Am 16.September haben verschiedene „Pro-Life“-Gruppen, christliche Fundamentalist*innen und Faschist*innen in Berlin und Köln ihren sogenannten Marsch für das Leben veranstaltet. Marschieren konnten sie in Köln allerdings nicht – dank des entschiedenen, vereinten Widerstandes.
Von Conny Dahmen, Köln
Immerhin 1500 Abtreibungsgegner*innen kamen auf dem Heumarkt zusammen. Neben christlichen Fundamentalist*innen und diversen Verstrahlten, Burschenschaftlern, Nazis, der AfD und anderen Rechten hatte auch die Kölner CDU aufgerufen – eine besondere Provokation, da sie in Köln ein Ratsbündnis u.a. mit den Grünen bildet. Der Kölner CDU-Chef Karl Mandl nannte den „Marsch für das Leben“ eine „Demo mit einem berechtigten Anliegen“. Auch zwielichtige Kirchenvertreter wie der Kölner Kardinal Woelki unterstützen diese Veranstaltung, auf der mit Fotos lachender Babys und Kindern mit Trisomie 21 sowie mit der direkten Gleichsetzung von Abtreibung und Euthanasie Stimmung gemacht wurde.
Verschiedene linke, antifaschistische, feministische und queere Organisationen hatten 2500 Gegendemonstrant*innen mobilisiert, unter anderem über das Kölner Pro-Choice-Bündnis. Diese Mobilisierung wurde zurecht sehr ernst genommen: sicherlich konnten wir auf Seiten der „Pro-Lifer“ viele bizarre Gestalten beobachten („Tempelritter Deutschland“), wie sie lächerliche Dinge sagen oder tun (Rosenkränze schwenken, kryptische Litaneien singen, furchtbare Pottschnitte tragen, das baldige Kommen von Jesus ankündigen …). Dennoch ist diese Veranstaltung ernstzunehmen, als ein Versuch der rechten Kulturkämpfer*innen, einen weiteren Schritt nach vorne zu kommen und unsere hart erkämpften Errungenschaften anzugreifen.
Schon heute können Schwangere in der Großstadt Köln nur an 22 Orten abtreiben; nur zwei Kölner Krankenhäuser führen nach der Beratungsregelung operative Schwangerschaftsabbrüche durch, die auch viele Menschen aus dem Umland in Anspruch nehmen.
Seine vorgesehene Route konnte der rechte Marsch von Beginn an nicht laufen, aufgrund der Masse der Gegendemonstrierenden, die sich ihm direkt in den Weg gestellt hatten und lautstark störten. Die SAV war ebenfalls mit elf Aktivist*innen dabei. Blockaden an unterschiedlichen Stellen ließen sich auch durch Polizeiknüppel nicht auflösen, es kamen stattdessen immer mehr Menschen dazu, so dass auch Ausweichrouten versperrt waren. Am Ende stellte sich die Lage erfreulich unübersichtlich dar und die Rechten und Fundis mussten nach Stunden des Stillstandes und Angeschrienwerdens abziehen.
Gemeinsam haben wir es geschafft. Die Rechten sind in Köln nicht durchgekommen, sondern an der Entschlossenheit der Menschen gescheitert, die einem sexistischen Backlash nicht tatenlos zusehen wollen. Jetzt gilt es, diesen Widerstand weiter aufzubauen, um uns nicht nur zu verteidigen, sondern endlich ein wirkliches Abtreibungsrecht durchzusetzen, wirkliche Selbstbestimmung – nicht nur über unsere Körper, sondern unser gesamtes Leben.