Schock und Trauer erfassten Wien am 23. Februar, als innerhalb von weniger als 24 Stunden fünf Frauen brutal ermordet wurden. Bei zwei Frauen handelte es sich um eine Mutter und ihre 13-jährige Tochter, die höchstwahrscheinlich von ihrem Vater bzw. Ehemann ermordet wurden. Drei Frauen wurden an ihrem Arbeitsplatz, einem Erotikstudio in der Brigittenau, brutal erstochen. Nur drei Tage später, am Montag, wurde eine weitere Frau von ihrem Partner getötet.
ROSA Österreich
ROSA spricht den Angehörigen der Opfer tiefes Beileid und Solidarität aus.
Möge ihr Andenken ein Aufruf zum Widerstand sein!
Rund 700 Menschen, darunter auch Angehörige der Opfer, gingen am darauffolgenden Montag mit ROSA auf die Straße, um unter dem Motto „Keine einzige weniger“ ihre Wut gegen diese schrecklichen Femizide auszudrücken. ROSA Österreich fordert ein Sofortprogramm, das von der Regierung massiv finanziert wird, für die dringend benötigten Schutzräume, Unterstützungszentren, Prävention und Versorgung zum Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt in Österreich. „Man(n) tötet nicht aus Liebe, stoppt Femizide“, „Keine Frau / kein Mensch ist illegal, Bleiberecht überall“ und „Gewalt ist nie ein Einzelfall, Sexismus bekämpfen überall“ hallten durch die Straßen.
Einige Reden betonten, dass Femizide nur die Spitze des Eisbergs eines Systems sind, das durch und durch sexistisch ist und in dem Belästigungen, Beschimpfungen und sexistische Einstellungen und Verhaltensweisen für die meisten Frauen zum Alltag gehören. Diese werden durch die frauenfeindliche Hetze und Hassreden von FPÖ, ÖVP & Co, aber auch durch Frauenarmut, Notstand im Care-Bereich und Gender Pay Gap vorangetrieben. Geschlechtsspezifische Gewalt ist keine individuelle Angelegenheit, sondern systematisch, geboren und gezüchtet innerhalb des verrottenden kapitalistischen Systems.
Die FPÖ versucht diese schrecklichen Femizide zu nutzen, um Rassismus zu schüren, doch weder Sexismus, noch geschlechtsspezifische Gewalt oder Femizide sind „importiert“. Sie sind tief im kapitalistischen System verwurzelt, in jeder Gesellschaft und in jedem Land.
Die „Frauenministerin“ der ÖVP, Susanne Raab, erklärte sie sei zufrieden mit den Ressourcen und der Unterstützung, die Menschen zur Verfügung stehen, die mit geschlechtsspezifischer Gewalt konfrontiert sind: „Leider bedeutet das nicht, dass jeder einzelne Fall von Gewalt verhindert werden kann, vor allem, wenn es im Vorfeld keine Anhaltspunkte gab.“ Sie schiebt die Verantwortung schamlos auf die Opfer ab: „Nur sehr wenige Frauen, die ermordet wurden, hatten vorher Kontakt zu einem Gewaltschutzzentrum oder einer anderen frauenspezifischen Beratungsstelle.“
Wir werden die Epidemie von geschlechtsspezifischer Gewalt und Femiziden in Österreich nicht hinnehmen, und wir werden nicht akzeptieren, dass uns die Schuld dafür gegeben wird! Bringen wir den Kampf in die Schulen, an die Arbeitsplätze und in die Nachbar*innenschaften, um eine sozialistisch-feministische Bewegung von unten aufzubauen!