche Stars wie Till Lindemann Frauen als reine Sexualobjekte sehen, dann ist der Anreiz leider nicht groß, sich in eine solche Umgebung zu bewegen. Doch Rockmusik ist großartig! Wir müssen diese Zustände gemeinsam bekämpfen. Für eine umfassende Teilhabe braucht es aber mehr.

Kein Geld, keine Zeit, kein Rock’n’Roll

Die Vorbereitung einer soliden Performance braucht regelmäßige Zeitfenster zum Üben, Proben und zur kreativen Arbeit, ganz zu schweigen von der Vorbereitung und Durchführung von Konzerten. Instrumente, Proberäume und Musikunterricht kosten einiges an Geld. Erwerbstätige Frauen verdienen durch den Gender-Pay-Gap deutlich weniger. Sie leisten deutlich mehr unbezahlte Care-Arbeit, die kaum geregelte Zeiten kennt. Bands, die es nicht gibt, können von Veranstalter*innen weder gebucht werden noch können sie den Sprung in den professionellen Bereich schaffen.

Kultur mit feministischem Kampf verbinden

Wir wollen zusammen mit den lokalen Musikprojekten Juliet Blue, Risiko.Deluxe, Megamensch und NTÄ ein rauschendes Fest feiern und es mit einem politischen Angebot für den Kampf um bessere Lebensbedingungen verbinden.

Zum Auftakt stellen wir daher ROSA vor und hoffen auf viele gute Gespräche am Rande der Veranstaltung. Da sich auch Aktivist*innen aus mehreren Städten und anderen europäischen Ländern angekündigt haben, wollen wir am Sonntag Bilanz ziehen, Erfahrungen austauschen und darüber reden, wie wir ROSA im Saarland aufbauen können.

Meldet Euch bitte unter rosaar@email.de oder einfach am Abend an unserem Info-Tisch, wenn Ihr am Sonntag teilnehmen wollt.

(Daten und Grafik zur Veranstaltung, siehe https://www.facebook.com/events/1985253981829281)

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